04 Im Bann der Nacht
sie. »Ich werde mit Morgana schon fertig, aber nicht, wenn ich mir Sorgen mache, dass jemand verletzt werden könnte.«
Er knurrte, als er sich gegen Annas abrupte Energiewoge wappnete. Trotz all ihrer Kraft hatte er lange Zeit gehabt, seine Fähigkeiten zu kultivieren. »Vergeude nicht deine Zeit, Anna. Niemand von uns wird gehen.«
»Cezar …«
»Halte Morgana hin, solange du kannst« , setzte er sich über ihren Protest hinweg. »Ich komme bald.«
Verflucht sollte er sein, dieser starrköpfige, unvernünftige, unausstehliche Dämon! Anna versuchte wie wild, ihn mit
ihren Gedanken zu erreichen, aber wieder einmal war Cezar imstande, ihre Bemühungen einfach abzublocken.
Sie würde schon noch eine Methode finden, diese Barriere zu durchbrechen, wenn sie diese ganze Sache erst mal hinter sich gebracht hatten. Ihr Gefährte würde ganz schnell lernen, was er davon hatte, sie ständig mitten in einer Auseinandersetzung rauszuwerfen! Immer in der Annahme, dass sie dann überhaupt noch lebte … Die Wahrscheinlichkeit schrumpfte deutlich, als Morgana plötzlich einen Schritt auf sie zuging und ihr ins Gesicht schlug.
»Wage es nicht, mich zu ignorieren, du widerliches Ungeziefer!«, schäumte sie, wobei ihre Wut in der kleinen Küche fast greifbar war. »Wenn ich im Begriff bin, jemanden zu töten, erwarte ich die volle Aufmerksamkeit dieser Person!«
Als der Schmerz sie durchzuckte, wurde Anna klar, dass sie den größten Teil des Wutanfalls verpasst hatte, den Morgana bekommen hatte. Offensichtlich wusste die Königin genug über Vampire, um zu wissen, dass Cezar festzuhalten nicht ganz die fantastische Trumpfkarte war, auf die sie gehofft hatte. Wenn Anna starb, würde der Vampir ihr einfach ins Grab folgen.
In dem Versuch, den Schmerz abzuschütteln, straffte Anna die Schultern und sah ihrer wütenden Verwandten entgegen. Verdammt, die Zeit lief allmählich ab. Trotz der Schwäche, die Cezar fühlbar quälte, zweifelte Anna keine Minute daran, dass er bereits zu ihrer Rettung eilte. Sie musste diese Sache beenden, bevor er sich ins Verderben stürzte!
»Entschuldige, wenn ich nicht annähernd so beeindruckt bin, wie ich es deiner Meinung nach sein sollte, aber um ehrlich zu sein, habe ich nach der Begegnung mit meinem
Urahn gemerkt, dass du nicht mehr als ein eingebildeter, erbärmlicher Möchtegern bist.« Sie zwang ihre angeschlagenen Lippen zu einem Lächeln. »Artus war ein wahrer König. Ein Mann, der es würdig war, diesen Titel für sich zu beanspruchen.«
Morgana hob die Hand, aber dieses Mal schlug sie Anna nicht. Stattdessen schlang sie die Finger um Annas Hals und hob sie hoch. »Wenn du hoffst, mich zu provozieren, damit dein Tod schnell und schmerzlos wird, bist du sogar noch törichter, als ich dachte«, spottete sie. »Ich hege die Absicht, deine Todesschreie zu genießen, süße Anna. Ich hege die Absicht, in deinem Blute zu baden und dein Herz in meiner bloßen Hand zu zerquetschen.«
»Na, das ist doch mal was«, murmelte Anna. Sie wusste, dass sie weitaus erschrockener gewesen wäre, wenn sie nicht gemerkt hätte, dass Cezar unaufhaltsam näher kam. »Ist das jetzt der Moment, in dem ich um Gnade flehen soll?«
In den grünen Augen blitzte ein unmenschlicher Zorn auf, und Morgana schloss ihre Finger noch fester um Annas Kehle. »Oh, du wirst mich anflehen, Anna Randal. Bevor ich mit dir fertig bin …«
Die drohenden Worte wurden ihr abrupt abgeschnitten, als das Deckenlicht in der Küche flackerte und dann mit einer solchen Wucht explodierte, dass ein Hagel aus Glassplittern durch den Raum fegte. Beide Frauen erstarrten für einen Augenblick. Dann ließ Morgana Anna los und fuhr auf dem Absatz herum, um in Richtung der leeren Türöffnung zu starren.
»Der Vampir. Er wurde befreit!«
Mist. Anna holte stoßweise Luft und kämpfte gegen die Angst an, die sie zu verschlingen drohte. Sie wusste, dass sie
zuschlagen musste, während Morgana abgelenkt war. Bevor Cezar in seinen Tod stürmte. Aber es zu wissen und diese tapfere Meisterleistung wirklich anzugehen waren zwei unterschiedliche Paar Schuhe.
Anna, die sich an dem Blut in ihrer Kehle verschluckte und kaum imstande war, zu atmen, umklammerte den Smaragd in ihrer Hand und schloss die Augen. Sie wollte versuchen, die Kräfte zusammenzunehmen, die sie eine so lange Zeit als Fluch angesehen hatte.
In diesem Augenblick war es ihr herzlich egal, ob sie ein Freak war. Es war unwichtig, wenn sie ihre Kräfte vielleicht nicht
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