04 - Geheimagent Lennet und der Satellit
italiano?« erkundigte sich der andere in auch nicht gerade glänzendem Italienisch.
Lennet ergriff das Mikrofon, um den Kosmonauten anzusprechen »Do you speak English?« wollte der erste in schweizerisch klingendem Englisch wissen.
Der Kosmonaut hatte aufgehört zu sprechen. Doch jede der an ihn gerichteten Fragen beantwortete er nur mit einem verständnislosen Achselzucken.
Nun ergriff Lennet das Mikrofon.
»Comprenez-vous le Francais? Sprechen Sie Französisch?« fragte er langsam und deutlich.
Diesmal huschte ein verstehendes Leuchten über das Gesicht des jungen Mannes auf dem Bildschirm. Er nickte zustimmend.
»Ja, natürlich.«
Es war ein erhebendes Gefühl für Lennet, dem Fremden diese ersten beiden verständlichen Worte entlockt zu haben. Die Schweizer tauschten empörte Blicke aus. »Der hält uns wohl zum Narren, wie?« meinte der eine. »Einmal versteht er Französisch, dann versteht er's wieder nicht, pah!« Lennet nahm das Mikrofon in beide Hände.
»Ich freue mich zu sehen, daß Sie die Landung so gut überstanden haben. Sie sind doch nicht verletzt, oder?«
»Ich danke Ihnen. Nein, ich bin nicht verletzt. Würden Sie mir bitte sagen, wer Sie sind?« Eine kitzlige Frage. Lennet versuchte auszuweichen.
»Warum haben Sie Ihre Kugel noch nicht verlassen? Hat sich irgend etwas verklemmt?«
»Russisches Material verklemmt sich nicht", erwiderte der Kosmonaut einfach.
»Auch nicht die Vorrichtungen, die einen Satelliten auf die richtige Umlaufbahn bringen sollen? Und auch die Bremsraketen nicht?« erkundigte sich Lennet mit einem Anflug von Spott.
Das Gesicht des Kosmonauten verfinsterte sich. Er gab keine Antwort.
Schon taten Lennet seine Worte leid. »Sie dürfen das nicht ernstnehmen! Wissen Sie, wir Franzosen machen gerne Witze auf anderer Leute Kosten, aber wir meinen es nicht so.«
Ȁh! Sie sind also Franzose", stellte der Kosmonaut fest.
Seiner Stimme war nicht zu entnehmen, ob er sich darüber freute oder nicht.
»Ja, wir sind Franzosen. Zumindest einige von uns. Aber Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet, warum verlassen Sie denn nicht Ihre Kugel?«
»Sind Sie von Ihrer Regierung beauftragt, mich zu empfangen?«
»Dann haben Sie also die Absicht noch länger da drin zu bleiben?«
»Sagen Sie mir zuerst, auf was für Boden befinde ich mich?«
»Wird Ihnen da drinnen nicht ein bißchen heiß?«
»In wessen Auftrag sprechen Sie überhaupt mit mir?« Die Schweizer grinsten sich vielsagend an.
Es war unmöglich, ein richtiges Gespräch in Gang zu bekommen.
»Hören Sie", versuchte es Lennet noch einmal, »wir sollten doch zumindest versuchen, nicht ständig aneinander vorbeizureden.«
»Da bin ich ganz Ihrer Meinung.«
»Sie sprechen ausgezeichnet Französisch.«
»Danke.«
»Es ist zwar ganz lustig sich so per Fernsehschirm zu unterhalten, aber ich würde Ihnen trotzdem riesig gerne die Pfote drücken.«
»Zuerst muß ich wissen, mit wem ich die Ehre habe zu sprechen.«
»Ihr seid ganz schön förmlich, ihr Russen! Sie haben die Ehre, mit Jean-Jacques Lissou zu sprechen.«
»Sehr erfreut.«
Nach einem etwas verblüfften Kopfnicken fuhr der Russe fort: »Gehören Sie zu einer wissenschaftlichen Abordnung?«
»So kann man's auch nennen. Aber Sie haben mir immer noch nicht gesagt...«
In diesem Moment ging die Tür auf, und die anderen BIDI-Leute drängten sich in den Funkwagen. Als Madame Schasch eintrat, erhoben sich die beiden Schweizer.
»Verbindung hergestellt.«
Die kleine, alte Dame marschierte schnurstracks auf den Bildschirm zu.
»Da ist er ja, unser Kosmonaut! Bravo, bravo! Sieht er mich genauso gut wie ich ihn?«
»Ja, Madame, Sie stehen genau im Blickfeld der Kamera", bestätigte einer der Funker.
Dann wandte sich Madame Schasch an den jungen Mann auf dem Bildschirm, dessen Gesicht nun ziemliche Überraschung ausdrückte.
»Na, wie steht's, junger Freund, haben Sie bald lange genug Auster gespielt? Ich habe keine Lust noch ewig darauf zu warten, daß Sie sich endlich entschließen auszusteigen. Falls Sie es noch nicht selber bemerkt haben sollten, darf ich Sie darauf aufmerksam machen, daß es in der Sahara ziemlich heiß ist.«
Der Kosmonaut runzelte die Stirn.
»Die sowjetischen Klimaanlagen funktionieren ausgezeichnet", erwiderte er ungerührt. »Die Temperatur in meinem Raumschiff verändert sich nie - ich könnte mich genausogut am Nordpol befinden!«
»Genug, genug, keine Propaganda bitte", fiel ihm Madame Schasch ins Wort. »Ich habe
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