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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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traf zu - warum hatte Brooke überhaupt eingewilligt, sich heimlich mit Peter zu treffen?
    »Sid, das paßt nicht zusammen. Justin war kein Dummkopf. Weshalb hätte er einwilligen sollen, sich draußen in der Bucht mit Peter zu treffen? Und noch dazu mitten in der Nacht? Er mußte nach seinem Gespräch mit Tommy doch damit rechnen, daß Peter, sollte er davon erfahren, es auf ihn abgesehen haben würde.« Ihm fiel die Szene vom Freitagnachmittag unten in der Bucht ein. »Es sei denn, Peter lockte ihn unter Vorspiegelung falscher Tatsachen da hinaus. Indem er ihm einen Köder anbot.« »Was denn?«
    »Sasha?«
    »Das ist absurd.«
    »Dann eben Kokain. Sie waren ja extra nach Nanrunnel gegangen, um sich welches zu besorgen. Vielleicht war das der Köder, mit dem Peter ihn lockte.«
    »Nein, das hätte nicht verfangen. Justin wollte nach dem, was zwischen uns vorgefallen war, das Zeug nicht mehr anrühren. Er entschuldigte sich bei mir. Er sagte, er würde nie wieder koksen.«
    St. James konnte seine Skepsis nicht ganz verbergen. Er sah, wie die Härte im Gesicht seiner Schwester aufzuweichen begann, als sie seine Reaktion gewahrte.
    »Er hat es mir versprochen, Simon. Du hast ihn nicht so gut gekannt wie ich. Du kannst es gar nicht verstehen. Aber wenn er mir etwas versprach, während wir zusammen waren ... ich meine, besonders wenn ... ich mußte manchmal Dinge tun, die er besonders gern hatte ...«
    »Mein Gott, Sidney.«
    Sie begann zu weinen. »Natürlich! Mein Gott, Sidney. Was anderes fällt dir nicht ein! Wieso erwarte ich überhaupt, daß ausgerechnet du so was verstehen würdest? Du hast ja nie auch nur das geringste für einen anderen Menschen empfunden. Warum auch? Du hast deine Wissenschaft. Du brauchst keine Gefühle.«
    Hier war das Verlangen zu verletzen, das er vorhin schon bei ihr gespürt hatte. Dennoch traf der Angriff ihn überraschend. Er war nicht auf ihn gefaßt gewesen. Und ob ihre Beschuldigungen nun zutreffend waren oder nicht, er hatte nicht die Kraft, etwas darauf zu erwidern.
    Sidney rieb sich die Augen. »Ich fahre jetzt. Dem lieben Peter kannst du ausrichten, falls ihr ihn finden solltet, daß ich einiges mit ihm zu besprechen habe. Ich kann es kaum erwarten, glaub mir.«
    Trenarrows Haus war leicht zu finden. Es stand oberhalb der Paul Lane am Dorfrand, der größte Bau weit und breit. Im Vergleich mit Howenstow war es eine bescheidene Behausung, doch verglichen mit den Häusern, die sich am Hügelhang zu ihren Füßen duckten, war die Villa ein Prachtbau, mit breiten Erkerfenstern, die zum Hafen hinunterblickten, und einer Gruppe hoher Pappeln im Hintergrund, von der sich die Quadermauern und das weiße Holz von Fenstern und Türen effektvoll abhoben.
    St. James sah die Villa sofort, als er, von Cotter chauffiert, den ersten Blick auf Nanrunnel werfen konnte. Sie folgten der gewundenen Straße am Hafen und an den Geschäften vorbei bis zum Anchor and Rose. Dort bogen sie in die Paul Lane ein. Wenig später war ein Abzweig mit den Worten The Villa ausgeschildert. Rote Fuchsien hingen schwer über eine niedrige, aus losen Steinen aufgeschichtete Mauer, hinter der sich ein in Terrassen angelegter Garten den Hang hinaufzog. Zwischen Phlox und Rittersporn, Glockenblumen und Zyklamen schlängelte sich ein sauber abgesteckter Fußweg zum Haus hinauf.
    Der Fahrtweg mündete schließlich in einen kleinen Vorplatz mit einem ausladenden Weißdorn. Hier hielt Cotter an, wenige Meter von der Haustür entfernt, die durch ein von dorischen Säulen getragenes breites Vordach geschützt und rechts und links von großen Töpfen voll zinnoberroter Pelargonien flankiert war.
    St. James betrachtete das Haus einen Moment nachdenklich.
    »Lebt er allein hier?« fragte er.
    »Soviel ich weiß, ja«, antwortete Cotter. »Aber als ich anrief, meldete sich eine Frau.«
    »Eine Frau?« St. James dachte sofort an Tina Cogin. Immerhin hatten Helen und Deborah in ihrer Wohnung Trenarrows Telefonnummer gefunden. »Tja, dann wollen wir mal sehen, was der gute Doktor uns zu sagen hat.«
    Auf ihr Klopfen öffnete nicht Trenarrow, sondern eine junge Jamaikanerin.
    »Der Doktor empfängt hier keine Patienten«, erklärte die junge Frau. Ihre Worte klangen einstudiert, vielleicht häufig und nicht immer freundlich gesprochen.
    »Dr. Trenarrow weiß, daß wir kommen«, erwiderte St. James. »Wir sind nicht als Patienten hier.«
    »Ach so.« Sie lächelte, wobei sie große Zähne zeigte, die sich elfenbeinweiß von ihrer

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