04 - Herzenspoker
sie gingen. Dann wandte er sich an Esther, die immer
noch lachte. »Sie sind beschwipst, meine Liebe«, sagte er.
Esther
hörte auf zu lachen. »Fühlt man sich dann so?« fragte sie.
»Vielleicht.
Noch einen Schluck?«
»Ich
würde nichts mehr trinken«, sagte Esther und hielt ihm ihr Glas hin, »wenn ich
nicht davon überzeugt wäre, dass Sie sich irren. Die Wärme vom Feuer tut mir so
gut.«
»Wir
können hier nicht mehr länger bleiben«, sagte Lord Guy. »Die beiden Männer sind
gegangen, als sie Ihre Kette gesehen haben. Vielleicht sind sie auf der Suche
nach Helfershelfern.«
»Quatsch!«
lachte Esther, die in heiterster Stimmung war.
»Vielleicht
verirren sie sich im Nebel, aber diese Ratten sind es gewohnt, bei Nacht zu
jagen. Liebling, Esther, ich könnte mit dir hier bis zum Ende aller Tage
sitzen, aber ich fürchte, schweben in Gefahr.«
»Sie
haben kein Recht, mich Esther zu nennen«, sagte Esther feierlich. »Nicht einmal
dann, wenn wir verheiratet sind. Ich werde Sie Carlton nennen, und Sie nennen
mich Lady Guy.«
»Ich bin froh, dass Sie
beschlossen haben, mich zu heiraten«, sagte er. Er zog ein Blatt Papier heraus
und hielt es hoch. »Schauen Sie! Eine Sondererlaubnis.«
»Nein!«
rief Esther. »Ich habe Spaß gemacht. Wie sind Sie zu einer Sondererlaubnis
gekommen?«
»Eine
meiner Cousinen zweiten Grades ist mit einem Bischof verheiratet.«
»Warum
denn solche Eile? Warum? Falls und wenn ich heirate, findet die Hochzeit ein
Jahr nach der Verlobung statt, wie es Brauch ist.«
»Liebe
Esther, hinter dieser abweisenden Fassade verbirgt sich eine wilde und
gefährliche Frau, die in der Lage ist, einen x-beliebigen Mann zu
heiraten, nur um mich zu verletzen, Ich habe vor, dich ganz für mich zu haben,
und das so bald wie möglich.«
»Nun,
das werden Sie nicht«, sagte Esther. »Es mag Sie vielleicht überraschen,
Mylord, aber ich bin unberührt!«
»Bravo«,
sagte er belustigt. »Anders hätte ich Sie auch gar nicht gewollt.«
»Während
Sie, Mylord, viele Frauen gehabt haben.«
»Ich
bin lange Zeit im Krieg gewesen«, sagte er. »Ich hatte sehr wenige ... äh ...
Freuden und in großen Abständen.«
»Nichtsdestoweniger
stößt mich die Vorstellung, mit jemandem wie Sie intim zu sein, ab.«
Er
legte seine Hände um ihr Gesicht und schaute suchend in ihre Augen. »Vielleicht
haben Sie recht«, sagte er ernst. »Ich möchte keine Braut, die mich nicht mag.
Deshalb ist es besser, sicherzugehen.«
Er
beugte seinen Kopf zu ihr hinab und küsste sie. Esther reagierte nicht auf
seine Zärtlichkeit. Ihre Lippen waren kalt und fest geschlossen. Als er ihren
Mund freigab, waren ihre Augen hart. Er sah sie überrascht und erschrocken an.
Da flog
die Tür der Schenke auf, und vier breitschultrige Männer kamen herein. Der
Wirt, der ebenfalls gerade den Schankraum betrat, um Feuerholz nachzulegen,
warf einen "Blick auf sie, sprang über den Schanktisch und war
verschwunden.
Lord
Guy erhob sich und umklammerte seinen Stock, während die Männer auf ihn
zutraten.
Es ist
ein nutzloser Stock, dachte er verschwommen, eine kleine schwarze Spielerei aus
Ebenholz mit einem Silbergriff und einer silbernen Quaste.
Esther
erhob sich uni stellte sich hinter ihn.
Der
Anführer der vier Männer war stämmig und vierschrötig. »Gebt die Klunker her«,
sagte er, »und wir krümmen euch kein Haar.«
Lord
Guy stand ganz still da und schaute die Männer an. Dann sagte er leise zu
Esther: »Gehen Sie nach hinten!«
Esther
stellte sich neben den Kamin, verzweifelt nach einer Waffe Ausschau haltend.
Lord
Guy stand immer noch da und schaute die Männer an. Warum tut er nichts? dachte
Esther.
»Es hat
ihm die Sprache verschlagen«, sagte einer der Männer mit rauhem Lachen. »Packen
wir's an, sonst stehn wir die ganze Nacht da.«
Der
Anführer ging auf Lord Guy zu.
Einen
Augenblick blieb Lord Guy noch stehen und blickte ihn ungerührt an, im nächsten
bewegte er sich schnell wie der Blitz. Er schwang seinen Stock und ließ den
Griff mit erschreckender Wucht auf den Kopf des Anführers niedersausen. Als
sich die anderen einmischten, führte er zunächst Scheinangriffe und wich aus.
Dann warf er den nächsten Angreifer über den Schanktisch, drehte sich um und
schlug dem Dritten im Bunde die Zähne ein, wirbelte wieder im Kreis, ergriff
die Punschbowle und schüttete sie dem letzten Mann ins Gesicht. Dann packte er
Esther bei der Hand und zog sie aus der Schenke. Er zerrte sie die Straße
entlang hinter sich
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