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04 Im Bann der Nacht

04 Im Bann der Nacht

Titel: 04 Im Bann der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Alexandra
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Sie war ja selbst nicht weit davon entfernt.
    »Nein.« Sie schluckte mühsam. »Da muss ein Fehler vorliegen.«
    »Wir machen niemals Fehler«, entgegnete die Frau mit der Schlangenstimme eine Spur kälter.
    »Es gibt für alles ein erstes Mal«, antwortete Anna angespannt. »Es kann wirklich auf gar keinen Fall sein, dass ich ein Orakel bin!«
    Die Luft regte sich leicht, als habe Anna es nun endgültig geschafft, die uralten Dämonen sprachlos zu machen.
    »Und weshalb bist du dir da so sicher?«, verlangte Siljar schließlich zu wissen.
    Anna widerstand dem Drang, mit den Augen zu rollen. Lag das nicht auf der Hand? Es konnte doch wohl niemand ernsthaft glauben, dass sie für eine dermaßen bedeutende Position geeignet war! Nicht einmal annähernd! »Erst einmal bin ich überhaupt keine Dämonin«, betonte sie.

    »Aber du bist auch kein Mensch«, gab eine dunkle Männerstimme zurück. »Dein Blut ist das Blut der Uralten.«
    »Ich weiß nicht mal, was das bedeutet.«
    »Deine Kräfte sind die der Natur, die reinsten aller Kräfte«, antwortete derselbe Dämon. »Sie gründen sich auf die Energie der Natur, die dich umgibt, ohne den Einfluss von niederer Magie.«
    Klang toll! Schade war nur, dass sie nur dann funktionierten, wenn sie wollten. »Sie sind aber auch unberechenbar, uneingeschränkt zerstörerisch und gelegentlich einfach nicht auffindbar.«
    Siljar, oder wenigstens nahm Anna an, dass es Siljar war, lachte leise. »Du bist noch sehr, sehr jung, Anna Randal. Mit der Zeit wirst du lernen, sie zu beherrschen.«
    »Selbst wenn das durch irgendein Wunder wirklich passieren sollte, gibt es trotzdem immer noch einen riesigen Unterschied zu der Art von Macht, die der Rest von Ihnen offenbar besitzt.«
    Es folgte ein tiefer, grollender Seufzer - die Sorte Seufzer, die normalerweise für schwierige Kinder reserviert war. »Du irrst dich«, teilte die raue männliche Stimme Anna mit, »doch das ist nicht weiter von Bedeutung. Es sind nicht deine Kräfte, die dich als Orakel auszeichnen.«
    »Was denn sonst?«
    »Dein Herz.«
    Anna hüstelte mit erstickter Stimme, und der Unglauben drohte zurückzukehren. Sie wusste rein gar nichts über diese Kommission, aber sie hatte nicht den Eindruck, dass Emotionalität bei ihr eine große Rolle spielte. Immerhin hielten sie Cezar seit zwei Jahrhunderten gefangen, nur weil ihnen vorhergesagt worden war, dass er ihr das Leben retten würde!

    »Wenn Sie mein Herz wirklich kennen, dann muss Ihnen aber auch klar sein, dass ich nicht mit den harten Bandagen kämpfen kann, mit denen Sie das tun. So bin ich einfach nicht.«
    Sie meinte, gemurmelte Zustimmung von mehr als einem der Orakel zu hören, aber es war Siljars beruhigende Stimme, die die Schatten durchdrang.
    »Du hast die seltene Fertigkeit bewiesen, um Gerechtigkeit zu kämpfen, selbst als du wusstest, dass es hoffnungslos war und dass all deine Bemühungen zu nichts weiter als Enttäuschung führen würden.«
    Anna erstarrte überrascht. Sie war beunruhigt durch die Vorstellung, dass diese Dämonen sie seit so vielen Jahren beobachteten. Vielleicht sogar seit ihrer Geburt. »Sie meinen meine Karriere als Anwältin?«
    »Es war mehr als eine Karriere, nicht wahr?«
    Anna dachte an die Jahre zurück, in denen sie für diejenigen gekämpft hatte, die keine Stimme besaßen. Diejenigen, die unterdrückt wurden. Diejenigen, die ausgenutzt wurden, einfach, weil sie zu alt, zu arm oder zu verängstigt waren, um sich zur Wehr zu setzen. Ja, es war mehr als eine Karriere gewesen. Es war die Basis gewesen, die ihrem Leben einen Sinn gab.
    »Und die Art, in der du Morgana entgegentratest, zeigt, dass du imstande bist, deine profanen menschlichen Gefühle zu überwinden und eine Feindin zu bekämpfen, ohne das Bedürfnis zu verspüren, deine Widersacherin zu bestrafen«, dröhnte eine tiefe männliche Stimme.
    Anna schluckte. Ihr Kampf mit Morgana war eine hässliche Notwendigkeit gewesen, die ihr die kommenden Jahrhunderte Albträume bescheren würde - kein Heldendiplom. »Ich habe sie in einen Stein gesperrt.«

    »Ja«, zischelte die Frauenstimme. »Recht amüsant.«
    Okay, es reichte allmählich! Als Anna von ihren Gefühlen überwältigt wurde, stand sie auf und funkelte die verhüllten Gestalten an. »Das hier ist einfach nur verrückt! Es muss doch Tausende von Dämonen geben, die weit bessere Orakel abgeben würden als ich. Ich weiß ja kaum etwas über Ihre Welt!«
    »Du bist jung und unreif, das ist wahr«, stimmte ihr

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