04 - komplett
wenig Zucker verdünnt.“ Sie sah unsicher zu ihm auf.
„Wollen wir nicht tanzen?“
„Wenn du glaubst, du kannst es bewältigen.“
„Aber natürlich“, meinte sie entrüstet. „Glaubst du, ich bin beschwipscht ...
beschwipst?“
„Ganz und gar nicht, meine Liebe“, log Vincent freundlicherweise. „Ich wüsste nur gern ...“
In diesem Moment nieste Cassie heftig und sank abrupt wieder auf ihren Stuhl.
„Weißt du, vielleicht sollte ich doch lieber nicht tanzen“, meinte sie kläglich. „Meine Beine sind ein wenig wacklig, und mein Kopf tut weh. Es tut mir so leid, Vincent, aber ich glaube wirklich ...“ Ein leiser Seufzer entfuhr ihr, und sie wäre vom Stuhl geglitten, hätte Vincent sie nicht rechtzeitig festgehalten.
Lady Longbourne kam aufgeregt angelaufen. „Oh du meine Güte, das habe ich befürchtet“, sagte sie erschrocken. „Sie hat eine üble Erkältung. Es fing schon heute Morgen an, und ich gab ihr ein Glas Brandy.“
„Und Janet verabreichte ihr noch eins.“ Vincent musste lächeln. „Die Ärmste hat nichts gegessen, aber dafür umso mehr getrunken, wie mir scheint.“
„Das Fieber hat sie sehr mitgenommen, das arme Kind. Am besten trägst du sie nach oben, Carlton. Und eure Reise verschiebt ihr lieber auf morgen oder sogar übermorgen. Du siehst doch sicher, dass Cassie nicht in der Lage ist, weiter als bis zu ihrem Bett zu gehen.“
Cassie öffnete die Augen, als Vincent sie auf die Arme hob, und schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln. „Bring mich ins Bett, Vinnie. Ich bin so müde.“
„Du bist krank, mein Liebes“, sagte er trocken. „Dummerchen. Warum hast du mir denn nicht verraten, wie du dich fühlst?“
„Ich wollte dich doch heiraten.“ Sehnsüchtig legte sie ihm die Arme um den Nacken.
„Konnte doch nicht die Hochzeit verschieben wegen einer dummen Erkältung.“
Vincent lachte belustigt. „Mama, entschuldige uns bitte bei den Gästen. Sie sollen tanzen und sich amüsieren. Sobald ich Cassie gut versorgt weiß, kehre ich zurück und bedanke mich für ihr Kommen.“
„Natürlich, Carlton. Arme Cassie ...“
Und so schritt Vincent, seine Braut in den Armen, aus dem Ballsaal und achtete nicht auf die verblüfften Blicke, die man ihnen zuwarf. Ihm selbst war die Meinung der Gäste herzlich gleichgültig, aber er wollte nicht, dass seine junge Gattin später in Verlegenheit geriet, wenn sie an ihre Hochzeitsfeier dachte.
Sie war schon halb eingeschlafen, als er sie sanft auf ihr Bett legte. Janet empfing sie und wandte sich schuldbewusst an Lord Carlton. „Ich glaube, dafür bin teilweise ich verantwortlich, Sir. Vorhin habe ich ihr einen Grog gemacht, aber ich muss wohl ein wenig zu viel Branntwein hinzugegeben haben.“
„Mama gab ihr auch ein Glas, bevor wir zur Kirche aufbrachen. Beim Empfang aß sie zwar nichts, aber ich weiß, dass sie mindestens ein Glas Wein getrunken hat.“
„Ach, du meine Güte.“
Cassie stöhnte leise und öffnete die Augen. Als sie Vincent erkannte, lächelte ihn sie einladend an. „Willst du mich küssen, Vinnie?“
Schmunzelnd setzte er sich auf die Bettkante und küsste sie zart auf den Mund.
„Du hoffst wohl, mich anzustecken, du kleiner Frechdachs, aber ich werde das Risiko auf mich nehmen.“ Er strich ihr über die heiße Stirn. „Jetzt musst du dich ausruhen, meine Liebste. Janet wird dir etwas Heißes zu trinken machen, und dann musst du schlafen.“
Sie hielt seine Hand fest. „Geh nicht, Vinnie. Ich möchte, dass du bleibst und mich in den Arm nimmst. Es gefällt mir, wenn du mich küsst. Es ist ausgesprochen angenehm, weißt du.“
„Ja, ich bin ganz deiner Meinung.“ Er gab ihr einen weiteren sanften Kuss auf den Mund. „Ich würde nichts lieber tun, als bei dir zu bleiben, mein Liebling, aber du musst jetzt schlafen. Und ich darf unsere Gäste nicht vernachlässigen.“
Cassie murmelte etwas Unverständliches und schloss die Augen. Im Nu war sie eingeschlafen. Vincent verabschiedete sich von Janet, blieb an der Tür aber noch kurz stehen, um seine Braut zu betrachten. Es war nicht ganz die Hochzeitsnacht, die er ersehnt hatte. Doch Cassies entzückendes Benehmen ließ ihn hoffen, dass es die Verzögerung mehr als wert sein würde.
Cassie erwachte am nächsten Morgen und fühlte sich entsetzlich. Jeder einzelne Knochen in ihrem Körper schien wehzutun. Sie wollte sich aufsetzen, doch alles drehte sich um sie. Stöhnend legte sie sich wieder hin und stellte fest, dass sie sich in dem
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