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04 Im Bann der Nacht

04 Im Bann der Nacht

Titel: 04 Im Bann der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Alexandra
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mitten in seiner Brust herrschte, zu befreien! Nur seine Disziplin, mühsam erarbeitet in den Jahrhunderten der Gefangenschaft durch die Orakel, gab ihm die Fähigkeit, seinen Blutdurst erfolgreich zu bekämpfen und seine Fassung zurückzugewinnen. Jetzt benötigte Anna seinen kühlen Kopf, nicht sein ungezähmtes Kampfgeschick. Er würde sie zurückholen. Koste es, was es wolle.
    Der Vampir begann die Küche mit seinen Schritten zu durchmessen. Sein Zorn war einer eiskalten Entschlossenheit gewichen. Irgendwann bemerkte er, dass der winzige Raum inzwischen überfüllt war mit seinen Clanbrüdern und ihren Gefährtinnen, doch er ignorierte ihre sorgenvollen Blicke und ihre im Flüsterton geführten Diskussionen darüber, was als Nächstes zu tun sei.
    Er musste eine Methode finden, diese Insel aufzuspüren, die sich seit mehr als einem Jahrtausend verbarg. Und das möglichst bald. Na, wenn’s weiter nichts war …
    Er durchquerte den überfüllten Raum ein weiteres Dutzend Mal, bevor ihm bewusst wurde, dass es tatsächlich ganz einfach war. In weniger als einer Sekunde schoss er auf Troy zu und presste ihn erneut zu Boden.
    »Ich weiß, wie ich sie finden kann, und du wirst mir dabei helfen!«

     
    Als sie mit dem Gesicht auf dem Boden landete, entschied Anna, dass sie Portale wirklich nicht mochte. Es war eine äußerst schmerzhafte Art zu reisen - und dazu gehörte nicht nur der Teil, in dem sie auf dem Boden aufschlug. Oder der, in dem sie an einen fremden Ort geschleudert wurde, der möglicherweise eine halbe Weltreise weit entfernt war. Oder auch der, in dem ihrer Kleidung der Gestank nach verbrannten Holzdielen anhaftete. Es war vor allem die Elektrizität, die über ihre Haut tanzte, als ob sie sich in Gestalt eines Blitzableiters mitten in einem Gewitter aufhielt, die einfach nicht zum Aushalten war. Ganz egal, wie groß die Vorteile sein mochten, die darin lagen, einfach so zu verschwinden und an irgendeiner anderen Stelle wieder auftauchen zu können - es war definitiv das Gefühl nicht wert, dass man dabei gebraten wurde.
    Anna unterdrückte ihr Stöhnen und kämpfte sich auf die Knie, um ihre Umgebung zu studieren. Sie hob die Brauen, als sie den riesigen Raum mit den Marmorsäulen, den prachtvollen Tapisserien, der hoch aufragenden Glaskuppel und dem goldenen Thron, der auf einem Podium stand, zu Gesicht bekam.
    Avalon. Dies musste Avalon sein. Nur Morgana le Fay hätte sich einen Palast ausgesucht, der aussah wie das Bühnenbild eines Hollywoodfilms über Aladin und seine Wunderlampe - komplettiert von einem Thron, der so geschmacklos war, dass jeder ernst zu nehmende Monarch vor Grauen zurückgeschreckt wäre.
    Auf einmal durchzuckte sie Angst, obwohl sie sich selbst sagte, dass es wohl so das Beste wäre. In das Nebelreich konnte Cezar ihr nicht folgen. Es bestand keine Gefahr mehr, dass er getötet wurde, wenn er versuchte, sie vor der geistesgestörten Königin zu retten. Sie konnte sich völlig
darauf konzentrieren, das Problem, das ihre liebe Verwandte darstellte, ein für alle Mal zu lösen.
    Andererseits war sie ganz allein, wie ihr eine leise Stimme in ihrem Hinterkopf zuflüsterte. Völlig allein mit einer mächtigen Königin, die sie tot sehen wollte. Voller Angst ließ sie ihren Blick schweifen, um nach Morgana zu suchen.
    Ein Teil von ihr war seit dem Moment auf einen Angriff vorbereitet, in dem die Frau sie aus der Küche gezerrt hatte. Ehrlich gesagt, war sie sich nicht einmal sicher gewesen, dass sie lange genug leben würde, um die andere Seite des verdammten Portals zu sehen. Und als sie langsam wieder einen klaren Kopf bekam, fing sie an, sich zu fragen, warum sie nicht tot war.
    Die Antwort kam ihr, als sie Morgana schließlich entdeckte. Die Königin lehnte gegen eine der kannelierten Säulen, die Hand auf ihren Magen gepresst, und das bleiche Gesicht seltsam aschfahl. Trotz ihrer überirdischen Schönheit, die nie verblassen würde, wirkte sie fast so krank, wie Anna sich fühlte. Als ob es sie irgendwie ausgelaugt hätte, das Portal zu erzeugen. Schlag jetzt zu . Schlag zu, solange sie verwundbar ist.
    Anna schloss ihre Finger um den Smaragd, aber ihre Kräfte weigerten sich auszuströmen. Da war nicht einmal ein Kribbeln. Es regte sich überhaupt nichts.Was zur Hölle war denn hier los?
    Verzweifelt zwang sich Anna, sich an die zahllosen Anschläge auf ihr Leben zu erinnern, an den brutalen Mord an der Frau, die sie für ihre Tante gehalten hatte, an die Gefahr, die sie für

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