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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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einmal Mick Cambrey gehört hatten: der braune Hefter mit der Aufschrift »Interessenten«, die Karte, auf der die Nummer der Firma Islington-London notiert war, das Sandwichpapier aus dem Talisman Café, die Fotografie, das Rezept für den Gesundheitstrank, das er Deborah an dem Tag gegeben hatte, als er - in Gestalt von Tina Cogin - bei ihr erschienen war.
    »Diese zehn Abhebungen vom Konto«, sagte Helen und tippte auf die entsprechenden Eintragungen, »entsprechen genau dem, was Tina Mick Cambrey an Miete gezahlt hat. Und die Zeit stimmt mit den Fakten überein, Simon. Von September bis Juni.«
    »Lang ehe er und Mark den Kokainhandel begannen«, bemerkte Lynley.
    »Dann hat er sich damit die Miete für diese Wohnung also nicht verdient?« fragte Deborah.
    »Wenn wir Mark glauben können, nicht. Nein.«
    Helen prüfte die Einzahlungen. »Aber er hat ein ganzes Jahr lang alle zwei Wochen Geld eingezahlt«, sagte sie. »Woher kam das?«
    St. James blätterte in dem Sparbuch nach vorn und sah die Eintragungen durch. »Er hatte offensichtlich noch eine andere Einkommensquelle.«
    Die Geldbeträge, die Cambrey eingezahlt hatte, schwankten in der Höhe. Manche waren beträchtlich, andere wieder kaum der Rede wert. Er verwarf die zweite Möglichkeit, an die er angesichts der regelmäßigen Einzahlungen auf das Konto gedacht hatte. Aus Erpressung konnten die Beträge nicht stammen. Erpresser erhöhen im allgemeinen die Beträge, die sie von ihren Opfern verlangen.
    »Anscheinend«, bemerkte Lynley. »Denn Mark sagte uns ja, daß sie ihren Gewinn aus dem Kokainhandel in ein zweites, größeres Geschäft investiert hatten.«
    Deborah schenkte den Tee ein. St. James schaufelte wie gewohnt seine vier Löffel Zucker in seine Tasse, ehe Helen ihm schaudernd die Zuckerdose wegnahm und sie Deborah reichte. Sie griff nach dem Hefter.
    »Mick muß seinen Anteil an dem Kokain hier in London verkauft haben. In Nanrunnel wäre ihm früher oder später jemand darauf gekommen.«
    »Ja, in Cornwall hatte er einen Namen als Journalist«, stimmte Lynley zu. »Den hätte er kaum für den Kokainhandel aufs Spiel gesetzt, wenn er das Zeug ebensogut hier an den Mann bringen konnte.«
    »Aber ich dachte, er hätte auch hier in London einen Ruf als Journalist gehabt«, warf St. James ein. »Er hat doch hier gearbeitet, ehe er nach Cornwall zurückging?«
    »Aber nicht als Tina Cogin«, sagte Deborah.
    »Im September verwandelte er sich in Tina«, sagte Helen.
    »Im September nahm er sich diese Wohnung. Im März darauf begann er zu handeln. Massenhaft Zeit, um sich einen Kundenstamm zuzulegen.« Sie tippte mit dem Finger auf den Hefter. »Wir haben uns gefragt, was für Interessenten das sind. Jetzt wissen wir es vielleicht. Sollen wir es überprüfen?«
    »Wenn es Kokainabnehmer sind«, meinte Lynley, »werden sie das kaum freiwillig zugeben.«
    Helen lächelte nachsichtig. »Nein, der Polizei gegenüber sicher nicht, Tommy-Schatz.«
    St. James wußte, was dieses Lächeln zu bedeuten hatte.
    Wenn jemand die Gabe besaß, wildfremden Menschen die Zunge zu lockern, so war es Helen. Sich mit liebenswürdigem Geflunker Vertrauen und Hilfsbereitschaft zu erschleichen, war ihre Spezialität. Das hatte sie bereits beim Hausmeister der Shrewsbury Court Apartments bewiesen. Sich den Schlüssel zu Mick Cambreys Wohnung zu beschaffen, war für sie ein Kinderspiel gewesen. Die Liste mit den Interessenten war nur eine kleine Herausforderung. Irgendwie würde sie die Wahrheit ans Licht bringen.
    Lynley stand auf. Er ging zum offenen Fenster und blickte, auf das Fensterbrett gestützt, zur Straße hinunter. »Vielleicht war es ja auch eine Story. Wir haben immer noch die Verbindung zu Islington-London.«
    »Könnte es sein, daß Mick über irgendein Medikament recherchierte?« meinte Deborah. »Vielleicht ein Medikament, das noch nicht soweit entwickelt ist, daß es auf den Markt gebracht werden kann.«
    Helen griff den Gedanken auf. »Eines mit Nebenwirkungen. Das den Ärzten vielleicht schon zugänglich ist. Von dem die Hersteller einfach behaupten, es wäre in Ordnung.«
    Lynley kam wieder an den Tisch. Sie sahen einander an. Helens Vermutung war so abwegig nicht. Thalidomid. Gründliche Erprobung, strenge Vorschriften und Beschränkungen hatten bisher ein ähnliches Desaster verhindert. Aber die Menschen waren skrupellos, wenn sie eine Möglichkeit sahen, schnellen Gewinn zu machen.
    »Wie wäre es, wenn Mick bei Recherchen zu einem ganz anderen Thema von

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