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04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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draußen behielten.«
    »Was ist denn los?«, fragte ich misstrauisch.
    »Es war nicht mein Fehler!«, schluchzte sie und griff nach
    ihrem Taschentuch. »Ich dachte, die Interne HandlungsAnpassung sollte nur dazu dienen, um saisonale Verschiebungen
    auszugleichen. Sie wissen schon: der Tod im Obstgarten, dann
    Winter und dann wieder Blumen –«
    »Was ist denn passiert?«, fragte ich.
    Mrs Tiggy-winkle sah mich unglücklich an.
    »Wissen Sie, seit Rosencrantz und Guildenstern ihr eigenes
    Stück gekriegt haben, hat es viel Unzufriedenheit und Aufruhr
    in Hamlet gegeben.«
    »Ja, und?«
    »Kurz nachdem Sie mit Hamlet abgereist waren, hat Ophelia
    einen Staatsstreich unternommen. Sie hat einen kastrierten B-6-Hamlet aus Lamb's Shakespeare für die Jugend geholt und dazu
    überredet, einige Schlüsselszenen ganz neu zu spielen. Jetzt ist
    sie eine emanzipierte junge Frau mit sehr modernen Ansichten.«
    »Und dann?«
    »Nun ja«, sagte Mrs Tiggy-winkle. »Das Stück heißt jetzt Die
    Tragödie der schönen Ophelia, die vom bösen Prinzen Hamlet
    zum Wahnsinn getrieben wird.«
    »Sie kann's einfach nicht lassen, nicht wahr? Der werd ich's
    zeigen. Sag ihr, sie soll sich benehmen, sonst kriegt sie einen
    Prozess an den Hals, der sich gewaschen hat. Das ist ein Eingriff
    in ein literarisches Kunstwerk, der …«
    »Das haben wir schon versucht. Aber dann kam Laertes aus
    Paris zurück und unterstützte die Revolution. Gemeinsam
    heckten sie noch mehr Veränderungen aus, und jetzt heißt das
    Stück Die Tragödie des edlen Laertes, der seine schöne, vom
    mörderischen und bösen Hamlet zum Wahnsinn getriebene
    Schwester Ophelia rächt.«
    Ich kratzte mir den kahlgeschorenen Schädel. »Und wenn
    wir sie beide verhaften?«
    »Zu spät. Polonius hat sich von seinen Kindern anstecken
    lassen. Er fand, das sei jetzt eine gute Gelegenheit, mal einige
    Dinge richtig zu stellen, und fing an, den Dialog umzuschreiben. Dann haben sie das Stück erneut umbenannt: Die Tragödie
    des äußerst witzigen und keineswegs langweiligen Polonius, Vater
    des edlen Laertes, der seine schöne und tugendhafte, vom respektlosen, mörderischen und bösen Prinzen Hamlet zum Wahnsinn
    getriebene Schwester Ophelia rächt.«
    »Und wie verlief die Auseinandersetzung mit ihm?«
    »Mit Polonius? Sie war ziemlich … wortreich. Wir könnten
    sie natürlich alle ersetzen«, sagte Mrs Tiggy-winkle. »Aber wenn
    man so viele Hauptfiguren ersetzt, leidet so ein Theaterstück in
    der Regel doch sehr. Aber eins ist sicher: Hamlet können wir im
    Augenblick gar nicht brauchen. Wenn der jetzt zurückkommt,
    macht er ein Mordstheater. Sie wissen ja, wie wütend er werden
    kann.«
    »Okay«, sagte ich. »Wir werden Folgendes machen … Das
    Ganze betrifft doch die Folio-Ausgabe von 1623, nicht wahr?«
    Mrs Tiggy-winkle nickte.
    »Okay. Verschieben Sie Hamlet – oder wie immer das Stück
    gerade heißt – in eine stillgelegte Storycode-Maschine, und
    nehmen Sie die zweisprachige Ausgabe von dtv in Betrieb.
    Dann ist das Außenland erst mal versorgt, und niemand muss
    sich mit der polonisierten Fassung herumschlagen. Das muss
    fürs Erste genügen. Horatio steht doch sicher noch auf Hamlets
    Seite?«
    »Ja, ganz entschieden.«
    »Dann macht ihn zum Jurisfiktion-Agenten. Er soll die Familie Polonius dazu überreden, dass sie einem freiwilligen
    Schlichtungsverfahren zustimmt. Halten Sie mich auf dem
    Laufenden. Ich werde dafür sorgen, dass Hamlet hier draußen
    genügend Beschäftigung hat.«
    Mrs Tiggy-winkle machte sich eifrig Notizen.
    »Ist das dann alles?«, fragte ich.
    »Ja, falls Sie mir nicht Ihre Wäsche mitgeben wollen.«
    »Nein, die macht meine Mutter. Und jetzt muss ich mich um
    Yorrick Kaine und meinen Ehemann kümmern.«
    »Ja, natürlich«, sagte Mrs Tiggy-winkle nach einer kurzen
    Pause. »Wir werden schon allein mit alledem fertig.«
    »Gut.«
    »Gut.«
    »Tja, gute Nacht, dann.«
    »Ja«, sagte die Igelin, »dann gute Nacht.« Sie stand in der Küche, kratzte mit ihren Krallen auf dem Linoleum und seufzte.
    »Tiggy, was haben Sie denn?«
    »Ach, ich mache mir solche Sorgen um meinen Mann!«,
    platzte sie schließlich heraus. »Letzte Nacht ist er völlig geschockt nach Hause gekommen und hat nach Autoabgasen
    gerochen!«

    Es dauerte bis drei Uhr morgens, ehe sie mir alles erzählt hatte
    und ich endlich mit meinen Gedanken, einem schlafenden
    Sohn und einem Taschentuch voller Igeltränen allein blieb.

    11.
    Die Größe des hl. Zvlkx
    Im

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