04_Es ist was Faul

ein Problem für mich war. Wir landeten zwischen zwei Mülltonnen und
    sahen gerade noch, wie Kaine und sein Gefolge davonfuhren.
    Ich rannte zu Joffy, der immer noch winkte.
    »Hör endlich auf damit!«, fauchte ich.
    »Tut mir leid«, sagte er kopfschüttelnd. »Wo warst du denn
    plötzlich?«
    »Frag mich nicht. Wir gehen jetzt nach Hause.«
    Als wir den Schauplatz verließen, war der aufgeregte ältere
    Herr immer noch dabei, jedem, der es hören wollte, von seiner
    »Beinahetodeserfahrung« zu erzählen.

    Ich ging nach Mitternacht zu Bett, noch immer erschrocken
    über die Faszination, die Kaine auf die Massen ausübte. Aber
    ich würde ihm schon noch beikommen. Ich würde einen weiteren Versuch machen, bei passender Gelegenheit seine Hand zu
    ergreifen, und wenn es wieder nicht klappte, würde ich die
    Radierer-Munition einsetzen, die ich aus der BuchWelt geschmuggelt hatte. Ich hatte keine Skrupel, Kaine zu vernichten.
    Das war auch keine schlimmere Tat als die eines Schriftstellers,
    der auf die Löschtaste drückt. Aber solange Präsident Formby
    Kaine ablehnte, konnte der nicht Diktator werden, also hatte
    ich noch etwas Zeit. Ich konnte die Entwicklung beobachten
    und Pläne machen. Wie Mrs Malaprop sagte: »Zeitverschwendung ist auch eine Form der Feindaufklärung.«

    4.
    Eine Stadt wie Swindon
    Präsident George Formby hat es gestern in einem heftigen
    Schlagabtausch abgelehnt, Staatskanzler Kaine zum Diktator von England zu machen. Kaines so genanntes Ermächtigungsgesetz, das bereits vom Parlament gebilligt worden ist,
    bedarf nur noch der Unterschrift des Präsidenten, um in
    Kraft zu treten. Gestern erklärte der Präsident nun in seiner
    Residenz in Wigan, er würde »so einem A******** nicht mal
    einen Würstchenstand anvertrauen, geschweige denn unser
    England!« Kaine war offenbar verärgert über diese Bemerkung. Der Präsident sei »zu alt, um die Zukunft des Landes
    mitzubestimmen«, erklärte er vor Reportern, Formby wisse
    nicht mehr, was vorgeht. Außerdem sei er »ein schlechter
    Sänger«. Diese letzte Bemerkung musste er allerdings aufgrund der öffentlichen Empörung nach wenigen Stunden
    mit dem Ausdruck des Bedauerns zurücknehmen. Er sei
    falsch zitiert worden, sagte der Staatskanzler.
    THE TOAD,
    13. Juli 1988

    Es war der Morgen nach der Fernseh-Show, und ich hatte
    schlecht geschlafen. Ich war sogar vor Friday aufgewacht, was
    ziemlich ungewöhnlich war. Ich starrte an die Decke und dachte an Kaine. Ich musste ihm zu seinem nächsten öffentlichen
    Auftritt folgen, ehe er bemerkte, dass ich wieder zurück war. Ich
    überlegte gerade, warum Joffy wohl beinahe vom Kaine-Rausch
    erfasst worden war, als Friday erwachte und mich so ansah, als
    hätte er Hunger. Rasch zog ich mich an und ging zum Frühstücken mit ihm in die Küche.
    »Willkommen beim Swindoner Frühstücksfernsehen mit
    Toad«, erklärte der Fernsehansager, als wir hereinkamen. »Ich
    bin Warwick Fridge, und meine Partnerin heute Morgen ist die
    bezaubernde Leigh Onzolent …«
    »Hallo.«
    »… Wir bringen Ihnen zwei Stunden Nachrichten und Interviews, Wettbewerbe und Spiele, um Ihnen den Start in den Tag
    zu erleichtern. Frühstück mit Toad wird Ihnen von Arkwright
    Doornobs präsentiert, den besten Herstellern von Türknöpfen
    und Klinken in Wessex.«
    Warwick drehte sich zu Leigh um, die viel zu glamourös aussah für acht Uhr morgens. Sie lächelte und sagte: »Wir sprechen
    heute mit Krocket-Captain Roger Kapok über Swindons Chancen beim SuperHoop-88 und mit einem Mann, der behauptet,
    bei einer Nahtoderfahrung ein Rudel Einhörner gesehen zu
    haben. Unser Dodoflüsterer steht für Ihre Fragen zu den psychologischen Problemen Ihrer gefiederten Lieblinge zur Verfügung, und der Othello-Rückwärts-Lesewettbewerb tritt ins
    Viertelfinale. Später werden wir uns noch mit Mr Joffy Next
    über die erwartete Wiederauferstehung des hl. Zvlkx unterhalten, aber zuerst einmal folgen die Nachrichten. Der CEO der
    Goliath Corporation hat angekündigt, dass die Sparziele für
    dieses Geschäftsjahr bereits in wenigen Wochen …«
    »Guten Morgen, Tochter«, rief meine Mutter, die gerade hereinmarschiert kam. »Ich wusste gar nicht, dass du zu den Frühaufstehern gehörst.«
    »Bis der junge Mann da auf die Welt kam, bin ich auch keiner gewesen«, sagte ich und zeigte auf Friday, der den PorridgeTopf interessiert musterte. »Aber er isst nun mal gern früh und
    reichlich.«
    »Als du in seinem Alter warst, war das auch