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04 - Lebe lieber untot

04 - Lebe lieber untot

Titel: 04 - Lebe lieber untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberly Raye
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bemühte mich, überzeugend zu lachen. „Ich meinte natürlich Singles.
    Sie sind doch Single, stimmt's?“
    „Jetzt schon seit über zwanzig Jahren, seit Merv den Löffel abgegeben hat, der Mistkerl.“
    „Großartig. Dann kommen Sie für diesen Sondertarif auf jeden Fall in Frage. Und bei Ihrer umgänglichen Art werden wir sicher nicht das geringste Problem haben, den perfekten Mann für Sie ausfindig zu machen. Wo wir gerade von umgänglich reden, wieso feiern Sie eigentlich nicht zusammen mit den anderen Nachbarn?“
    „Ich hab Besseres mit meiner Zeit zu tun.“
    Ich hob eine Augenbraue. „Wie in den Sträuchern herumzuschleichen?“
    „Wollen Sie, dass ich über den Zaun geklettert komme und Ihnen den Hintern versohle, bis Sie blau im Gesicht sind? Das mach ich glatt. Diese neuen orthopädischen Schuhe sind an den Zehen mit Aluminium verstärkt, weil ich nicht mehr so gut zupacken kann und öfter mal was fallen lasse. Ein Tritt gegen Ihr Schienbein, und Sie sind Geschichte, so wie das Kleid, das Sie da anhaben.“
    Augenblick mal. Hatte sie gerade . . hatte ich richtig gehört? Oh nein, das würde sie nicht wagen.
    „Wo haben Sie das denn her?“, fuhr sie fort. Die Brille tanzte auf ihrem Gesicht. „Vom Flohmarkt?“
    Ich... Sie . . Das . . Ich zermarterte mir das Gehirn auf der Suche nach einer passenden Antwort, in der keine gemeinen Beschimpfungen oder ein paar dicke, fette Tränen vorkamen.
    Nur die Ruhe. Sie war alt und in Sachen Mode schwer gehandicapt (wir reden von Babyblau und Polyester).
    Ich verkniff mir diverse ausgesuchte Antworten und überlegte,, ob ich ihr nicht eine nette kleine Suggestion ins Hirn setzen sollte, etwa in der Art: Sie sind kein gemeines, schrulliges, zänkisches altes Weib, das seine Nase überall hineinstecken muss. Sie sind nett und süß und finden, dass ich die schärfste, bestgekleidete, heißeste junge Frau bin, die Sie jemals gesehen haben. Aber leider trug sie die Brille.
    Außerdem war sie eine Frau und konnte sich vermutlich kaum noch an Sex erinnern, geschweige denn sich danach sehnen. „Ich wollte Sie nicht stören. Ich bin nur hier, um ein bisschen Spaß zu haben.“
    „Sagen Sie Teresa, sie soll mal lieber zusehen, dass dieser Spaß gefälligst hübsch anständig bleibt, sonst komm ich rüber und trete ihr mal so richtig -“
    „Das wird das Erste sein, was sie aus meinem Mund zu hören bekommt“, unterbrach ich sie. „Ernsthaft“, fügte ich hinzu, als sie mir mit diesem blöden roten Strahl in die Augen sah. „Großes Indianerehrenwort, und wenn ich das breche, will ich tot umfallen.“
    Okay, da ich ja bereits tot war, zählte das nicht so richtig, aber es ging hier ums Prinzip, oder nicht?
    „Sind Sie eins von diesen Flittchen, die Vinnie immer anschleppt?“ Ihr Strahl musterte mich von meinen pink bemalten Zehennägeln, die an den Spitzen meiner Jimmy Choos sichtbar waren, bis zu den erstklassigen Strähnchen, die ich erst letzte Woche hatte machen lassen. „In meinen Augen sehen Sie wie ein Flittchen aus.“
    Also, erstens: Flittchen sagte heute nun wirklich keiner mehr.
    Und zweitens: Flittchen gaben sicherlich kein Vermögen für Meerwassergesiehtsbehandlungen und schwedische Massagen einmal im Monat bei Christine Chin aus. Es sei denn, es waren stinkreiche Flittchen, aber dann wären sie Hostessen. Das ist eine vollkommen andere Steuerklasse.
    Und drittens . . warum zum Teufel kroch ich dieser Fliege überhaupt in den Arsch, wo ich mich doch auf einer Rettungsmission für Vinnie befand?
    Ach ja. Im Dunkel lauern. Nicht auffallen. Die Rasse der gebürtigen Vampire bewahren und schützen.
    „Ich finde Ihre Haare toll!“, platzte es aus mir heraus.
    „Ist das Ihre Naturfarbe?“
    „Klugscheißerin.“ Sie schnaubte. Der rote Strahl bewegte sich. Holz ächzte. Das Haar verschwand.
    Ich lauschte dem Stampfen ihrer Schuhe hinterher und wartete noch auf das Quietschen der Fliegentür. Dann drehte ich mich um und suchte mir meinen Weg ein paar Schritte weit durchs Gebüsch, bis ich das nächstgelegene Fenster erreicht hatte.
    Das Haus war unterkellert, und das hieß, dass das Erdgeschoss ein gutes Stück über dem Boden lag. Selbst mit meinen gut zehn Zentimeter hohen Stilettos war ich nicht groß genug. Also zog ich die gute alte Levitation aus der Wundertüte meiner Vampirtricks, schwebte ein paar Zentimeter in die Höhe und spähte hinein.
    Das Wohnzimmer war voller Menschen.
    Einige saßen auf dem dick gepolsterten Sofa und Stühlen,

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