04 Im Bann der Nacht
unergründlichen Tiefe war ein Anflug von Verwirrung zu erkennen. »Was soll das heißen?«
Er strich mit der Rückseite seiner Hand über ihre Wange. »Dein Blut ist mächtiger als das eines durchschnittlichen Menschen. Du bist in der Lage, weitaus mehr davon zu verlieren, ohne dass es dir schadet, und was vielleicht noch bedeutender ist, ich benötige davon nur einen kleinen Teil, um meine Bedürfnisse zu befriedigen.«
»Also bist du … befriedigt?«
Cezar verschluckte sich fast, als er versuchte, sein Gelächter zu unterdrücken. Konnte sie nicht seine gestillte Begierde spüren? Der gesamte Raum war davon erfüllt! Dann wurde ihm bewusst, dass sie wahrscheinlich gerade an ihre alberne Annahme dachte, er würde sich zu den anderen Vampiren im Gebäude gesellen, um seinen Hunger an den wartenden Elfen zu stillen. Zum Teufel, er würde lieber noch einmal zweihundert Jahre warten, als sich mit einer anderen als Anna Randal zu vergnügen! »Auf wunderschöne Weise vollkommen befriedigt«, antwortete er und berührte die winzigen Löcher an ihrem Hals. Ihr Anblick ließ etwas in ihm in besitzergreifendem Beifall knurren. Ganz genau so sollte sie aussehen. Zerzaust, geliebt und mit seinem Mal versehen, sodass es alle sehen konnten. »Obgleich ich ein Vampir bin, bin ich jederzeit bereit zu einer weiteren Runde Befriedigung, wann immer es dir beliebt.«
Die Haselnussaugen verdunkelten sich einen Moment lang, dann senkte sie abrupt den Kopf, um ihr schweres Honighaar wie einen Vorhang zwischen sie fallen zu lassen.
Ein plötzliches Kältegefühl trübte Cezars Gefühl von absolutem Frieden. »Anna?«
»Was?«
»Bedauerst du, was zwischen uns geschehen ist?«
Es folgte die Art von Schweigen, die niemals etwas Gutes bedeuten konnte. »Ich glaube nicht.«
»Das ist wohl kaum ein uneingeschränktes Nein«, sagte er schroff und versuchte seinen aufflackernden Ärger unter Kontrolle zu bekommen. Dios , was sie soeben miteinander geteilt hatten, war unglaublich gewesen! Es war die Art von Ereignis, die das Universum und das Schicksal zu verändern vermochten! Und sie glaubte nicht, dass sie es bedauerte?
Sie versuchte von ihm wegzurutschen. »Was willst du von mir?«
Doch er schloss seine Arme fester um sie und hielt sie entschlossen bei sich. »Etwas Ehrlichkeit wäre schön.«
»Okay!« Sie hob den Kopf und durchbohrte ihn mit einem funkelnden Blick. »Die Wahrheit ist, dass ein Teil von mir denkt, ich sollte das bedauern, was passiert ist, aber der Rest ist einfach glücklich. Zufrieden?«
Langsam erschien ein durchtriebenes Lächeln auf seinem Gesicht. »Allmählich schon.«
Sie stieß einen verärgerten Seufzer aus. »Trotzdem brauchst du nicht so selbstgefällig auszusehen!«
Cezar ließ seine Finger in das sprudelnde Wasser tauchen. Sein Kopf war bereits angefüllt mit Bildern von Anna, die mit gespreizten Beinen auf ihm saß und ihn ritt, bis ihn die Glückseligkeit überwältigte. »Ich sähe noch viel selbstgefälliger aus, wenn du …«
Bevor Cezar seinen lustvollen Vorschlag ganz aussprechen konnte, schlug sein Kopf schon gegen den Rand des Whirlpools. Seine Augen schlossen sich, Finsternis umgab ihn, und dann hallte der Klang einer vertrauten, schnarrenden Stimme durch seine Gedanken.
KAPITEL 10
A nna fühlte sich, als ob sie schwebe.
Okay, sie schwebte tatsächlich in dem tiefen, herrlich warmen Wasser. Aber es war mehr als das. Es war, als habe sich ihr gesamter Körper in eine knochenlose Masse aus gestillter Lust verwandelt. Ein Gefühl, das sie seit zwei Jahrhunderten nicht mehr gespürt hatte. Obwohl sie Cezar nicht angelogen hatte, als sie zu ihm sagte, sie solle eigentlich bedauern, was gerade zwischen ihnen passiert war, konnte sie nicht einmal die kleinste Spur von Reue aufbringen. Himmel, es war fantastisch gewesen.
Das Gefühl, wie er sich tief in ihr bewegt und gleichzeitig ihr Blut getrunken hatte, war ein Erlebnis gewesen, das weit über reinen Sex hinausging. Sie waren so vollkommen miteinander verschmolzen, dass es gewirkt hatte, als seien sie eins gewesen. Zwei Hälften, die nur komplett waren, wenn sie zusammen waren. Ein erschreckender Gedanke.
Nicht so erschreckend jedoch wie der Anblick des mächtigen Vampirs, dessen Körper sich ganz plötzlich wie durch Geisterhand nach hinten bog. Sein Kopf krachte auf den Rand des Whirlpools, und seine Augen schlossen sich, als habe er starke Schmerzen.
»Cezar?« Sie umfasste sein Gesicht mit den Händen, und ihr Herz hörte vor
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