04 Im Bann der Nacht
Regalbrett lagen. Sie zog ihn an und drehte sich dann endlich um, um Cezar misstrauisch anzusehen.
Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass er nicht log. Sie konnte in ihrem Körper die Ehrlichkeit spüren, die in sein Herz eingegraben war. Aber sie hatte immerhin zweihundert Jahre Zeit gehabt, um ein gesundes Misstrauen gegenüber diesem Mann wachsen zu lassen. Und eine Runde Wahnsinnssex löschte das nicht einfach aus. Aber vielleicht zwei oder drei Runden …? Sie schob den ablenkenden
Gedanken beiseite. »Was wollen diese Orakel von dir? Und warum jetzt?«
»Was weiß ich?« Sein Gesicht versteinerte sich. »Sie verspüren selten das Bedürfnis, ihre Handlungen zu erklären.«
»Sind sie sehr mächtig?«
Ein geheimnisvolles Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Ein Lächeln, das ihr sagte, dass er etwas wusste, das sie nicht wusste. »Sie sind die mächtigsten Dämonen, die existieren.«
Die mächtigsten? Urplötzlich kam ihr ein Gedanke. »Vielleicht könnten sie mir dann helfen!«
Cezar trocknete sich schnell ab. »Ich werde sie um Hilfe bitten, doch du darfst dir keine allzu großen Hoffnungen machen. Die Orakel intervenieren nur, wenn sie es für ihre Pflicht halten.«
Ihre Hoffnung erstarb. »Na dann«, entgegnete Anna trocken. Sie folgte Cezar, als er in das unverschämt große Wohnzimmer zurückkehrte, und sah zu, wie er seine Jeans und sein weißes Hemd anzog. Einen Moment lang konnte sie sich auf nichts anderes konzentrieren als auf den Anblick des nun rückwärts laufenden Striptease und war überrascht, dass es fast genauso erotisch war, wie ihm zuzusehen, wenn er die Kleider ablegte.Vielleicht hatte die Erkenntnis, dass er unter seinen engen schwarzen Jeans keine Unterwäsche trug, etwas damit zu tun.
»Du hast gesagt, dass die Orakel in der ersten Nacht, in der wir zusammen waren, kamen, um dich zu holen.«
Er band sein Haar wieder mit dem dünnen Lederband zusammen und nickte kurz. »Si.«
»Bist du … bist du einer von ihnen?«
Er winkte ab. »Ich verfüge nicht über die Macht, um zu einem Orakel zu werden, ich bin nur ein Diener.«
Sie schnaubte über die lächerlichen Worte. » Du , ein Diener?«
»Ich sagte nicht, ich sei ein sehr guter Diener.« Cezar zog seine Stiefel an und durchquerte den Raum, um leicht die kleinen Bissstellen an Annas Hals zu berühren.
Sofort überkam sie freudige Erregung.
»Anna, ich muss gehen. Wenn sie gezwungen sind, erneut nach mir zu rufen, werde ich tagelang leiden.«
Für einen Moment versuchte sie, an ihrem Misstrauen festzuhalten.Vielleicht, weil es der letzte Versuch war, nicht ganz und gar von diesem Vampir besessen zu sein - eine Besessenheit, die sie zu verschlingen drohte. Doch dann nickte sie mit einem tiefen Aufseufzen. »Geh nur.«
»Ich werde dir Abendessen bringen lassen.« Er küsste sie zärtlich auf die Lippen, bevor er den Kopf hob und sie mit einem besorgten Blick ansah. »Verlasse diese Gemächer nicht. Und wenn du etwas benötigst - es wird ein Wachtposten an der Tür stehen. Wenn du schreist, wird sie kommen.«
»Sie?«
»Dieser Ort stinkt nach Blut und Sex. Ich will kein Risiko eingehen.« Mit einem letzten Kuss, der deutlich weniger zärtlich und viel frustrierter als der erste war, wandte sich Cezar um. Er war gerade über die Türschwelle getreten, als sie leise nach ihm rief.
»Cezar!«
Er hielt inne. »Was gibt es?«
»Sei vorsichtig.«
Morgana starrte auf den hübschen Dämon herunter, der tot zu ihren Füßen lag. Der Adar war wie befohlen zurückgekehrt und hatte seine rechtmäßige Belohnung erhalten.
Zumindest soweit es sie betraf. Jeder Dämon von niederem Geblüt, der töricht genug war, zu glauben, er sei es wert, das Fleisch einer Königin zu kosten, verdiente es ohne jeden Zweifel zu sterben. Zumindest kurz hatte sie es gemacht - wenn auch außerordentlich schmerzhaft.
»Vampire?« Sie trat noch einmal gegen den leblosen Körper. »Welch eine Verschwendung meiner Zeit!«
Modron trat mit schlurfenden Schritten vor, und ihr Gestank erfüllte das kleine Schlafzimmer im Nu. »Der Adar schien sich sehr sicher zu sein, dass das Versteck, in dem Sybil verborgen gehalten wurde, einem Vampir gehört. Einem sehr mächtigen Vampir, der sich in der Gesellschaft seiner Brüder befand.« Ihre weißen Augen glühten unheimlich in dem dunklen Raum. »Und wir wissen beide, dass Adar-Dämonen sich niemals irren.«
Morgana beugte sich nach unten, und mit einer Leichtigkeit, die für ihren schlanken, beinahe
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