04 Im Bann der Nacht
ich doch damit meine Loyalität bewiesen?«
Morganas Ärger peitschte durch den Dachboden. Sie würde den Verrat des Kobolds nicht vergessen. Anna hätte bereits tot sein können, wenn dieser eingebildete Bastard sie nicht aus dem Nachtclub entführt hätte! Aber sie war weise genug, um zu wissen, dass Troy im Augenblick ein brauchbares Werkzeug war, das sie zu ihrem Vorteil nutzen konnte.
Er war der Einzige, der es vermochte, in das Versteck des Vampirs einzudringen. Und nun, da sie ihn so freundlich an den Schmerz erinnert hatte, den sie ihm zufügen konnte, war er das einzige Wesen, von dem sie sich sicher sein konnte, dass es sie nicht wieder enttäuschen würde.
Sobald sie diese unerfreuliche Angelegenheit erledigt hatte, würde sie darüber nachdenken, ob sie weiterhin dem Vergnügen frönen würde, ihn zu quälen, oder ob sie ihn einfach töten würde, um die Sache hinter sich zu bringen.
» Ich werde die Entscheidung darüber treffen, wann du deine Loyalität bewiesen hast, du Wurm«, schnarrte sie.
Der Kobold erzitterte, aber er ließ nicht zu, dass sein Blick unstet wurde.
Der Fürst der Kobolde besaß die Art von Mut, die unter dem Feenvolk viel zu selten zu finden war.Vielleicht sollte sie darüber nachdenken, sein Sperma einzufrieren, bevor sie ihn umbrachte. Mit der richtigen Ausbildung wurden aus seinen Nachkommen möglicherweise hervorragende Soldaten.
»Ja, meine Königin«, murmelte Troy, wobei er seinen Tonfall angemessen ergeben klingen ließ.
Morgana drehte sich um, sodass sie wieder den schönen Vampir betrachten konnte. »Bist du sicher, dass er gut gesichert ist?«, verlangte sie zu wissen.
»Natürlich.« Troy deutete auf das schwere Halsband um Cezars Hals. »Das Silber macht ihn handlungsunfähig, solange es seine Haut berührt.«
»Und die Elfen befinden sich an ihrem Platz?«
»Sie sind versteckt und erwarten Euren Befehl, die Eindringlinge zu töten.«
Die Königin schloss die Augen und ließ ihre Sinne nach außen strömen. »Sie sind in der Nähe. Ich kann den Gestank des Blutes meines Bruders riechen.«
»Dann sollte ich gehen und dafür sorgen …«
Morgana trat ihm in den Weg, um zu verhindern, dass der Kobold die Flucht ergriff, und drückte einen Finger gegen seine Brust. Sie grinste böse, als der Kobold vor Schmerz aufschrie. »O nein,Troy, ich will dich weit fort wissen, während ich diese unerfreuliche Aufgabe zu Ende bringe«, erwiderte sie gedehnt und überflutete seinen Körper mit einer sengenden Hitze. »Doch du sollst wissen - wenn du auch nur versuchst, deine Königin zu hintergehen, werde ich dir das Herz herausreißen und als Abendbrot verspeisen.« Sie beugte sich so dicht zu ihm, dass ihre Lippen sich in der Imitation eines Kusses berührten. »Verstehen wir uns?«
Troys Atem ging stoßweise und hallte durch den Raum. »Vollkommen.«
»Gut!« Morgana trat ein Stück zurück und griff nach einem der zahlreichen Holzpflöcke, die sie auf einem klapprigen Stuhl aufgereiht hatte. »Nimm diesen Pflock und halte ihn an sein Herz. Wenn er auch nur mit der Wimper zuckt, so will ich es wissen.«
Der Kobold, der noch immer vor Schmerzen bebte, nahm das Holzstück und presste es gegen den Brustkorb des Vampirs. »Wie Ihr befehlt, meine Königin.«
Überzeugt, dass ihre Falle mit einem geeigneten Köder versehen und bereit war, über ihrer Beute zuzuschnappen, strich Morgana mit den Händen über ihre prächtige rote Lockenmähne und wandte sich um, um die schmale Treppe hinabzusteigen.
Überall im Haus konnte sie die Elfen spüren, die in der Dunkelheit verborgen waren. Sie alle waren bereit, sie zu beschützen. Sie mochten ihre Herrscherin vielleicht nicht lieben, aber sie würden sich hüten, sie zu enttäuschen.
Im Gegensatz zu ihrem lächerlich schwachen Bruder kannte Morgana die Macht, die sich auf Furcht gründete. Weshalb sollte sie ihre Zeit damit vergeuden, für die Loyalität ihrer Untertanen zu Kreuze zu kriechen, wenn sie diese auch einfordern konnte?
Als sie endlich das Erdgeschoss erreichte, schloss Morgana erneut die Augen und ließ ihre Gedanken ausströmen. Sie runzelte die Stirn, als sie die zahlreichen Dämonen spürte, die gerade versuchten, das Bauernhaus zu umzingeln.
Natürlich waren es Vampire. Diese hatte sie erwartet. Doch da gab es auch eine Werwölfin und eine Shalott. Bei beiden handelte es sich um seltene Wesen, die selbst so
gefährlich wie Vampire waren. Na und? Bewusst schob sie diese Empfindung an die Dämoninnen
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