Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
Vom Netzwerk:
ein
    Zauderer, der sich zu nichts entschließen kann, und ich habe
    den Verdacht, dass diese ›Schauspieler‹ etwas damit zu tun
    haben. Ich muss mir das ansehen.«
    Ich überlegte, ob es eine Interpretation gab, wo er nicht ganz
    so zögerlich auftrat. »Wie wäre es, wenn wir uns den Film von
    Zeffirelli ansehen«, sagte ich schließlich.
    »Wer spielt mich?«
    »Mel Gibson.«
    »–so macht Bewusstsein Feige aus uns allen –«
    Hamlet starrte mich mit offenem Mund an. »Das ist ja fantastisch! «, sagte er voller Begeisterung. »Ich liebe Mel Gibson!«
    Er dachte einen Augenblick nach. »Den Horatio … spielt dann
    sicher Danny Glover, nicht wahr?«
    »–von des Gedankens Blässe angekränkelt –«
    »Nein, nein. Zwei Profis räumen auf ist etwas völlig anderes
    als Hamlet.«
    »Tja«, sagte Hamlet nachdenklich. »Ich glaube, da irren Sie
    sich. Eigentlich heißt die Serie ja Lethal Weapons. Da steckt
    doch schon sehr viel Pazifismus drin. Und die Hauptfigur fängt
    auch mit Selbstzweifeln an. Er denkt sogar an Selbstmord, aber
    dann rafft er sich auf und bringt die Bösewichter um. Wird
    Ophelia von Patsy Kensit gespielt?«
    »Nein«, sagte ich geduldig. »Von Helena Bonham Carter.«
    Das stimmte ihn wieder fröhlicher. »Hey, das ist ja klasse!
    Wenn ich das Ophelia erzähle, flippt sie aus! Falls sie das nicht
    ohnehin schon getan hat.«
    »Vielleicht sollten wir uns doch lieber den Film von Laurence
    Olivier ansehen. Kommen Sie, wir haben zu arbeiten.«
    »–und Wagestücke aus der Bahn gelenkt, verlieren so der
    Handlung Namen –«
    Der WillSprech-Hamlet verstummte klickend und summend
    und wartete auf die nächsten zwei Shilling.

    5.
    Ham(let) und Cheese
    Nach fünf Jahren sorgfältigster Überlegungen hat der Stadtrat jetzt mit der Benennung der »Sieben Wunder« von
    Swindon begonnen, um den Fremdenverkehr zu beleben.
    Die Prozedur umfasst siebenundzwanzig einzelne Schritte
    und ist die teuerste und komplizierteste bürokratische
    Maßnahme, welche die Stadt jemals durchgeführt hat. Sie
    könnte durchaus auch selbst als ein Wunder gelten. Die
    Entscheidung liegt beim Sieben-Wunder-Sonderausschuss,
    der die Ergebnisse der Sieben-Wunder-Arbeitsgruppe begutachten wird, die sich wiederum auf Vorlagen von sechs
    verschiedenen Unterausschüssen stützen. Die Auswahl des
    Sonderausschusses muss anschließend noch von allen Referaten der Stadtverwaltung bestätigt werden, ehe sie dem
    Stadtrat vorgelegt wird. Dazu sind eigens inter-referentielle
    Prüfungsgruppen gebildet worden. Das komplizierte, ja geradezu byzantinische und außerordentlich teure Genehmigungsverfahren ist bereits für den begehrten Red Tape Award der Fachzeitschrift Bürokratie heute nominiert worden.
    SWINDON GLOBE NEWS,
    12. Juni 1988

    Ich stellte den Wagen im Parkhaus über dem Brunel Centre ab
    und kaufte einen Parkschein. Dabei musste ich feststellen, dass
    sich der Preis seit meinem letzten Aufenthalt verdreifacht hatte.
    Ich warf einen Blick in mein Portemonnaie. Ich hatte gerade
    noch fünfzehn Pfund, drei Shilling und ein altes Skyrail-Ticket.
    »Knapp bei Kasse?«, fragte Hamlet, als wir das Einkaufszentrum betraten.
    »Sagen wir, mein Reichtum besteht vor allem in offenen
    Rechnungen.«
    In der BuchWelt war Geld nie ein Problem gewesen. Alle
    Einzelheiten des täglichen Lebens wurden von einer Instanz
    geregelt, die man Narrative Voraussetzung nannte. Wenn es
    nicht eigens erwähnt wurde, musste der Leser einfach mal
    davon ausgehen, dass man sich die Haare gekämmt und eingekauft hatte und dass man auf der Toilette gewesen war. Der
    Autor brauchte diese Dinge in der Regel nicht zu erwähnen,
    und ich hatte diese Banalitäten der wirklichen Welt in der Tat
    fast vergessen. Jetzt genoss ich sie beinahe. Sie waren so wunderbar stumpfsinnig.
    Hamlet studierte die Schlagzeilen der Zeitungen. »BLUTRÜNSTIGE DÄNEN«, sagte er nachdenklich. »Hunderte von
    englischen Bürgern ermordet. Was soll das bedeuten?«
    »Das bezieht sich auf einen Wikingerüberfall vor über zwölfhundert Jahren, Hamlet. Ich weiß auch gar nicht, ob die Wikinger überhaupt Dänen waren.«
    »Das heißt, wir sind nicht wirklich die Erbfeinde Englands?«
    »Keineswegs.«
    »Und das Essen von Rollmops führt auch nicht zu Erektionsstörungen?«
    »Nein. Aber reden Sie bitte nicht so laut. Die Leute hier in
    den Läden sind durchaus real. Es handelt sich nicht um D-7Statisten. Hier in der Außenwelt existieren Sie nur in einem
    Drama.«
    »Okay«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher