04 Im Bann der Nacht
Spiel setzen wird, nicht einmal, um sich selbst zu retten. So kann sie euch in ihr Versteck locken und euch in aller Ruhe töten.«
Anna hielt die Luft an. Aber sicher doch! Natürlich versteckte sich Morgana als der Feigling, der sie war, hinter Cezar. Sie wusste bestimmt, dass Anna alles tun würde, um den Mann zu retten, den sie liebte.
»Jagr«, knurrte Styx warnend.
Der große Vampir zuckte mit den Schultern. »So würde ich es jedenfalls machen.«
»Ihr müsst unbedingt an Euren Umgangsformen arbeiten, Bruder«, bemerkte Styx.
Jagrs Miene versteinerte sich. »Ich bin nicht Euer Bruder.«
Anna, die spürte, dass eine Schlägerei drohte, räusperte sich hastig. »Lass nur, Styx, ich möchte die Wahrheit wissen.« Sie berührte Styx’ harten Arm und verzog das Gesicht, als sie sein Muskelspiel fühlte, das darauf hinwies, dass er sich danach sehnte, auf etwas einzuschlagen. Oder jemanden. »Glaubst du, dass Morganas Plan so aussieht, wie Jagr es vermutet?«
»Ja«, gab er widerstrebend zu.
»Was tun wir also?«
»Offenbar gehen wir ihr direkt in die Falle«, murmelte Jagr.
Ein leises Knurren war zu hören, als Styx’ Macht die Luft erfüllte, Annas Haut zum Prickeln brachte und Jagr vor Schmerz fauchen ließ. »Jagr, wenn ich Eure Meinung hören möchte, werde ich danach fragen. Ist das klar?«
Anna hielt den Atem an, als eine angespannte Stille sich im Jeep ausbreitete. Die Ausdünstung von Gewalt lag so spürbar in der Luft, dass sie sie fast schmecken konnte. Gerade machte sich Anna bereit, vom Sitz zu rutschen und sich hinter ihrem Sitz zu verstecken, als Jagr leise ächzte und sich mit deutlicher Verärgerung selbst zum Sprechen zwang.
»Ja, Mylord.«
Das Kribbeln hörte auf. Tausend Dank. Das war wirklich knapp gewesen. Sie warf Styx einen vorsichtigen Blick zu und war verblüfft über seinen ruhigen Gesichtsausdruck. Es gab nicht das kleinste Anzeichen darin, dass er kurz davor gestanden hatte, einen Mord zu begehen. »So«, sagte sie, mehr, um das unbehagliche Schweigen zu durchbrechen, als aus dem Bedürfnis heraus zu reden. »Haben wir einen Plan?«
»Wir holen Cezar, töten Morgana und fahren eilends nach Chicago zurück«, gab Styx knapp zurück.
Anna schnitt eine Grimasse. Klang ja nicht gerade sehr ausgefeilt. »Okay.«
Ohne Vorwarnung glitt Styx’ Blick in ihre Richtung, und die strengen Züge wurden weicher. »Anna, wenn du lieber im Wagen warten möchtest, wird niemand geringer von dir denken.«
Sie schnappte nach Luft, so entrüstet war sie über den Vorschlag, sich im Auto zu verstecken, während Cezar in Gefahr war. »Auf gar keinen Fall!«, schnauzte sie, als Styx den Mund öffnete, um fortzufahren. »Nein, Styx! Cezar ist meinetwegen in Schwierigkeiten. Außerdem ist es meine Pflicht, mich Morgana zu stellen. Ich bin diejenige aus der Prophezeiung. Niemand sonst kann ihr etwas antun.«
»Du weißt, dass Cezar mich töten wird, wenn dir etwas zustößt?«
Anna zuckte unter Styx’ Blick nicht einmal zusammen. »Ich mag ja Cezars Gefährtin sein, aber ich treffe immer noch meine eigenen Entscheidungen«, erklärte sie.
DerVampir gab ein kurzes, humorloses Lachen von sich. »Klingt bemerkenswert vertraut.«
Annas Lippen zuckten bei seiner Anspielung auf Darcy, aber bevor sie antworten konnte, spürte sie ein Ziehen in ihrem Inneren. »Hier abbremsen«, befahl sie und drückte ihre Hand gegen das Fenster, als ob ihr das dabei helfen könnte, eine Verbindung zu Cezar herzustellen. »Die nächste Ausfahrt raus und rechts abbiegen.«
Ohne nachzufragen, gehorchte Styx ihren Anweisungen und fuhr langsamer, während Anna die Augen schloss und sich auf das gedämpfte Gefühl konzentrierte, das von ihrem Gefährten ausgelöst wurde.
Styx reduzierte die Geschwindigkeit, als sie sich weiter von der Landstraße entfernten und das abgelegene Ackerland erreichten. Drei weitere Male bogen sie auf zunehmend kleinere und weniger befahrene Straßen ab, bis der Weg nur noch aus zwei Radspuren zwischen den weiten Feldern bestand.
»Er ist in der Nähe«, flüsterte sie leise.
Ohne Vorwarnung hielt der Wagen an, und Styx streckte die Hand aus, um Anna am Arm zu berühren. »Anna?«
Sie klammerte sich an die schwache Emotion, die sie von Cezar empfing. Ungeduldig seufzte sie auf.Verdammt, was war denn nun schon wieder? »Was ist denn?«
»Anna, sieh mich an!«, befahl Styx.
Seine Stimme war so scharf, dass sich ihre Augen sofort öffneten. »Warum hast du angehalten?«, wollte sie
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