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04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Frau. »Ich bin Julie. Julie Aseizer. Ich
    bin seit drei Jahren jede Woche einmal in dieser Gruppe gewesen!«
    Alle verstummten betroffen. Alles, was man hörte, war das
    Klappern von Mrs Beattys Stricknadeln.
    »Also, ich kann mich nicht an Sie erinnern«, erklärte der
    dünne Mann. Er sah sich in der Gruppe um. »Kennt sonst
    irgendjemand diese Person?«
    Die Gruppenmitglieder schüttelten mit leeren Gesichtern die
    Köpfe.
    »Sie denken wohl, das ist ein Mordsspaß, was?«, sagte der
    dünne Mann böse. »Das hier ist eine Selbsthilfe-Gruppe für
    Menschen mit schweren Gedächtnis-Störungen, und ich glaube
    nicht, dass es besonders komisch oder konstruktiv ist, uns zu
    verspotten! Und jetzt gehen Sie bitte!«
    Die Frau blieb noch einen Augenblick stehen und biss sich
    verwirrt auf die Lippen. Aber es war ihr Ehemann, der schließlich das Wort ergriff: »Komm, Liebling, wir gehen nach Hause.«
    »Moment mal!«, rief sie. »Wenn mein Ralph nie weg gewesen
    wäre, hätte ich doch gar keinen Grund herzukommen, nicht
    wahr? Aber ich erinnere mich doch genau …«
    Ihre Stimme versagte, und ihr Mann umarmte sie, als sie zu
    schluchzen begann. Er führte sie hinaus und entschuldigte sich
    wortreich bei den Anwesenden.
    Sobald sie gegangen waren, setzte sich der dünne Mann wieder hin. »Unglaubliche Zustände!«, murmelte er.
    »Alle Leute denken, es wäre komisch, uns mit diesem alten
    Witz zu quälen«, sagte Mrs Beatty. »Das war schon das zweite
    Mal diesen Monat.«
    »Also jetzt habe ich wirklich Durst«, sagte Emma. »Sonst
    noch jemand ein Gläschen?«
    »Vielleicht sollten diese Leute eine eigene Selbsthilfe-Gruppe
    gründen«, sagte ich.
    Das fand keiner komisch, und ich lächelte für mich allein.
    Vielleicht hatten Landen und ich ja doch noch eine Chance.

    Danach trug ich nicht mehr viel zu den Gesprächen der Gruppe
    bei, die sich ohnehin bald den neuesten Fernsehprogrammen
    zuwendeten, die mich nicht sehr interessierten. Emma machte
    gar keinen Versuch mehr, die anderen zum Trinken zu überreden, sondern werkelte mit einem Schraubenzieher am Getränke-Schrank herum, als Friday einen seiner Ultraschalltöne
    ausstieß und ich mich endlich entschuldigen konnte. Er stand
    in seinem Bettchen und rüttelte an den Gitterstäben. Ich nahm
    ihn heraus und las ihm so lange vor, bis wir beide schliefen.

    10.
    Mrs Tiggy-winkle
    Staatskanzler Yorrick Kaine hat gestern die großen Bücherverbrennungen eingeleitet, mit denen England von dänischer Literatur befreit werden soll. Anstelle der angekündigten »dreißig bis vierzig Tonnen« konnte Kaine allerdings
    nur acht Exemplare von Kierkegaards Furcht und Zittern in
    Brand setzen. Auf die Frage, warum offenbar nur so wenige
    Bürger die Werke Kierkegaards zur Verfügung gestellt hätten, erklärte Kaine: »Die dänische Philosophie ist offenbar
    weitaus weniger populär, als wir gedacht haben – und das
    wundert mich auch nicht. Als Nächsten nehmen wir uns
    Hans Christian Andersen vor!« Kierkegaard selbst konnte
    nicht befragt werden, da er rücksichtsloser Weise schon
    Jahrzehnte lang tot ist.
    THE TOAD,
    14. Juli 1988

    Ich träumte gerade, dass ein großer Elefant mit einer Kettensäge
    auf meinem Bauch saß, als ich gegen zwei Uhr morgens erwachte. Ich war noch immer vollständig bekleidet, und Friday
    lag schnarchend auf meiner Brust. Ich legte ihn zurück in sein
    Bettchen und drehte die Lampe zur Wand, um das Licht ein
    bisschen zu dämpfen. Meine Mutter hatte mein Zimmer aus
    irgendwelchen Gründen so belassen, wie es gewesen war, als ich
    von zu Hause auszog. Das war natürlich sehr nostalgisch, aber
    auch ein wenig verstörend. Wie es schien, hatten mich seinerzeit vor allem Jungens, Musik, Jane Austen und Polizeiarbeit
    interessiert.
    Ich zog mich aus, streifte ein langes Baumwollhemd über
    und betrachtete meinen Sohn, der im Schlaf leise vor sich hin
    schmatzte.
    »Psst!«, sagte plötzlich hinter mir eine Stimme, und ich
    wandte mich um. Im Halbdunkel hinter mir stand eine große
    Igelfrau mit einer Küchenschürze und einer Haube. Sie behielt
    die Tür scharf im Auge und lächelte mir verschmitzt zu. Dann
    trat sie ans Fenster und spähte hinaus. »Woa!«, sagte sie staunend. »Die Straßenlaternen sind ja orange. Das hätte ich nie
    gedacht.«
    »Mrs Tiggy-winkle«, sagte ich. »Ich bin doch erst zwei Tage
    fort.«
    »Tut mir leid, dass ich störe«, sagte sie, machte einen Knicks
    und legte geistesabwesend meine Wäsche zusammen, die ich
    auf

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