04 - Lebe lieber untot
wäre vielleicht wirklich genau das Richtige, um die Spannung abzubauen.“
12
Ich ließ meinen Kopf rotieren und lauschte dem Ächzen und Wehklagen meiner eigenen Muskeln. Vielleicht hatte ich ebenfalls einen Besuch bei Devin und seinen prächtigen Pranken nötig.
„Dann geben Sie Vinnie also noch eine Chance?“, fragte ich hartnäckig nach.
„Hab ich schon die Haare auf seinen Schultern erwähnt?“ „Ich lege noch eine Pediküre drauf.“ „Noch ein Date, und das war's dann.“
„Montagabend“, sagte ich. „Wegen der Einzelheiten ruf ich Sie noch an.“
Nachdem ich das Gespräch mit Carmen beendet hatte, ging ich die Lexington entlang und legte mir rasch einen Plan zurecht, bevor ich die Nummer der casa di Balducci wählte.
„Sagen Sie mir einfach, wo und wann“, sagte er, nachdem er nach dem zweiten Klingeln abgehoben hatte. „Und ich bin da.“
„Dead End Dating. In einer Stunde.“
Ich weiß, ich weiß. Ich war dabei, mir mein eigenes Grab zu schaufeln, nachdem ich ihm heute Abend keine Verabredung zu bieten hatte, aber wenn das wirklich funktionieren sollte, dann konnte ich Vinnie nicht wieder auf die Menschheit loslassen, ohne ihn vorher etwas aufzupolieren.
Ein paar Minuten und ein Kaffeegeklecker später trat ich durch die Eingangstür von DED, wo ich Evie fand, die hinter ihrem Tisch saß.
Obwohl sie samstags eigentlich freihatte, kam sie oft nachmittags für kurze Zeit ins Büro, um alles für den nächsten Montag vorzubereiten. Und gelegentlich auch wegen eines Kunden, der in der Woche einfach nicht die Zeit fand vorbeizukommen.
„Ein neuer Kunde?“ Ich stellte den Pappbecher auf eine Ecke ihres Schreibtischs. Dann grub ich in den Tiefen meiner Handtasche nach einem Feuchttuch und wischte mir die Kaffeeflecken von der Haut.
„Ich bereite nur schon mal ein bisschen was für Montag vor. Ist der für mich?“ Sie nahm sich den Kaffee, noch bevor ich sagen konnte: Nein, der ist für mich. Ich wusste gar nicht, dass Sie hier sein würden! - und stürzte die Hälfte der kochendheißen Flüssigkeit die Kehle hinunter. „Verfickte Scheiße, das hab ich jetzt echt gebraucht.“ Mooment. Mal.
Seit wann benutzte Evie denn solche Ausdrücke? Sicher, bei mir kam das auch mal vor, aber nur in Extremsituationen - wenn ich mich mit dem Lockenstab verbrannt hatte oder sich bei Starbucks jemand vordrängelte oder wenn Killer ein Häufchen in meine Lieblingswildlederschuhe gemacht hatte.
Aber in einem ganz gewöhnlichen, alltäglichen Gespräch? Niemals.
Als ich sie näher betrachtete, fiel mir ihre bleiche Gesichtsfarbe auf. „Ist alles in Ordnung?“
„Aber hallo.“ Sie kippte die andere Hälfte des Kaffees hinunter, knüllte den Becher zusammen und versenkte ihn im nächsten Abfalleimer, bevor sie sich wieder ihrem Computer zuwandte.
Meine Haut prickelte, die Härchen in meinem Nacken stellten sich auf, und irgendetwas nagte an meinen Eingeweiden.
Ich weiß, ich weiß. Sie war eine erwachsene Frau. Wenn sie Kraftausdrücke benutzen wollte, wieso sollte ausgerechnet ich meinen Senf dazugeben? Ich terrorisierte arme, nichts ahnende Menschen und trank ihr Blut, um Damiens willen.
Na gut, stimmt, ich kaufte mir das Zeug in Flaschen abgefüllt in meinem Lieblingsfeinkostladen. Aber der Punkt blieb: Ich war wohl kaum in der Lage, mit dem Finger auf jemand anderen zu zeigen.
Ich säuberte meine Hand, warf das benutzte Tuch weg und konzentrierte mich auf meine nächste Aufgabe.
„Meinen Sie, es ist schon zu spät, um irgendwo noch ein paar Dosen Heißwachs zu kriegen?“
„Ich schätze, ich könnte in der Drogerie um die Ecke noch eine bekommen. Die haben am Wochenende bis acht Uhr geöffnet.“ Sie griff sich einen Stapel Ordner, stand auf und ging zum Aktenschrank. „Ich räume nur noch schnell die paar Ordner weg, und dann mach ich mich gleich auf den Weg.“
Sie sah fabelhaft aus, wie immer, in einem weiten, weißen Seidentop, grauer Hose und ausgetretenen Crocs in Tarnfarbe - Augenblick mal.
Ich blinzelte, aber sie waren immer noch da. Immer noch ausgetreten. Immer noch tarnfarben. Immer noch Crocs.
Ich bemühte mich um einen ungezwungenen Tonfall.
„Sind die neu?“
Evie schob die Ordner in das oberste Fach und sah nach unten. Ihre Augen wurden so groß, als bekäme sie die Latschen zum allerersten Mal zu Gesicht. „Die, ahm, die gehören dem Hausmeister. Er lässt sie abends immer neben der Haustür stehen.“
„Okay, ich beiße an.“ Natürlich nur im übertragenen
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