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04 - Geheimagent Lennet und der Satellit

04 - Geheimagent Lennet und der Satellit

Titel: 04 - Geheimagent Lennet und der Satellit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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ordentlich ein dicker Stoß Blätter, nicht sehr dicht beschrieben mit einer kleinen, klaren Schrift. Nikky hob nicht einmal den Kopf, als Lennet eintrat.
    Mit langen Schritten begann er in dem Raum auf- und abzugehen. Wie schlecht ihm die Rolle eines Gefängniswärters stand! Die arme Nikky! Sie fühlte sich bestimmt sterbenselend und zeigte doch soviel Würde...
    Auf einmal drang ihre zarte Stimme an sein Ohr, absichtlich hart und unpersönlich.
    »Sie vergessen die Fernschreiber!« Einer der Fernschreiber ratterte. Lennet stürzte hin und riß die soeben eingetroffene Nachricht ab. Sie bestand aus Zahlen und Ziffern. Rasch zog er einen Bleistift aus seiner Jackentasche und kritzelte ein paar Worte unter die Meldung.
    »Denken Sie an das, was ich Ihnen gesagt habe. Ich kann nicht mit Ihnen sprechen. Mikrofone und Lautsprecher verbinden uns mit dem Nebenzimmer. Aber wir können uns schreiben. Haben Sie Vertrauen!« Er legte Nikky den Papierstreifen auf den Schreibtisch. Sie sagte nicht einmal danke. Das Mädchen tat ganz so, als bemerke sie Lennets Nähe überhaupt nicht. Mit zwei kräftigen Strichen unterstrich er das von ihm Geschriebene. Doch Nikky rechnete weiter, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. Also entzog er ihr sanft das Blatt, an dem sie gerade arbeitete und schob das Fernschreiben an dessen Stelle.
    Mit zusammengepreßten Lippen und funkelnden Augen überflog sie das Geschriebene, rahmte die letzten drei Worte »Haben Sie Vertrauen!« mit energischen Bleistiftstrichen ein und schrieb dahinter: »Zu Ihnen?!« Lennet seufzte tief. Nikky warf ihm einen wütenden Seitenblick zu, aus dem er aber immerhin den Wunsch lesen konnte, wie gerne sie ihm glauben würde.
    Er nickte dreimal bekräftigend mit dem Kopf. Sie zuckte mit den Achseln.
    Lennet ergriff einen Radiergummi und radierte ihre kurze, private Korrespondenz sorgfältig aus.
    Dann entfernte er sich wieder von Nikky und bezog seinen Posten vor dem Fernschreiber.
    Die Stunden vergingen.
    Später wollte Nikky genau wissen, welche Winde in verschiedenen Höhen über die Sahara wehten. Erst nach einer halben Stunde rollte ein Wägelchen mit den gewünschten Informationen an.
    Um acht Uhr morgens, Lennets Magen hatte bereits heftig zu knurren begonnen, verkündete die kleine Stimme von Veronique Chevrot am anderen Ende des Saals: »Fertig!« Er lief zu ihr hinüber.
    Vor Nikky lag ein Blatt, auf dem folgende Angaben standen: 
    12 h 36 
    31° 20' 14" N 
    03° 11' 08" W 
    Die Blicke der beiden jungen Leute trafen sich. Lennets Augen drückten sehr viel Mitleid und ein wenig Neugier aus.
    Aus Nikkys Blick sprach eine große Verwirrtheit und noch etwas: Doch Lennet konnte sich beim besten Willen nicht erklären, was es war. Es schien ihm eine Mischung von Mut und Ergebenheit.
    »Und wo ist das?« wollte er wissen.
    Statt einer Antwort deutete Nikky mit dem Finger auf einen Punkt der Erdkarte.
    »In der Sahara", murmelte Lennet geistesabwesend, »da hat der BIDI Glück gehabt...«
    »Von Glück kann hier wohl keine Rede sein", erklärte das junge Mädchen. »An Bord des Raumschiffs haben sich technische Schwierigkeiten ergeben, so daß es nicht in der Sowjetunion landen kann. Also hat der große Konstrukteur den Kosmonauten angewiesen, in dem am dünnsten besiedelten Gebiet niederzugehen.«
    Ihre Worte klangen leise und erschöpft. Die lange Arbeit hatte sie angestrengt.
    »Ich hoffe, daß man Sie jetzt ein wenig ausruhen läßt...«, entgegnete Lennet.
    Sie unterbrach ihn höhnisch.
    »Man, man... Sie gehören doch wohl auch zu denen, oder?« Lennet erwiderte nichts. Er ging zum Telefon hinüber und drückte auf den Knopf »Schasch Wohnung".
    »Hallo? Was gibt's?« fragte Madame Schasdis scharfe Stimme.
    »Guten Morgen, Madame Schasch. Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen.«
    »Wer spricht?«
    »Jean-Jacques Lissou, Madame Schasch, wünscht Ihnen einen angenehmen, guten Morgen.«
    »Wenn Sie mich deshalb aufgeweckt haben, dann...«
    »Nein, eigentlich nicht. Ich hätte gern gewußt, wann das Frühstück in diesem Haus angesetzt ist.«
    Statt einer Antwort erklangen erstickte Laute am anderen Ende, so daß Lennet es für angebracht hielt fortzufahren.
    »Beinahe hätte ich vergessen: Fräulein Chevrot hat den Landepunkt des Vostok festgestellt.«
    »Dummkopf! Abscheulicher kleiner Possenreißer! Hätten Sie das denn nicht gleich sagen können? Wo liegt er, dieser Landepunkt?«
    »Einunddreißig Grad, zwanzig Minuten, vierzehn Sekunden nördlicher

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