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04 Im Bann der Nacht

04 Im Bann der Nacht

Titel: 04 Im Bann der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Alexandra
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folgte, der größte Teil davon in einer
Sprache, die sie glücklicherweise nicht verstand. Schließlich war es wieder Siljar, die die erregten Gemüter zu besänftigen versuchte.
    »Es geschieht nicht auf diese Art, Anna. Wir finden nicht einfach jemanden. Das Orakel wird prophezeit. Mehrere Jahrtausende könnten vergehen, bis uns ein neues gezeigt wird.«
    Mehrere Jahrtausende? Du liebe Güte. Die mussten sich ernsthaft mal eine effektivere Methode überlegen, ihre Kommission aufzustocken … Was passierte denn, wenn einer von ihnen starb? Oder in den Ruhestand treten wollte? Oder es eben vorzog, die nächsten Jahrhunderte mit einem himmlischen Vampir ins Bett gekuschelt zu verbringen?
    »Hören Sie, ich weiß nicht, welcher kosmische Scherz Sie hat glauben lassen, dass ich ein Orakel sein soll, aber ich weigere mich, eins zu werden«, sagte sie mit klarer und bestimmter Stimme.
    Dieses Mal waren kein Gemurmel und keine Flüche in fremden Sprachen zu hören. Stattdessen erfüllte ein Unheil verkündendes Schweigen die Höhle. Ein Schweigen, das weitaus erschreckender war als die Verärgerung vorher.
    Anna schluckte einen Kloß herunter, der sich anfühlte, als habe er die Größe des Empire State Buildings, als sie sich darauf vorbereitete, dass hier gleich richtig die Post abging.
    Okay, es war vielleicht nicht das Klügste, was sie je getan hatte. Selbst einem Idioten musste klar sein, dass etwas mehr Taktgefühl nötig war, wenn man die Bitte der mächtigsten Dämonenversammlung überhaupt ablehnte.Wo zur Hölle war ihr gesunder Menschenverstand, wenn sie ihn einmal brauchte? Trotzdem war es sicherlich besser, ihre Karten einfach auf den Tisch zu legen, versuchte sie sich
selbst zu beruhigen.Wenn die Orakel sie für diese Zurückweisung töten wollten, dann konnte sie das genauso gut auch sofort hinter sich bringen.
    Als die Stille schließlich unterbrochen wurde, passierte das allerdings nicht durch einen Blitzschlag oder ein Erdbeben, sondern durch Siljars Frage: »Was willst du denn?«
    Anna befeuchtete sich die trockenen Lippen. Sie würde versuchen, diplomatischer zu sein, aber sie würde nicht lügen. Diese Sache war einfach zu wichtig. »Ich will die Verbindungszeremonie mit Cezar zu Ende bringen und in Frieden bei seinem Clan leben«, sagte sie. Durch die Sehnsucht, die in ihrem Herzen brannte, klang ihre Stimme belegt. »Das ist alles.«
    »Warte einen Augenblick«, verlangte Siljar. Die Finsternis vertiefte sich um die Gestalten, bis sie völlig im Dunkeln verschwanden. Es wirkte fast so, als ob sie einen Tarnumhang um sich gelegt hätten, wodurch sie sie so wirkungsvoll ausschlossen, als hätten sie ihr eine Tür vor der Nase zugeschlagen.
    Anna merkte, dass ihre Knie zitterten, darum ließ sie sich auf ihrem Stuhl nach hinten fallen und versuchte sich zu beruhigen.
    Am liebsten hätte sie geglaubt, dass das alles hier ein furchtbarer Albtraum war. Dass sie einfach aufwachen und feststellen würde, dass sie sicher in Cezars Armen lag und sich um nicht mehr Gedanken machen musste als um die Frage, ob sie lieber ein romantisches Abendessen mit ihrem Gefährten oder ein paar Stunden mit ihren neuen Freunden genießen wollte. Aber die feuchte Kälte der Höhle und der Rauch der Fackel waren leider nur allzu real. Und ausgesprochen ungemütlich außerdem.
    Indem sie sich auf ihre Kräfte konzentrierte, schaffte
Anna es, ihre Haut zu wärmen und den Qualm in den hinteren Teil der Höhle zu verbannen, aber es gab nichts, um die Härte des Holzstuhls oder das flaue Gefühl in ihrer Magengrube erträglicher zu machen. Und die musste sie noch eine ganze Weile ertragen - es fühlte sich wie Stunden für Anna an, obwohl es wahrscheinlich nicht mehr als zwanzig oder dreißig Minuten waren.
    Schließlich lichtete sich die Dunkelheit wieder, sodass Anna die vagen Umrisse der Kommission erkennen konnte. Langsam stand sie auf. Es schien eine gute Idee zu sein, sich auf einen schnellen Abgang vorzubereiten, wenn alles den Bach hinuntergehen sollte.
    »Wir sind einverstanden«, erklärte Siljar schlicht.
    Anna sah sie über alle Maßen verblüfft an. Sie hatte eine donnernde Standpauke über ihre Pflicht, bittere Anschuldigungen oder auch tödliche Blitzschläge erwartet. Mit dieser Kapitulation hatte sie nicht gerechnet.
    »Was haben Sie da gesagt?«
    »Es soll dir gestattet sein, deinen Gefährten zu behalten.«
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Ja«, bestätigte Siljar. »Und als Zugeständnis an deine außerordentliche

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