04 - Geheimagent Lennet und der Satellit
Augenbrauen.
»Mademoiselle Chevrot", begann Lennet hastig. »Die Arbeit, die Sie heute abend zu bewältigen haben, ist etwas anderes als das, was Sie gewohnt sind. Sie werden sich wundern und mich verwünschen, daß ich Sie geholt habe. Aber denken Sie immer an das, was ich Ihnen jetzt sage. Ich bin nicht der, der ich scheine. Es wird Ihnen schwerfallen, mir zu vertrauen, trotzdem müssen Sie es versuchen. Ich kann Ihnen jetzt nicht mehr sagen.
Aber vergessen Sie eins nicht: Ich bin Ihr Freund.«
Sanft entzog sie ihm ihre Hände.
»Mein Freund? Schon? Sie haben aber ein Tempo! Wir kennen uns doch erst seit zehn Minuten. Wie heißen Sie denn eigentlich?«
»Nennen Sie mich Jean-Jacques.«
»Und Sie, Sie nennen mich Nikky.«
»Einverstanden, Nikky.«
»Gehen wir, Jean-Jacques!« An der Garderobe nahm sie noch ihren Regenmantel vom Haken. Lennet half ihr hinein. Zum Dank schenkte sie ihm ein schüchternes, erstauntes Lächeln.
Einträchtig verließen sie die Wohnung.
Nikky knipste die Treppenhausbeleuchtung an. Mit kleinen, schnellen Schritten lief das junge Mädchen die Treppe hinunter.
Sie gingen an der Tür des Hausmeisters vorbei.
Zwei Etagen über ihnen folgte Huc. Er hielt sich einsatzbereit, falls Fräulein Chevrot doch noch Widerstand leisten sollte.
Lennet drückte auf den elektrischen Türöffner. Nikky versuchte, die schwere Tür zu öffnen. Lennet mußte ihr helfen.
Wieder dankte sie ihm mit einem Lächeln.
Sie traten hinaus.
»Brrr!« Nikky schüttelte sich. »Ganz schön frisch.« Ohne zu zögern setzte sie sich neben den Fahrer.
»Guten Abend, Herr Lefèvre. Oh! Entschuldigung! Ich habe Sie für den Chauffeur von Professor Estienne gehalten.«
Olivier murmelte etwas Unverständliches vor sich hin.
Fräulein Chevrot wandte sich zu Lennet um, der auf den Rücksitz geklettert war.
»Haben wir einen neuen Chauffeur?«
»Ja", erwiderte Lennet. »Aber mit dem da sind wir auch nicht zufrieden. Er spielt sich auf, als wäre er Professor Estienne höchstpersönlich.«
Nikky schien erschrocken.
»Das soll wohl ein Scherz sein, nehme ich an. Sagen Sie so etwas bloß nicht in Gegenwart von Professor...«
»Nein, nein", schaltete sich Onkelchen Olivier ein, der viel Sinn für Humor hatte. »Der Junge hat ganz recht.«
Er trat auf die Kupplung.
Da Fräulein Chevrot noch immer nicht ganz begriff, drehte sie sich wieder fragend zu Lennet um. Im selben Moment fiel ihr Blick auf Hucs Gaunergesicht am Wagenfenster.
»Iiih!« schrie sie. »Wer ist denn das?« Die Tür flog auf und mit einer Geschmeidigkeit, die man diesem Riesenkerl niemals zugetraut hätte, glitt Huc neben Lennet auf den Rücksitz.
»Der da", antwortete Olivier und fuhr los, »der hält sich nicht für Professor Estienne, der hält sich für Brigitte Bardot.«
»Ich verstehe überhaupt nichts mehr", klagte Nikky, »was geht hier vor? Wohin fahren wir überhaupt? Jean-Jacques, erklären Sie mir doch...«
Sie schmiegte sich eng an die Tür, um so weit wie möglich von Huc entfernt zu sein, der sich hinter sie gesetzt hatte.
Der Peugeot 403 rollte durch die Rue Saint-Jacques. Huc streckte seinen langen Arm aus, erwischte Nikky an den Haaren und preßte ihren Kopf gegen die Rückenlehne.
Sie versuchte zu schreien. Doch schon drückte ihr der ehemalige Catcher ein mit Chloroform getränktes Tuch auf Mund und Nase.
Sie wehrte sich etwas, dann verlor sie das Bewußtsein.
Als sie schlaff auf ihrem Sitz lag, pfiff Onkelchen Olivier bewundernd durch die Zähne: »Nicht schlecht für den Anfang, mein Kleiner. Du hast deine Sache ganz ordentlich gemacht!« Die Rückfahrt verlief ohne Zwischenfall. Lennet prägte sich verschiedene Punkte genau ein. Nun würde er in der Lage sein, die Villa, in der sich der Sitz des BIDI befand, ohne weiteres wiederzufinden. Sie lag am Rande des Bois de Verrières, einem größeren Park am Rande von Paris. Die SNIF-Leute würden das Gebiet gar nicht erst zu durchkämmen brauchen.
Der 403 bog ab und fuhr langsam eine Betonrampe hinunter.
Die Garagentür öffnete sich automatisch und schloß sich wieder, sobald der Wagen durchgefahren war.
Onkelchen Olivier trat auf die Bremse.
»Du trägst das Paket, Huc.«
Gehorsam warf sich Huc das junge Mädchen über die Schulter. Von Lennet gefolgt, trottete er hinter Onkelchen Olivier her.
Über der Schulter des Catchers hing das ohnmächtige Mädchen
In dieser Reihenfolge gelangten sie auch in den Saal, in dem die unermüdliche Madame Schasch hinter
Weitere Kostenlose Bücher