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04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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die Brik
    Schitt-Hawse von der Goliath Corporation als Bodyguards
    begleitet hatten. Er und sein Partner, Mr Chalk, hatten mir
    schwer zu schaffen gemacht. Sein Ziegenbärtchen hatte er nicht
    mehr, aber seine Identität stand außer Zweifel. War er jetzt
    undercover? Wohl kaum, denn sein Name stand auf dem
    Schildchen auf seinem Kittel. Er hatte sogar zwei Sternchen,
    eins für Kaffeetassen spülen und eins für seinen Latte macchiato. Er schien mich allerdings nicht zu erkennen.
    »Was darf's denn sein, Vetter Eddie?«
    »Was gibt's denn?«
    »Espresso, Mokka, Latte, weißer Mokka, heiße Schokolade,
    entkoffeinierter und rekoffeinierter Kaffee, Goliachino™ … Was
    ist denn?«
    Hamlet hatte angesichts der Auswahl zu zittern begonnen.
    Schmerz und Verzweiflung standen in seinem Gesicht. Ich hatte
    ihm eine Entscheidung zugemutet, und das überforderte ihn.
    »Espresso oder Latte, das ist hier die Frage«, begann er. »Ob
    Schokolade feiner schmeckt mit extra Sahne …«
    »Eddie!«, rief ich. »Hör sofort damit auf!«
    »Schäumen, schlürfen und vielleicht zu trinken – ja, da
    liegt's.«
    »Geben Sie ihm einen Mokka mit Sahne, bitte.«
    Hamlet stoppte abrupt. »Sorry«, sagte er und rieb sich die
    Schläfen. »Ich weiß gar nicht, was da über mich gekommen ist.
    Ich hatte plötzlich dieses überwältigende Bedürfnis, stundenlang zu reden, ohne eine Entscheidung zu treffen. Ist das normal?«
    »Ich glaube, nicht«, sagte ich. »Ich hätte gern einen Latte, Mr
    Cheese.«
    Ich beobachtete die Reaktion des Kaffeebrühers, aber er
    schien mich immer noch nicht zu erkennen. Er tippte unsere
    Bestellungen in die Registrierkasse ein und begann den Kaffee
    zuzubereiten.
    »Erinnern Sie sich an mich?«, fragte ich schließlich.
    Seine Augen verengten sich. Er starrte mich zwei Sekunden
    lang aufmerksam an. »Nein«, sagte er schließlich.
    »Ich bin Thursday Next.«
    Jetzt begann er zu strahlen. Ein freundliches Lächeln breitete
    sich auf seinem Gesicht aus, und er hielt mir die Hand hin, als
    wäre ich eine alte Freundin. Ich zögerte, dann erwiderte ich
    seinen Händedruck.
    »Miss Next! Wo sind Sie gewesen? Im Gefängnis?«
    »Nein, nur verreist.«
    »Aber es geht Ihnen gut?«
    »Ja, durchaus«, sagte ich misstrauisch und zog meine Hand
    vorsichtig wieder zurück. »Wie geht es Ihnen?«
    »Ganz gut!«, lachte er und betrachtete mich einen Augenblick von der Seite. »Sie haben sich verändert. Woran liegt das?«
    »Vielleicht an der neuen Frisur? Kein Haar auf dem Kopf?«
    »Genau. Wir haben überall nach Ihnen gesucht. Sie waren
    fast achtzehn Monate lang auf der Liste der zehn von Goliath
    meistgesuchten Personen. Nummer eins sind Sie allerdings nie
    geworden.«
    »Das enttäuscht mich jetzt aber gewaltig.«
    »Vor Ihnen war nie jemand länger als zehn Monate auf der
    Liste«, sagte Cheese wehmütig. »Wir haben wirklich überall
    nach Ihnen gesucht.«
    »Aber dann haben Sie doch aufgegeben?«
    »Aber nein!«, sagte Cheese höchst beleidigt. »Ausdauer ist
    Goliaths größte Stärke. Es gab eine Umstrukturierung, und wir
    erhielten andere Aufgaben.«
    »Sie meinen, Sie wurden gefeuert?«
    »Bei Goliath wird nie jemand gefeuert«, erwiderte er schockiert. »Von der Wiege bis zur Bahre … Sie kennen ja unser
    Motto.«
    »Also haben Sie sich bloß von der Einschüchterung und Erpressung zum Milchaufschäumen und Kaffeebrühen verändert?«
    »Ja, haben Sie es denn noch nicht gehört?«, fragte Cheese
    und ließ die heiße Milch in den Kaffee zischen. »Goliath hat
    sein Image vom Mächtigen Konzern zur Friede-FreundschaftEierkuchen-Gemeinde entwickelt.«
    »Doch, die Botschaft hab ich gehört, bitte vergeben Sie mir,
    wenn mir der Glaube noch fehlt«, sagte ich.
    »Besonders beim Vergeben ist Goliath Spitze. Vertrauen ist
    schwer zu erzeugen, Miss Next. Das ist auch der Grund, warum
    brutale Schläger wie ich gründlich umgeschult werden mussten.
    Unsere Konzern-Prophetin, Schwester Bettina, hat vorausgesagt, dass unser Management-System auf Glauben umgestellt
    werden muss, aber die Regeln der neuen Religion sind sehr
    streng. Es gibt ehrliche und tiefgreifende Veränderungen im
    ganzen Konzern. Die alte Goliath SchutzStaffel (GSS) heißt jetzt
    Goliath schämt sich. Wir haben sogar die Anfangsbuchstaben
    beibehalten, damit von den guten Werken kein Geld für neues
    Briefpapier abgezweigt werden muss.«
    »Oder damit Sie den alten Namen gleich behalten können,
    wenn Sie wieder zur brutalen Gewalt zurückkehren

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