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04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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zu
    verlieren?«
    »Alles, was ich will, ist mein Ehemann«, sagte ich. »Unterschreiben werde ich gar nichts.«
    Schitt nahm sein Namensschild aus dem Karton und stellte
    es sorgfältig zurück auf den Schreibtisch.
    Wieder klingelte das Telefon.
    »Ja, Sir … Nein, sie will nicht … Das habe ich versucht, Sir
    … Ganz wie Sie wünschen, Sir.«
    Er legte den Hörer auf, griff erneut nach seinem Namensschild und hielt es über die Umzugskiste.
    »Das war noch mal der Vorstandsvorsitzende. Er möchte
    sich persönlich bei Ihnen entschuldigen. Werden Sie hingehen?«
    Ich zögerte. Den obersten Boss von Goliath zu Gesicht zu
    bekommen, war für einen Außenseiter höchst ungewöhnlich.
    Aber wenn jemand Landen zurückholen konnte, dann war es
    der CEO. »Okay«, sagte ich.
    Schitt lächelte, ließ sein Namensschild in den Karton fallen
    und warf dann eilig alles andere hinein.
    »Schön«, sagte er. »Wir müssen uns beeilen. Ich bin gerade
    drei Ränge befördert worden. Gehen Sie zurück zum Empfang,
    dort werden Sie abgeholt. Vergessen Sie Ihr StandardVergebungs-Formular nicht. Und wenn Sie meinen Namen
    erwähnen könnten, wäre ich Ihnen sehr dankbar.«
    Er gab mir das nicht-unterschriebene Formular. In diesem
    Augenblick ging die Tür auf, und ein anderer Angestellter mit
    einer Umzugskiste voller persönlicher Besitztümer trat herein.
    »Und was ist, wenn ich ihn nicht zurückkriege, Mr Schitt?«
    »Tja«, sagte er und warf einen Blick auf die Uhr. »Wenn Sie
    irgendwelche Beschwerden hinsichtlich unserer Bußfertigkeit
    haben, sollten Sie sich an einen ausgebildeten Apologisten
    wenden, Miss Next. Ich arbeite nicht mehr hier.«
    Er lächelte sein arrogantes Lächeln, setzte seinen Hut auf und
    ging.
    »Guten Tag«, sagte der neue Apologist, während er um den
    Schreibtisch herumging und seine Kiste abstellte. »Gibt es
    irgendetwas, weshalb wir uns entschuldigen sollten?«
    »Ja. Ihre verdammte Firma«, murmelte ich. »Das tun wir
    gern und ohne jede Einschränkung«, sagte der Apologist mit
    ehrlich betrübter Miene.

    15.
    Beim Vorstandsvorsitzenden
    Vor fünfzig Jahren waren wir eine kleine Firma mit kaum
    7 000 Angestellten. Heute besteht Goliath aus 14 000 Firmen mit über 38 Millionen Beschäftigten, die 12 Millionen
    verschiedene Produkte und Leistungen anbieten. Diese
    Größe ist es, was uns die Zuversicht gibt, noch viele Jahre
    für Sie alle sorgen zu können. Bereits im Jahre 1980 war unser Umsatz größer als das Bruttosozialprodukt von 72% aller Staaten der Erde zusammen. Dieses Jahr machen wir den
    nächsten großen Sprung vorwärts: Wir werden zur anerkannten Religionsgemeinschaft mit eigenen Göttern, Halbgöttern, Priestern, Gebetbüchern und Tempeln. Die Aktionäre erhalten Gelegenheit, in unser neues ManagementSystem einzutreten, das nach den Regeln eines religiösen
    Ordens aufgebaut ist. Sie (die Gläubigen) werden Gelegenheit erhalten, uns (die Götter) anzubeten. Im Austausch dafür werden Sie vor den Übeln dieser Welt beschützt und erhalten eine Belohnung im nächsten Leben. Ich weiß, dass
    Sie mich bei dieser neuen Kraftanstrengung genauso unterstützen werden wie bei allen früheren Unternehmungen.
    Ein Prospekt, der Ihnen ausführlich darlegt, wie Sie sich für
    das Wohl der Firma aufopfern können, liegt am Ausgang
    für Sie bereit. Neu-Goliath gibt Ihnen alles, was Sie je brauchen werden. Sie werden nie mehr etwas anderes wollen.
    Nie mehr.
    Aus der Rede des Vorstandsvorsitzenden
    auf der Hauptversammlung 1988
    Ich ging zurück in die Eingangshalle und meldete mich bei der
    Empfangsdame. Sie hob erschrocken die Augenbrauen, als ich
    sagte, wen ich sprechen wollte, wählte dann aber doch brav das
    110. Stockwerk. Ich spürte, wie ihre Augen mich aufmerksam
    musterten. Schließlich legte sie auf und bat mich, Platz zu
    nehmen. Ich schob Friday in die VIP-Wartezone und gab ihm
    eine Banane, die ich in meiner Handtasche hatte. Dann setzte
    ich mich auf eine schwarze Ledercouch und beobachtete die
    zahlreichen Goliath-Angestellten, die mit entschlossenen
    Schritten und klappernden Absätzen auf dem polierten Marmorboden hin und her rannten, ohne dass ersichtlich war, was
    sie eigentlich taten.
    »Miss Next?«
    Zwei junge Männer standen vor mir. Der eine war in einen
    kobaltblauen Goliath-Anzug gekleidet, der andere schien eine
    Art Page zu sein, der ein silbernes Tablett hielt.
    »Ja?«, sagte ich und stand auf.
    »Mein Name ist Godfrey«, sagte der Mann im GoliathAnzug. »Ich

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