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04 Im Bann der Nacht

04 Im Bann der Nacht

Titel: 04 Im Bann der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Alexandra
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zierlichen Körper ungewöhnlich schien, hob sie den Adar mit einer Hand hoch und warf ihn durch das Fenster. »Verdammt soll seine verdorbene Seele sein«, zischte sie und sah zu, wie sein Körper die Fensterscheibe durchbrach. »Wenn es sich tatsächlich um Vampire handelt, weshalb sollten sie sich in unsere Angelegenheit einmischen? Ihnen bedeutet doch nichts etwas außer ihrem eigenen Volk.«
    »Woher soll ich das wissen?«
    Morgana wandte sich um und versetzte der Hexe einen Hieb in ihr hässliches Gesicht. Sie war nicht wirklich in guter Stimmung. »Bist du eine Seherin oder nicht?«
    Modron drehte sich um und spuckte Blut auf den Boden. Ihr faltiges Gesicht trug einen Ausdruck spöttischer Belustigung. »Meine Visionen sind kein Fernsehprogramm, das sich mit einer Fernbedienung ein- und ausschalten lässt.
Sie kommen, wenn sie kommen. Und überdies funktionieren sie bei Untoten nicht.«
    Morgana fluchte. Sie hatte Vampire nie gemocht. Sicher, sie waren hervorragende Liebhaber, und niemand konnte leugnen, dass es sich bei ihnen um die schönsten Dämonen handelte, die auf Erden wandelten. Aber sie waren starrköpfig, unberechenbar und für ihren Geschmack viel zu herrisch. Und was noch schlimmer war: Sie weigerten sich, sich ihrem Willen zu beugen, wie es sich bei einer Königin geziemte.
    »Schön, dann werde ich mich selbst um diese Angelegenheit kümmern.«
    »Du hegst die Absicht, den Vampiren entgegenzutreten?«
    »Natürlich nicht, du Närrin!«, entgegnete Morgana und schlug die Ärmel ihrer seidenen Robe zurück. »Nicht einmal meine Kräfte könnten ein ganzes Rudel der wandelnden Toten bezwingen.«
    »Was willst du dann tun?«
    »Wenn ich die Beute nicht verfolgen kann, dann muss ich sie eben zu mir holen. Reiche mir meinen Dolch.«
    Modron hob einen knotigen Finger. »Nein! Du bist zu schwach, um zu …«
    Morgana schlug erneut zu, dieses Mal hart genug, um die alte Frau gegen die Wand zu schleudern. »Wertlose Hexe!«, schäumte sie und trat zu der Kommode, in der sich ihre Schätze befanden. Sie wählte einen Dolch, der einst einem mächtigen Magier gehört hatte, sowie eine hölzerne Schale aus. Dann steuerte sie wieder auf das Bett zu und setzte sich mit gekreuzten Beinen darauf. Sie schloss die Augen und ignorierte Modrons leises Stöhnen, als sie tief einatmete und ihre Macht durch ihren Körper strömen ließ.

    Es war Morgana gelungen, den Geist ihrer Beute zu berühren, als sie noch in Avalon gewesen war. Es war zwar nicht mehr als eine kurze, leichte Berührung gewesen, während ihre Feindin in ihrem tiefen Schlaf gefangen gewesen war, doch es hatte ausgereicht, um zu enthüllen, dass das alte Blut in der Fremden stark war. Zu stark.
    Morgana hob den Dolch, und mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung fügte sie sich eine Schnittwunde an ihrem Arm zu. Sie streckte den Arm aus und sorgte dafür, dass die gleichmäßig fallenden Blutstropfen von der Holzschale aufgefangen wurden. Die Luft regte und verdichtete sich durch die Magie, die durch ihre Adern strömte. Den Kopf in den Nacken legend, sang sie mit leiser Stimme vor sich hin:
    Blut ruft nach Blut.
Herzen schlagen im Gleichklang.
Uralte Schatten regen sich und suchen.
Finden, was verborgen ist, und enthüllen es.
    Der Duft von Granatäpfeln und schwarzer Magie erfüllte Morgana, als sie in das Blut starrte, das sich auf dem Boden der Schale sammelte. Sie spürte Modron, die auf sie zuhumpelte und neben dem Bett stehen blieb.
    »Eure Majestät?«
    Morgana schwankte auf den Decken hin und her und versteifte sich mit einem Mal, als sie ihre Sinne in die Finsternis ausstreckte und den schwachen Widerhall ihres eigenen Blutes entdeckte. »Ja, ich spüre die Macht«, wisperte sie. »Sie ist noch nicht vollständig ausgebildet, aber pulsiert bereits unter der Oberfläche.«
    »Siehst du ein Gesicht?«

    »Nein.« Die Elfenkönigin versuchte nun die Barriere zu erkunden, die sie davon abhielt, den Geist, nach dem sie suchte, vollständig zu erkennen. »Es ist eine Frau, doch ihr Gesicht bleibt mir verborgen.«
    »Wird sie abgeschirmt?«
    »Es ist ihre eigene Kraft, die sie in Finsternis hüllt, doch sie kann mich nicht vollständig fernhalten. Ich stellte bereits während ihres Traumes Kontakt zu ihr her.« Morgana erbebte, als sie sich auf die schwache Verbindung konzentrierte, indem sie ihre jahrhundertealten Fertigkeiten nutzte, um ihre Beute in ihren Bann zu ziehen. Es war weitaus schwieriger, als es eigentlich hätte sein

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