04 - Lebe lieber untot
Sie das mal meinem Rücken.“
Als Nächstes rief ich Mia an. „Wie war's?“ „Nicht so toll.“ „Kein Sex?“
„Wir haben's nur zweimal gemacht.“
„Dieser impotente Mistkerl.“ Zwei Mal? Innerhalb von drei Stunden? Das war mehr Action, als ich während der gesamten Amtszeit von Clinton gehabt hatte. Aber das hatte ich ja auch so gewollt, rief ich mir ins Gedächtnis zurück. Da hatte ich bereits beschlossen, auf bedeutungslosen Sex zu verzichten und meinen Traummann zu finden.
Ty tauchte vor meinem inneren Auge auf, und mein Hirn machte kaatsching!
Ich musste unbedingt mal ein bisschen mehr schlafen.
„Ich wollte das Ganze etwas runterspielen“, fuhr Mia fort, „und so tun, als ob zweimal okay wäre. Aber eigentlich sollte ich mich nicht verstellen müssen, nur um irgend so einem Kerl zu gefallen. Ich will einen Mann, der mich mag, weil ich so bin, wie ich bin. Ich sollte nicht so tun, als ob ich jemand wäre, der ich gar nicht bin, oder?“
„Nein, sich verstellen ist nie gut. Aber auf der anderen Seite hat eine kleine Veränderung noch niemandem geschadet“, hörte ich mich jetzt schon zum zweiten Mal heute Abend predigen.
„Also, wer kommt als Nächster?“, fragte sie.
Ich zog meine Liste mit potenziellen Kandidaten hervor, die aus dem Typ von gestern Abend und Evies Cousin, Word, bestand.
„Ich habe da noch diesen einen, ganz besonderen Mann.
Ich würde vielleicht nicht sagen, dass er der erfahrenste Liebhaber ist, und manchmal hat er's auch ein bisschen zu eilig, wenn Sie verstehen, was ich meine, aber in puncto Einsatz und Fleiß bekommt er eine glatte Eins.“
„Immer her damit.“
„Da wäre nur noch etwas.“ Ich dachte an Word und seinen Kaninchen-Fetisch. „Wie denken Sie über kleine, pelzige Tiere?“
„Ich liebe sie. Genau wie Pooky, meine Python. Für einen Snack ist er immer zu haben.“
„Dann wäre das also klar.“
23
Um viertel vor zehn war ieh in dem Coffee Shop. Ich setzte mich an einen der Tische und starrte auf die Kirche, die auf der anderen Straßenseite emporragte. Es handelte sich um ein altes Gebäude aus Stein, mit jeder Menge bunter Glasfenster und einem Glockenturm.
Innen hell erleuchtet, warfen die Lichter bunte Muster auf die Betonstufen vor der Kirche. Dieser Ort strahlte einen altmodischen Charme aus, der mich an hügelige Landschaften in Frankreich und einen gewissen Stallburschen namens André erinnerte.
In ihn war ich zum ersten Mal so richtig verliebt gewesen -einen jungen, strammen Menschen-, zu einer Zeit, als ich gegen meinen inneren Vampyr rebellierte und meine Familie vor den Kopf stieß.
Oh, Augenblick mal. Ich rebellierte ja nach wie vor gegen meinen inneren Vampyr und stieß meine Familie vor den Kopf. Nur dass das heute keine Absicht mehr war. Ich wollte mein Vampirerbe wirklich unbedingt akzeptieren. Meine Pflicht tun, zur Erhaltung der Spezies beitragen und dafür sorgen, dass meine Mutter ein ganzes Portemonnaie voller Fotos von ihren Enkelkindern vorweisen und bei ihren monatlichen Treffen des Clubs der Jägerinnen herumzeigen konnte.
Ich wollte das aber mit jemandem verwirklichen, den ich tatsächlich liebte.
Wie Ty.
Ich verdrängte den Gedanken wieder, sobald er aufgetaucht war.
Ich liebte ihn so was von gar nicht. Aus allen offensichtlichen Gründen natürlich. Und vor allem, weil er ein selbstsüchtiger Mistkerl war. Das war die einzige Erklärung für DEN KUSS. Wenn er auch nur das allerkleinste bisschen für mich empfinden würde, hätte er mir viel Glück für mein weiteres Leben gewünscht und adios gesagt. Aber nein. Er musste mich unbedingt küssen und daran erinnern, wie sehr die Chemie zwischen uns stimmte.
Wir reden hier von einer ausgewachsenen Kernreaktion, im Gegensatz zu dem kleinen Funken, den ich verspürte, wenn ich mit Remy zusammen war.
Was ja auch genau seine Absicht gewesen war.
Die miese Ratte.
Fergie sang los - mein neuer Klingelton -, und ich holte mein Handy hervor. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich, Ty hätte es sich vielleicht doch anders überlegt und beschlossen, sich zu entschuldigen. Dann warf ich einen Blick auf die Anruferkennung.
Sagen wir lieber: verbohrte miese Ratte.
„Wieso rufen Sie mich an, wo Sie doch eigentlich der perfekten Frau einen Heiratsantrag machen sollten?“, fragte ich Vinnie.
„Das mach ich schon noch. Ich warte nur, bis alle aufgegessen haben. Und dann, kurz bevor die Torte reinkommt, werde ich mir Carmen schnappen und sie
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