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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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hatten, ihre Schönheit in einem verklärten Licht zu sehen, ihr körperliche Eigenschaften zuzuschreiben, die sie nicht hatte. Er gestand sich ein, was er immer gewußt hatte. Schön im landläufigen Sinn war Deborah nicht. Weder besaß sie die aristokratische Eleganz Helens, noch die apart herausfordernden Züge Sidneys. Sie strahlte vielmehr Wärme und Zuneigung aus, wache Aufmerksamkeit und Witz, lauter Qualitäten, die sich in der Lebendigkeit ihrer äußeren Erscheinung vom kupferroten, eigenwilligen Haar bis zu den Sommersprossen auf ihrem Nasenrücken spiegelten.
    Doch sie hatte sich verändert. Sie war zu dünn, und ein unerklärlicher Hauch von Bedauern schien gleich unter der Oberfläche ihrer Gelassenheit zu liegen. Dennoch sprach sie mit ihm wie immer.
    »Hast du so lange gearbeitet? Du bist doch nicht extra meinetwegen aufgeblieben?«
    »Es war die einzige Möglichkeit, deinen Vater zu bewegen, zu Bett zu gehen. Er dachte, Tommy könnte dich womöglich noch in dieser Nacht entführen.«
    Deborah lachte. »Typisch Dad. Hast du das auch geglaubt?«
    »Tommy war dumm, es nicht zu tun.«
    Die Verstellung, mit der sie einander begegneten, schmerzte ihn. Mit einer schnellen Umarmung hatten sie geschickt Deborahs ursprüngliche Gründe, England zu verlassen, umgangen, als wären sie übereingekommen, die alte Beziehung zu spielen, obwohl sie beide wußten, daß es keine Rückkehr gab. Aber für den Augenblick war Scheinfreundschaft besser als Trennung.
    »Ich habe etwas für dich.«
    Er führte sie durch das Labor und öffnete die Tür zu ihrer Dunkelkammer. Sie griff nach dem Lichtschalter, und St. James hörte ihren Ausruf der Überraschung, als sie das neue Farbvergrößerungsgerät sah, das am Platz ihres alten Schwarz-Weiß-Geräts stand.
    »Simon! Das ist ja - wie lieb von dir! Wirklich ... das war doch nicht ... und du bist extra meinetwegen aufgeblieben.«
    Röte lief über ihr Gesicht. Sie hatte es nie verstanden, sich in peinlichen Momenten zu verstellen.
    Der Türknauf unter seiner Hand fühlte sich kalt an. Der Vergangenheit zum Trotz hatte St. James angenommen, sie würde sich über das Geschenk freuen. Sie aber war bestürzt. Er hatte wohl mit dem Kauf des Geräts unwissentlich eine unsichtbar gezogene Grenze zwischen ihnen überschritten.
    »Ich wollte dir gern einen schönen Empfang bereiten«, sagte er. Sie blieb stumm. »Du hast uns gefehlt.«
    Deborah strich mit der Hand über die glatte Oberfläche des Geräts. »Ich hatte vor meiner Rückkehr eine Ausstellung in Santa Barbara. Weißt du das? Hat Tommy es dir erzählt? Ich habe ihn angerufen, weil - na ja, das ist doch das, was man sich immer erträumt. Daß die Leute kommen und ihnen die Sachen gefallen. Und sie vielleicht sogar etwas kaufen ... Ich war unheimlich aufgeregt. Ich hatte die Abzüge mit einem der Vergrößerungsgeräte in der Schule gemacht, und ich weiß noch, wie ich überlegt habe, ob ich mir die neuen Kameras, die ich mir wünsche, überhaupt je leisten könnte ... Und jetzt hast du mir dieses teure Gerät geschenkt ...«
    Sie trat zurück und sah sich in der Dunkelkammer um, musterte die Flaschen mit Chemikalien, die Kartons mit den Papiervorräten, die neuen Wannen für Entwickler- und Fixierbad. »Du hast für alles gesorgt. Ach, Simon, das ist mehr als - wirklich, das habe ich nicht erwartet. Alles ist - genau wie ich es brauche. Vielen Dank. Ich verspreche dir, ich komme jeden Tag her, um zu arbeiten.«
    »Du kommst her?« St. James brach abrupt ab. Er hätte wissen müssen, was kommen würde, als er die beiden zusammen im Auto beobachtet hatte.
    »Weißt du es noch nicht?« Deborah schaltete das Licht aus und kehrte ins Labor zurück. »Ich habe ein Apartment in Paddington. Tommy hat es im April für mich gemietet. Hat er dir das nicht erzählt? Und Dad auch nicht? Gleich morgen ziehe ich um.«
    »Morgen? Jetzt schon? Heute?«
    »Ja, genau genommen heute. Du lieber Gott, wir beide werden morgen schön ausschauen, wenn wir noch länger aufbleiben. Ich geh jetzt lieber. Gute Nacht, Simon. Und danke dir. Vielen Dank.« Sie drückte kurz ihre Wange an seine, streichelte flüchtig seine Hand und ging.
    Das war's also, dachte St. James, der ihr unbewegt nachblickte.
    Dann ging er zur Treppe.

    Sie hörte ihn gehen. Keine zwei Schritte von der geschlossenen Tür ihres Zimmers entfernt, lauschte Deborah seinen Schritten. Es war ein Geräusch, das sie ihr Leben lang nicht vergessen würde. Das leichte Aufsetzen des gesunden

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