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04 Im Bann der Nacht

04 Im Bann der Nacht

Titel: 04 Im Bann der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Alexandra
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als sei sie etwas beschränkt. »Wenn die Strahlen der Sonne meine Haut berühren, verwandle ich mich in eine Statue.«
    »Aha.« Anna, die sich wie eine Idiotin vorkam, nahm noch einmal ihre Umgebung in Augenschein, fand aber nichts bis auf ein verfallenes Haus samt Stall in ihrer Nähe. »Wie sieht es mit dem Stall aus?«, schlug sie vor.
    Er schlug einmal heftig mit den hauchdünnen Flügeln. »Ein Stall? Bin ich eine Kuh?«
    »Meine Güte, Levet!« Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Dann such doch einen besseren Platz!«
    Levet drehte sich einmal um sich selbst und murmelte dann: »Ich nehme an, der Stall wird fürs Erste genügen.«
    »Dann lass uns gehen.«
    Gemeinsam stolperten sie über das unebene Feld. Annas Körper protestierte bei jedem Schritt. Sich aus einem Portal katapultieren zu lassen war offensichtlich etwas, das man vermeiden sollte, wenn einem seine Gesundheit lieb war. Sie fiel über einen losen Erdklumpen und stöhnte, als sie sich wieder aufrappelte.

    Levets kleine Hand griff nach ihr, um an ihrem Sweatshirt zu ziehen. »Anna, wir müssen uns beeilen!«
    Mit einem erschöpften Lächeln ergriff sie seine kalten Finger und zog ihn durch eine Lücke in dem durchhängenden Zaun. Von da an kämpften sie mit dem Unkraut und den Brombeersträuchern, die die Vorherrschaft über den Vorgarten übernommen hatten. Schließlich erreichten sie die Stalltür, die zum Glück noch intakt war. Anna öffnete sie und führte den erschöpften Gargylen durch den schmutzigen Raum in die hinterste dunkle Ecke.
    Der Stall war fast leer. Es gab noch einige verrostete Erntegeräte, die überall auf dem Boden verstreut waren, und einen Stapel alter Zeitungen, der allmählich von Mäusen zernagt wurde. Wer auch immer diese abgelegene Farm sein Zuhause genannt hatte, hatte sie schon vor langer Zeit für grünere Weiden verlassen.
    »Hier«, sagte Anna und schob einen vergessenen Heuballen beiseite, um Levet in einer schmalen Box zu verstecken. Der Gargyle würde zumindest vor zufälligen Blicken geschützt sein, auch wenn er immer noch leicht zu entdecken wäre, wenn jemand den Stall gründlicher absuchte. Wo waren bloß all diese verdammten Vampirtunnel, wenn man sie mal brauchte?
    Als Anna sich gerade einen eigenen Ort zum Verstecken suchen wollte, wurde sie von Levet aufgehalten, der sie an ihrem Sweatshirtärmel festhielt.
    »Anna …«
    »Ja?«
    »Sobald die Sonne aufgeht, werde ich nicht mehr in der Lage sein, dir zu helfen. Wenn irgendetwas passiert, musst du fortlaufen und mich zurücklassen.« Er ließ sie los und griff nach einem vereinzelten Nagel, der in einer Bretterwand
zurückgelassen worden war. Damit ritzte er etwas in den Boden. »Das ist Darcys Nummer. Du solltest sie sofort anrufen, sobald du ein Telefon findest.«
    Anna drückte den Rücken durch. »Ich verlasse dich nicht, Levet.«
    »Du musst! Mir kann niemand etwas anhaben, während ich meine Statuengestalt habe.«
    Das schien Anna äußerst praktisch. Insbesondere, wenn Morgana sich für eine Zugabe entschied. »Überhaupt nichts?«
    Levet antwortete nicht, sondern warf einen Blick zu dem kleinen Fenster, in dem sich der Tag mit blassrosa Dämmern ankündigte. »Anna - tut mir leid.«
    Sie taumelte zurück, als der winzige Körper zu glühen begann und sich dann direkt vor ihren Augen zu Stein verhärtete.
    Eigentlich hätte sie langsam an derart skurrile Dinge gewöhnt sein sollen. Davon hatte es in den vergangenen Tagen weiß Gott genug gegeben. Aber der Anblick des Gargylen, der sich von einem Lebewesen so mir nichts dir nichts in einen Brocken Granit verwandelte, ging weit über das hinaus, was sie bereit war, mit anzusehen. Sie stürmte aus der Box und hielt nur so lange inne, bis sie den Heuballen vor die Öffnung geschoben hatte. Dann durchquerte sie den Stall und kletterte die wackelige Leiter zum Heuboden hinauf.
    Die Balken waren hier so niedrig, dass es einfacher war, auf Händen und Knien zu kriechen, als zu riskieren, sich den Kopf anzuschlagen. Sie testete vorsichtig die verzogenen Bretter mit dem noch spärlich vorhandenen Stroh darauf, bevor sie sie mit ihrem vollen Körpergewicht belastete. Dann kroch sie langsam in den hinteren Teil des
Heubodens und öffnete die kleine Luke, die einen weiten Blick auf die Umgebung bot.
    Von hier aus war sie imstande, alles im Auge zu behalten, das sich ihr näherte.
    Was zur Hölle sie tun sollte, wenn der Stall tatsächlich angegriffen würde, war eine vollkommen andere Sache.

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