04 Im Bann der Nacht
Cezar darstellte, an den gequälten Geist ihres Urahns.
Nichts.
Verdammt. Hatte die Reise durch das Portal ihr irgendwie ihre Kräfte geraubt? Gab es in Avalon irgendetwas, das ihre Macht störte? Oder konnte es sein, dass …
Anna fluchte leise vor sich hin, als ihr klar wurde, dass sie die Frau einfach nicht töten konnte, während sie schwach und verletzlich war. Es war kein Mitgefühl. Wenigstens nicht nur . Es war eher die absolute Gewissheit, dass es in ihrem Inneren irgendeinen Schaden anrichten würde, diese Frau umzubringen, wenn sie nicht imstande war, sich zu verteidigen. Morgana le Fay mochte es verdienen, in der Hölle zu schmoren, aber wenn sie Anna nicht dazu zwang, sie zu töten, weigerten sich Annas Kräfte, wider dem zu handeln, was ihrer Natur entsprach.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Morgana nicht versuchte, sie zu töten, war natürlich ziemlich klein. Der Trick bestand offenbar darin, sie zu provozieren, dann würde es wohl leichter gehen. Klang ja wirklich nach einem unglaublichen Plan …
Morgana, die schließlich Annas Blick auf sich ruhen fühlte, stieß sich unvermittelt von der Säule ab und tarnte ihre Schwäche mit einem geringschätzigen Lächeln. »Nun, süße Anna, endlich sind wir allein. Niemand ist imstande, diese Insel zu finden.« Ihr Lächeln wurde breiter. »Dieses Mal werden keine Vampire zu deiner Rettung eilen.«
Anna täuschte Gleichgültigkeit vor und ließ ihren Blick lässig durch den widerlich prunkvollen Raum wandern. »Das ist also Avalon?« Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Morgana und sah den bösartigen Hass, der in den Augen ihrer Verwandten schimmerte. »Ist ja ganz schick geworden.«
Die ältere Frau missbilligte deutlich Annas flapsigen Ton. »Du kannst deine Furcht nicht hinter deinem armseligen
Versuch, komisch zu sein, verbergen. Ich kann sie an dir riechen.«
Anna zuckte die Achseln. »Na ja, ist ja kein Wunder, dass man sich bei dem Gedanken etwas unbehaglich fühlt, auf einer unauffindbaren Insel mit einer ausgewiesenen Irren gefangen gehalten zu werden, die einen tot sehen will.« Sie machte eine demonstrative Pause und ignorierte das gruselige Gefühl, mit einem eingesperrten Tiger zu spielen. »Oder wenigstens behauptest du die ganze Zeit, dass du mich tot sehen willst. Ich fange langsam an, mich zu fragen, ob das alles nur leeres Geschwätz ist.«
Der Nebel außerhalb der Glaskuppel wurde dunkler, als ob er auf Morganas wachsende Wut reagierte. Trotzdem machte die Elfenkönigin keinerlei Anstalten, ihre Kräfte zusammenzunehmen. »Hast du es so eilig zu sterben?«, wollte sie stattdessen wissen.
»Warum das Unvermeidliche hinauszögern?«
Die grünen Augen verengten sich verärgert. »Eigentlich, Anna Randal, war es mein erster Gedanke, meinen Lakaien zu gestatten, deinem Leben ein Ende zu setzen. Du schienst kaum der Mühe wert zu sein, dass eine Königin sich mit dir beschäftigte. Doch nachdem du dumm genug warst, so viele meiner armen Elfen zu töten, traf ich die Entscheidung, dich flehen zu hören, bevor du stirbst.«
»Und darum bin ich hier?« Anna deutete mit der Hand auf ihr goldenes Gefängnis. »Weil du hören willst, wie ich dich anflehe?«
»Allerdings.«
»Du lügst.« Die Worte waren ihr kaum über die Lippen gedrungen, als Anna sich gegen eine Marmorsäule geschleudert wiederfand. Sie schlug sich den Kopf an und sah kurzzeitig Sterne, aber zum Glück wirkten alle Rippen
noch heil, und es schien keine inneren Verletzungen zu geben. Ein sicheres Zeichen, dass Morgana immer noch geschwächt war.
»Das ist nur ein Vorgeschmack dessen, was ich dir antun kann, du Wurm«, warnte sie Anna. »Denkst du noch immer, ich würde lügen?«
Anna zupfte ihr Sweatshirt zurecht und rieb sich die allmählich immer mehr anwachsende Beule an ihrem Hinterkopf. »Es stimmt, dass du versucht hast, mich durch deine Elfen töten zu lassen, und als das nicht funktioniert hat, hast du versucht, es selbst zu tun - aber du hast versagt.« Anna zuckte mit den Schultern. »Tatsächlich hast du mehr als einmal versagt. Und ich glaube, dass du jetzt, wo du weißt, dass ich den Smaragd habe, richtig Angst hast. Du bist dir nicht sicher, ob du mächtig genug bist, mich wirklich ins Grab zu bringen.«
Annas Spott war nicht mehr als ein Mittel, um die Frau zu ärgern, aber überraschenderweise glitt Morganas Blick für einen kurzen Moment zu dem Edelstein, den Anna mit der Hand umklammerte, wobei unverkennbar ein sehnsüchtiger Ausdruck ihre
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