04_Es ist was Faul
wenn der Große Mann jetzt nicht erschien, war das eine peinliche und obendrein kostspielige Sache.
Joffy hatte eine Menge von Mutters Ersparnissen in einen
teuren Mittelenglisch-Kurs an der VHS investiert.
»Sagen Sie, Irrwürden«, fuhr Lydia fort, um das Interview
etwas in die Länge zu ziehen, »ich habe gehört, dass die Nationale Toast Kommission einen Sponsorenvertrag mit St Zvlkx
hat?«
»Das ist richtig«, sagte Joff. »Die Idolatrischen Freunde von
St Zvlkx haben einen sehr guten Vertrag für ihn ausgehandelt.
Die Nationale Toast Kommission wollte gern die Exklusivrechte
an seiner Persönlichkeit und seiner Weisheit.«
»Trifft es zu, dass auch die Goliath Corporation sehr interessiert war?«
»Nein, eigentlich nicht. Goliath war ziemlich enttäuscht über
die hl. Bernadette von Lincoln. Die Sportartikelabteilung von
Goliath hatte über zweihundertfünfzigtausend Pfund in einen
Sponsorenvertrag investiert und war dann ziemlich frustriert,
als sich die Heilige den ganzen Tag zum stillen Gebet in eine
Klosterzelle zurückzog. Das hat den Verkauf von Joggingschuhen und Trainingsanzügen offenbar nicht sehr befördert. Die
Nationale Toast Kommission hat uns aber keinerlei Auflagen
erteilt. Sie haben erklärt, der hl. Zvlkx könne tun und lassen,
was er wolle.«
Lydia blickte wieder in die Kamera. »Erstaunlich. Wenn Sie
gerade erst eingeschaltet haben: Ich berichte Ihnen live von der
Wiederauferstehung eines Heiligen aus dem 13. Jahrhundert.
Ich stehe mitten in der Stadt Swindon, und wir erwarten jeden
Augenblick das Erscheinen des hl. Thomas Zvlkx.«
Ich schaute erneut auf die Uhr. Zvlkx war jetzt schon zehn
Minuten zu spät dran, und Lydia musste sich neue Gesprächspartner suchen, um die Zeit bis zu seinem Erscheinen zu über-brücken. Die Zuschauer wurden bereits etwas unruhig, und an
die Stelle des erwartungsvollen Schweigens war ungeduldiges
Gemurmel getreten. Lydia hatte gerade einen Modeschöpfer
danach befragt, was der Heilige wohl für Kleider tragen würde,
als aus der Nähe des Fliegenden Plastik-Elefanten, auf dem
Kinder für Sixpence fünf Minuten lang schaukeln durften, ein
aufgeregter Schrei erklang. Irgendetwas passierte am Eingang
des Supermarkts.
Joffy sprang über die Absperrung und rannte zum Parkplatz
für Mutter und Kind, wo sich ein Riss im Boden aufgetan hatte,
aus dem eine Rauchsäule stieg. Der Himmel verdunkelte sich,
die Vögel hörten auf zu singen, und die Kunden, die gerade aus
den Drehtüren kamen, sahen verblüfft, wie ein Blitz in den alten
gotischen Steinbogen schlug. Eine Sturmbö fegte über den
Parkplatz, und einige Leute begannen zu kreischen, als die
müden Tesco-Fahnen zu knattern begannen und leere Mülltonnen über den Platz rollten. Andere mussten bloß husten,
weil so viel Staub herumwirbelte.
Nach wenigen Sekunden war alles vorbei. Auf dem Boden zu
unseren Füßen saß ein schmuddeliger Mann mit einem schütteren Bart und außerordentlich schlechten Zähnen, der eine
grobe Kutte und einen Strick um den Leib trug. Er blinzelte und
sah sich neugierig um.
»Willkommen«, sagte Joffy, der ihn als Erster erreichte. »Ich
vertrete die Idolatrischen Freunde des hl. Zvlkx und möchte Euch Schutz
und Hilfe anbieten.«
Der Mönch sah erst Joffy und dann die aufgeregten Menschen an, die sich genähert hatten und hektisch mit ihren
Fotoapparaten hantierten.
»Sie haben eine sehr gute Aussprache«, sagte Zvlkx langsam. »Ist
das 1988?«
»Ja, Sir. Ich habe einen Sponsorenvertrag mit der Nationalen Toast
Kommission für Sie ausgehandelt.«
»Zahlen die bar?«
Joffy nickte.
»Dem?*&$$@ sei Dank!«, sagte Zvlkx. »Ist das Bier besser geworden, seit ich das letzte Mal da war?«
»Nicht sehr, fürchte ich. Aber die Auswahl ist größer.«
»Kann's gar nicht erwarten. Hubba-hubba! Wer ist die Puppe in der
engen Bluse?«
»Mr Next«, sagte Lydia, der es gelungen war, sich wieder
nach vorn durchzudrängeln, »könnten Sie unseren Zuschauern
vielleicht erklären, was Mr Zvlkx sagt?«
»Ich … äh, habe ihn im zwanzigsten Jahrhundert willkommen geheißen und ihm gesagt, dass wir bestimmt viel von ihm
lernen könnten, besonders was die Bienenzucht und das Brauen
von Met angeht. Er hat gesagt, äh, dass er müde von seiner
Reise ist und sich für den Weltfrieden und kleine Hunde und
Kätzchen einsetzen will.«
Die Menge teilte sich und machte den Weg frei für den Bürgermeister von Swindon. Der Heilige erkannte sofort,
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