Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
etwas Verdächtigem Wind bekam?« meinte St. James. »Er ging der Sache nach. Er sprach mit Leuten bei Islington-London. Und mußte es mit dem Tod büßen.«
    Lynley ging nicht auf ihre Bemühungen ein. »Aber wie wollt ihr die Kastration erklären?« Er setzte sich wieder auf das Sofa und rieb sich die Stirn.
    Ehe jemand etwas erwidern konnte, läutete das Telefon. Deborah ging hin. Bei ihren ersten Worten sprang Lynley auf.
    »Peter! Wo bist du? - Was ist los? - Ich verstehe nicht ... Peter, bitte ... Du hast wo angerufen? ... Warte, er ist hier ...«
    Lynley riß ihr den Hörer fast aus der Hand. »Verdammt noch mal, wo hast du dich herumgetrieben?« brüllte er.
    »Weißt du nicht, daß Brooke ... Halt den Mund und hör mir ausnahmsweise mal zu! Brooke ist tot. Genau wie Mick ... Es ist mir gleich, was du willst ... Was?« Lynley schien zu erstarren. Seine Stimme war plötzlich ganz ruhig. »Bist du sicher, Peter? - Hör mir zu, bitte. Du mußt dich zusammenreißen ... Du darfst nichts anrühren. Hast du mich verstanden, Peter? Rühr nichts an. Laß sie so, wie sie ist ... Und jetzt gib mir deine Adresse ... Ich komme sofort.«
    Er legte auf. Minuten schienen zu verstreichen, ehe er sich zu den anderen herumdrehte.
    »Sasha ist etwas zugestoßen.«

    »Ich glaube, er hatte etwas genommen«, sagte Lynley.
    Was erklären würde, dachte St. James, warum er darauf bestanden hatte, daß Deborah und Helen nicht mitkamen. Er wollte nicht, daß sie seinen Bruder in diesem Zustand sahen.
    »Was ist denn überhaupt passiert?«
    Lynley fluchte, als ein Taxi ihn schnitt. Statt direkt zur Bayswater Road zu fahren, machte er einen Umweg über die Radnor Place und durch ein halbes Dutzend kleiner Nebenstraßen, um dem schlimmsten Berufsverkehr zu entgehen.
    »Ich weiß es auch nicht. Er hat immer nur geschrien, sie läge auf dem Bett und rühre sich nicht. Er hätte Angst, sie sei tot.«
    »Warum hast du ihm nicht gesagt, er soll den Notruf wählen?«
    »Mensch, es kann sein, daß er halluziniert, St. James. Er hörte sich an wie im Delirium tremens. Ach, verdammt, dieser Verkehr!«
    »Wo ist er, Tommy?«
    »In Whitechapel.«
    Sie brauchten fast eine Stunde bis dorthin.
    »Ich bin an allem schuld«, sagte er, als sie die Oxford Street erreicht hatten. »Ich habe ihn da hineingetrieben.«
    »Das ist ja absurd.«
    »Ich habe ihn verwöhnt. Ich habe nie von ihm verlangt, daß er auf eigenen Füßen steht. Und das ist jetzt das Resultat. Es ist meine Schuld, St. James. Der wirklich Kranke bin ich.«
    St. James starrte zum Fenster hinaus und suchte nach einer Erwiderung. Wie lange hatte Lynley sich in Ausflüchte gestürzt? Wie lange er selbst? Es war ihnen beiden zur Gewohnheit geworden.
    »Nicht alles im Leben ist deine Verantwortung, Tommy.«
    »Meine Mutter hat neulich abends praktisch das gleiche gesagt.«
    »Sie hat recht. Du hast eine Art, dich für Dinge zu strafen, an denen andere genausoviel Verantwortung haben. Tu das jetzt nicht«, bekräftigte St. James.
    Lynley warf ihm einen raschen Blick zu. »Der Unfall, nicht wahr? Seit Jahren versuchst du, mir die Last abzunehmen, aber das kannst du nicht, jedenfalls nicht ganz. Ich habe den Wagen gefahren, St. James. Ganz gleich, welche anderen Umstände meine Schuld mildern, diese entscheidende Tatsache bleibt bestehen. Ich habe an dem Abend den Wagen gefahren. Und als es vorbei war, stand ich auf und ging auf meinen eigenen Beinen davon. Du nicht.«
    »Ich habe dir nie die Schuld gegeben.«
    »Das brauchst du auch nicht. Das tue ich selbst. Aber ich muß aufhören, mir Peters wegen Vorwürfe zu machen, wenn ich nicht wahnsinnig werden will. Und darum werde ich jetzt versuchen, keinerlei Verantwortung zu übernehmen, wenn wir bei Peter sind. Ganz gleich, was wir dort vorfinden werden. Es ist Peters Leben, nicht meines.«
    Das Haus war in einer schmalen Nebenstraße der Brick Lane. Eine grölende Gruppe kleiner Pakistanis spielte dort Fußball mit einem Ball, der kaum noch Luft hatte. Vier große Müllsäcke dienten ihnen als Torpfosten. Einer war aufgeplatzt und sein Inhalt auf Bürgersteig und Straße verstreut.
    Beim Auftauchen des Bentley wurde das Spiel abrupt unterbrochen. Halb neugierig, halb furchtsam umringten die Kinder den Wagen, als Lynley und St. James ausstiegen. Es roch penetrant nach verfaultem Gemüse und anderen Küchenabfällen.
    »Was wollen die hier?« fragte eines der Kinder leise.
    »Keine Ahnung«, antwortete ein anderes. »Das ist vielleicht ein

Weitere Kostenlose Bücher