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04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Daisy Mutlar
    erwähnt?«
    »Na ja … Ich dachte, du wärst vielleicht sauer, dass sie immer noch in der Stadt ist.«
    Daisy Mutlar, das sollte an dieser Stelle vielleicht erwähnt
    werden, war eine aufgetakelte Person, die Landen beinahe
    geheiratet hätte, als wir uns mal zehn Jahre getrennt hatten.
    Aber darauf kam es nicht an. Wichtig war vielmehr, dass es
    ohne Landen völlig unwichtig war ob es eine Daisy gab oder
    nicht. Wenn Daisy in der Stadt war und meine Mutter das
    wusste, dann musste Landen ebenfalls in der Stadt sein – oder
    sonst irgendwo.
    Ich warf einen Blick auf meine Hand. An meinem Ringfinger
    hatte ich – einen Ring. Einen Ehering! Ich zog ihn ein Stück weit
    herunter und sah, dass die Haut darunter schneeweiß war. Es
    sah aus, als wäre er schon jahrelang da. Und das konnte nur
    eins bedeuten …
    »Wo ist eigentlich Landen?«, fragte ich unschuldig.
    »Zu Hause, nehme ich an«, sagte meine Mutter und zuckte
    die Achseln. »Bleibst du zum Essen?«
    »Heißt das, er ist nicht genichtet?«
    Sie sah verwirrt aus. »Um Himmels willen! Natürlich nicht,
    Schätzchen.«
    Meine Augen verengten sich unwillkürlich. »Und ich war
    auch nie bei den Anonymen NichtungsOpfern mit dir?«
    »Natürlich nicht, Schätzchen. Du weißt doch, dass ich und
    Mrs Beatty die Einzigen sind, die da jemals hingehen. Und Mrs
    Beatty kommt auch bloß, um mich zu trösten. Was redest du
    eigentlich? He, komm zurück! Wo rennst du denn – ?«

    Ich war schon aus der Tür und halb auf der Straße, als ich
    plötzlich merkte, dass ich Friday nicht bei mir hatte. Reumütig
    kehrte ich in die Küche zurück, um ihn zu holen, und musste
    feststellen, dass trotz des Lätzchens sein T-Shirt von oben bis
    unten mit Schokolade verschmiert war. Ich zog es ihm aus,
    streifte ihm sein Sweatshirt über, stellte fest, dass es ebenfalls
    dreckig war, und suchte ein frisches. Dann wechselte ich seine
    Windeln und fand keine Socken.
    »Was machst du da, Schätzchen?«, fragte meine Mutter vorsichtig, als sie mich kopfüber in ihrem Wäschekorb herumwühlen sah.
    »Es ist wegen Landen«, sagte ich aufgeregt. »Er war doch genichtet, und jetzt ist er wieder da, und ich möchte, dass er
    Friday kennen lernt, aber Friday ist jetzt einfach zu klebrig, um
    seinen Vater kennen zu lernen.«
    »Landen? Genichtet? Wann soll das gewesen sein?«, fragte
    meine Mutter. »Davon weiß ich nichts.«
    »Das ist doch genau der Witz bei einer professionellen Nichtung«, sagte ich. »Die Leute merken es überhaupt nicht.« Ich
    hatte sechs verschiedene Socken gefunden, die alle nicht zusammenpassten. »Weißt du eigentlich, dass die Anonymen
    NichtungsOpfer mal vierzig Mitglieder hatten? Als ich dazukam, waren es nur noch zehn. Du hast deine Arbeit gut gemacht, und die Leute wären dir sicher sehr dankbar, wenn sie
    sich nur erinnern könnten, was los war.«
    »Ach«, sagte meine Mutter in jäher Erkenntnis. »Das heißt
    also … wenn NichtungsOpfer zurückkommen, dann ist es so,
    als wären sie nie weg gewesen, und die Vergangenheit schreibt
    sich neu?«
    »Ja. Mehr oder weniger. Ja.«
    Ich beschloss, Friday zwei verschiedene Socken anzuziehen.
    Das war jetzt auch schon egal. Sehr behilflich war er mir nicht,
    sondern spreizte sperrig die Zehen. Dann suchte ich seine
    Schuhe. Der eine lag unter dem Sofa, der andere auf einem
    Bücherregal – Melanie war also doch auf den Möbeln herumgeklettert. Ich bürstete Friday die Haare, wobei mir ein verkrusteter Soßenfleck hartnäckig Widerstand leistete. Trotzig ließ sich
    mein Sohn das Gesicht waschen, aber als ich gerade zur Tür
    hinauswollte, sah ich mich plötzlich im Spiegel und kriegte den
    Schock meines Lebens. Hastig rannte ich wieder nach oben,
    schmiss Friday aufs Bett, zog mir ein frisches T-Shirt und
    saubere Jeans an und versuchte irgendwas mit meinen abgeschnippelten Haaren zu machen.
    »Na, was meinst du?«, fragte ich Friday.
    »Aliquippa ex consequat.«
    »Ich hoffe, das heißt: Mama, du siehst wirklich großartig
    aus.«
    »Molfit anim est laborum.«
    Ich zog meine Jacke an und ging aus dem Zimmer, dann
    kehrte ich wieder zurück, um mir noch einmal gründlich die
    Zähne zu putzen und Friday seinen Eisbär-Teddy zu holen.
    Dann rannte ich wieder raus, um meiner Mutter zu sagen, dass
    ich heute Abend wahrscheinlich nicht mehr zurückkommen
    würde.
    Mein Herz raste immer noch, als ich Friday auf seinem Kindersitz anschnallte und das Dach meines Porsche zurückschlug
    – mein Auftritt

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