04 Im Bann der Nacht
würde kontrollieren können und sie das gesamte Haus über ihren Köpfen einstürzen ließe. Schließlich gab es hier niemanden, der nicht überleben würde.Wichtig war nur, dass sie die Elfenkönigin ablenkte, bevor diese Cezar etwas tun konnte.
Sie spürte, wie das vertraute Prickeln in ihrem Blut entstand und die Energie ihre Haut warm werden ließ. Leider war Morgana nicht umsonst eine Königin. Sobald Anna ihre Macht zu konzentrieren anfing, drehte sie sich um und packte sie am Arm, um sie mit wilder Wut zu schütteln.
»O nein, das wirst du nicht tun!«, zischte sie. »Nichts wird mich davon abhalten, deinem Leben ein Ende zu setzen.« Sie hob ihre freie Hand und zeigte in die Mitte des Zimmers.
Anna sah, wie in der Dunkelheit ein merkwürdiges Schimmern zu glühen begann. Ihr Herz zog sich angstvoll zusammen, als es sich ausbreitete und ein seltsamer Nebel die Zimmermitte erfüllte. Himmel, war das etwa ein Portal? Bitte, bitte nicht … »Was machst du da?«, fragte sie ängstlich.
Morgana hielt Annas Arm nach wie vor erbarmungslos fest und begann sie in Richtung des wartenden Nebels zu zerren.
»Ich bringe dich nach Hause, meine Süße.«
Cezar wartete, bis das Haus in völlige Finsternis getaucht war, und brachte dann die Stufen mit einem einzigen langen Satz hinter sich. Als er am Fuß der Treppe landete, war er gezwungen, sich niederzukauern, da ein wahrer Pfeilhagel über seinen Kopf hinwegzischte.Verdammte Elfen.
»Styx!«, brüllte er und spähte nach dem großen Vampir, der bereits sein Schwert aus der Scheide gezogen hatte und eine Schneise der Zerstörung durch das versammelte Feenvolk zog. Jagr an seiner Seite trug ebenfalls zur wachsenden Anzahl der Todesopfer bei, und seine fließenden Bewegungen waren ein schmerzhaft schöner Tanz des Todes.
»Geh zu ihr, amigo «, rief Styx. »Wir werden mit den Elfen schon fertig.«
Cezar warf ihm ein schnelles Lächeln zu und eilte dann in Richtung Küchentür. Die Elfen, die nicht bereits zweigeteilt worden waren, flohen in hirnloser Panik. Die Gefahr, in der übereilten Flucht zertrampelt zu werden, war weitaus größer als die, einen Pfeil abzubekommen. Troy ignorierend, der neben ihm rannte, erreichte Cezar die Tür und bereitete sich darauf vor, sich auf Morgana zu stürzen.
Nur gab es keine Morgana, auf die er sich stürzen konnte. Und keine Anna.
Er fauchte ungläubig und tastete mit seinen Gedanken nach seiner Gefährtin. Nackte Angst durchdrang sein Herz, als er nichts außer einer gähnenden Leere vorfand.
Er kam stolpernd zum Stehen und durchsuchte verzweifelt den leeren Raum, obgleich sein Verstand ihm sagte, dass sie verschwunden war. »Anna«, keuchte er, sank auf die Knie und berührte die Brandflecken, die den Bretterboden verunzierten.
»Ein Portal«, erklärte Troy empört. »Morgana hat sie einfach mitgenommen.«
Mit einer blitzschnellen Bewegung drückte Cezar Troy zu Boden, seine Fangzähne so nahe, dass er dem Kobold mühelos die Kehle hätte herausreißen können. »Bring mich zu ihr!«, knirschte er.
Troy musste zweimal schlucken, bevor er seine Stimme wiederfand. »Diese Macht habe ich nicht.«
»Du verdammter …«
»Cezar, hör auf!« Ohne Vorwarnung stand Darcy plötzlich neben ihm. »Er kann uns bestimmt zu ihr führen.«
Troy wand sich unter Cezars schmerzhaftem Griff, die Augen angstvoll aufgerissen. »Eigentlich … kann ich das nicht.«
Der Vampir schien dem Wahnsinn nahe. »Kannst du es nicht, oder willst du es nicht?«
»Ich kann nicht«, brachte der Kobold hervor. »Sie ist nach Avalon zurückgekehrt. Niemand kann die Insel im Nebel orten.«
Ein Dunstschleier trübte Cezars Blick für einen kurzen Moment, als er daran dachte, dass Anna sich allein und hilflos in Morganas Gewalt befand. Dios. Seine Gefährtin mochte über die Macht der Uralten verfügen, aber sie besaß keine Kontrolle darüber. Und noch schlimmer war die Tatsache, dass sie ein viel zu weiches Herz hatte. Sie würde niemals imstande sein, kaltblütig zu töten, und wenn sie auch nur einen Augenblick zögerte …
Darcy, die keine Schwierigkeiten hatte zu spüren, dass er in eine Rage geriet, die zu einem Massaker an jedem Feenvolkmitglied im Staat Illinois führen konnte, legte freundschaftlich eine Hand auf Cezars Schulter. »Tu dir das nicht an«, sagte sie streng. »Wir holen sie zurück.«
Es kostete ihn viel Mühe, seine Selbstbeherrschung wiederzuerlangen. Er wollte in Blut baden, um sich von der schmerzenden Leere, die
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