Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
durchstehen. Du kannst tun, was du willst. Du kannst mir die Wahrheit sagen oder du kannst dich mit der Polizei unterhalten. Mir ist das gleichgültig.«
    »Ich sag dir die Wahrheit. Wir waren nirgends. Nur hier.«
    »Seit wann seid ihr zurück?«
    »Seit Samstag. Oder Sonntag. Ich weiß nicht. Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Wann seid ihr angekommen?«
    »Früh am Morgen.«
    »Um welche Zeit?«
    »Ich weiß die Zeit nicht. Wieso ist das so wichtig?«
    »Wichtig ist es deshalb, weil Justin Brooke tot ist. Aber im Moment hast du Glück. Die Polizei scheint es für einen Unfall zu halten.«
    Peter verzog den Mund. »Ach, und du glaubst, ich hätte ihn umgebracht? Mick vielleicht auch? Willst du mir das auch noch anhängen, Tommy?« Seine Stimme brach, als er den Namen seines Bruders sagte. Er begann wieder zu weinen. Sein magerer Körper zuckte. Er bedeckte das Gesicht mit den Händen. Seine Fingernägel waren abgebissen und schmutzig. »Du glaubst immer das Schlimmste von mir, stimmt's?«
    St. James sah Lynley an, daß er drauf und dran war, sich in ein Wortgefecht einzulassen. Er mischte sich ein, um das zu verhindern.
    »Man wird dir eine Menge Fragen stellen, Peter. Wenn du jetzt mit Tommy sprichst, kann er dir später helfen.«
    »Ich kann nicht mit ihm reden«, stieß Peter schluchzend hervor. »Er hört mir ja sowieso nicht zu. Ich bin ein Nichts für ihn.«
    »Wie kannst du so etwas sagen?« fragte Lynley hitzig.
    »Weil es wahr ist, und das weißt du auch. Du kaufst dich nur frei. Allzeit bereit mit dem Scheckbuch, weil das für dich das Einfachste war. Aber wenn ich dich brauchte, warst du nie für mich da - nicht ein einziges Mal in meinem ganzen Leben.« Er beugte sich auf dem Stuhl nach vorn, die Arme in den Magen gedrückt, den Kopf auf den Knien. »Ich war sechs Jahre alt, als er krank wurde, Tommy. Ich war sieben, als du gingst. Ich war zwölf, als er starb. Hast du eigentlich eine Ahnung, wie das war? Kannst du dir das überhaupt vorstellen? Und das einzige, was ich hatte - das einzige, was ich hatte, verdammt noch mal -, war Roderick, der arme Kerl. Der hat wirklich versucht, mir ein Vater zu sein, so gut er konnte. Aber immer nur heimlich, weil du ja sonst womöglich dahintergekommen wärst.«
    Lynley richtete sich auf. »Und da hast du angefangen, Drogen zu nehmen, und das ist allein meine Schuld? Das schiebst du mir nicht in die Schuhe, mein Lieber! Untersteh dich!«
    »Ich schiebe dir gar nichts in die Schuhe!« schrie Peter.
    »Ich verachte dich.«
    St. James mischte sich wieder ein. Er mußte herausbekommen, was er wissen wollte. »Was hat sie sich gespritzt, Peter?« fragte er drängend. »Woher hatte sie es?«
    Peter rieb sich mit seinem schlabberigen T-Shirt über das Gesicht. Es war alt und ausgewaschen, vorn mit der Abbildung eines Skeletts bedruckt. »Ich weiß es nicht. Ich war nicht hier.«
    »Wo warst du?« fragte Lynley scharf.
    Peter warf ihm einen verächtlichen Blick zu. »Einkaufen. Brot und Eier.« Er wies auf die Strohtasche, die an der Wand auf dem Boden lag. Dann wandte er sich an St. James. »Als ich heimkam, lag sie so da. Erst dachte ich, sie schliefe. Aber dann merkte ich - sah ich ...« Er stockte. Seine Lippen zitterten. »Ich rief bei Tommy bei seiner Dienststelle an. Ich rief bei ihm zu Hause an, aber Denton sagte, er wäre in Cornwall. Dann hab ich in Cornwall angerufen, und Hodge sagte, er wäre in London. Ich -«
    »Warum hast du mich gesucht?« fragte Lynley.
    Peter senkte die Arme. Er starrte zu Boden. »Du bist mein Bruder«, sagte er leise.
    Lynley sah aus, als würde ihm das Herz aus dem Leibe gerissen. »Warum machst du solche Sachen, Peter? Warum nur?«
    »Ist doch egal«, antwortete Peter.
    St. James hörte die Sirenen. Er sprach rasch, entschlossen, das Schlimmste zu erfahren.
    »Neben dem Bett liegt ein silbernes Fläschchen. Gehört es Sasha?«
    Peter lachte kurz auf. »Wohl kaum. Wenn sie was aus Silber besessen hätte, hätten wir es längst verkauft.«
    »Sie hat es dir nie gezeigt? Sie hat dir nicht gesagt, woher sie es hatte?«
    »Nein.«
    Zu mehr reichte die Zeit nicht. St. James ging zum Fenster und schob das Laken zurück. Unten hielten zwei Polizeiwagen, zwei neutrale Personenwagen und ein Lieferwagen. Sie nahmen fast die ganze Straße ein. Die Kinder waren davongelaufen.
    Ein uniformierter Beamter blieb vor dem Haus und sperrte den Zugang mit einem Seil ab, das er vom Handlauf der Vordertreppe zu einem Lampenpfosten am Bordstein spannte. Die

Weitere Kostenlose Bücher