Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
ihr kommt. Tommy, wie geht es dir? Dad sagte, daß ihr noch immer nichts von Peter gehört habt.«
    Lynley brachte nur ihren Namen heraus. Es klang wie ein Seufzen. Er zog sie an sich. »Das war wirklich ein mißratenes Wochenende. Es tut mir so leid für dich, Darling.«
    »Das macht doch nichts. Mach dir keine Gedanken deswegen.«
    St. James wandte sich von ihnen ab. Er konzentrierte sich ganz auf das kleine Schild an der Tür neben dem Aufzug. Concierge, stand darauf, in verschnörkelter Schrift gemalt, doch von ungeschickter Hand. Das Tüpfelchen über dem i war verwischt und mit dem zweiten c verlaufen. Er hielt den Blick auf das Schild gerichtet, bis Deborah sagte: »Helen erwartet uns oben.«
    Als sie die Wohnung betraten, war Helen am Telefon. Sie sprach aber kein Wort, hielt nur den Hörer ans Ohr gedrückt. Der Blick, den sie ihm zuwarf, nachdem sie aufgelegt hatte, sagte St. James, wen sie zu erreichen versucht hatte.
    »Sidney?« fragte er.
    »Sie ist nirgends zu finden, Simon. Ihre Agentur hat mir eine Liste mit Namen gegeben. Freunde von ihr. Aber kein Mensch hat von ihr gehört. Eben habe ich es wieder in ihrer Wohnung versucht. Nichts. Ich habe auch schon bei deiner Mutter angerufen, aber da meldet sich niemand.«
    St. James war plötzlich kalt.
    »Ich muß dauernd an Justin Brooke denken«, sagte Helen.
    Mehr brauchte sie nicht zu sagen. St. James wußte, in welche Richtung ihre Gedanken gingen. Ihn selbst hatte die gleiche Sorge gepackt, als er eben gehört hatte, daß seine Schwester noch immer verschwunden war. Wieder machte er sich Vorwürfe, Sidney allein gelassen zu haben.
    »Ist Tina Cogin zurück?«
    »Nein.«
    »Dann sollten wir uns vielleicht vergewissern, daß wir den richtigen Schlüssel haben.« Er sah Lynley an. »Hast du sie mit?«
    »Was denn?« fragte Helen verblüfft.
    »Die Schlüssel«, erklärte Lynley. »Harry Cambrey hat uns Micks ganzen Bund beschafft. Wir wollten sehen, ob einer davon bei Tina Cogin paßt.«
    Sie gingen alle zusammen zur Nachbarwohnung hinüber und warteten gespannt, während Lynley verschiedene Schlüssel ausprobierte. Schließlich sprang die Tür auf.
    »Gut, er hatte also einen eigenen Schlüssel«, bemerkte Helen. »Aber was sagt uns das schon, Tommy? Wir wußten doch bereits von Deborah, daß er hier aus und ein ging. Was wissen wir jetzt mehr? Allenfalls, daß er für Tina Cogin so wichtig war, daß sie ihm einen Schlüssel zu ihrer Wohnung gegeben hat.«
    »Offensichtlich war die Beziehung zwischen den beiden eine andere, als wir zunächst vermuteten, Helen. Prostituierte verteilen im allgemeinen ihre Schlüssel nicht an ihre Kunden.«
    St. James war neben der Küche stehen geblieben und sah sich aufmerksam im Zimmer um. Die Einrichtung war teuer, aber sie verriet wenig über die Bewohnerin. Persönliche Dinge gab es überhaupt nicht: keine Fotografien, keine Erinnerungsstücke. Das ganze Zimmer sah aus, als wäre es von einem Innenarchitekten für ein gutes Hotel entworfen worden. Als wäre es der Bewohnerin darauf angekommen, so wenig wie möglich über sich selbst mitzuteilen. Er ging zum Schreibtisch.
    Das rote Licht des Anrufbeantworters blinkte. Er drückte auf den Knopf. Eine Männerstimme erklang. »Colin Sage hier. Ich rufe wegen Ihrer Anzeige an.« Der Mann gab seine Telefonnummer an. Eine zweite Nachricht lautete ähnlich. St. James schrieb die Nummern auf und gab Helen den Zettel.
    »Eine Anzeige?« fragte sie. »Glaubst du, daß sie sich so ihre Kunden holt? Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Du sagtest, daß du ein Sparbuch gefunden hast«, versetzte St. James statt einer Antwort.
    Deborah kam auf ihn zu. »Hier«, sagte sie. »Und dann haben wir noch das hier.«
    Aus einer Schublade nahm sie einen braunen Hefter. Mit gerunzelter Stirn musterte St. James die sauber getippte Liste von Namen und Adressen. Größtenteils London, stellte er fest. Kein Ort weiter entfernt als Brighton. Er hörte, wie Lynley hinter ihm die Kommode durchsah.
    »Hm, was kann das sein?« fragte St. James sich nachdenklich.
    Deborah antwortete ihm. »Zuerst dachten wir, es wäre eine Kundenliste. Aber das stimmt nicht. Es stehen auch Frauen darauf. Und selbst wenn das nicht wäre, ist schwer vorstellbar, wie jemand so viele Männer -« Sie zögerte.
    St. James blickte auf. »So viele Männer bedient haben soll?« meinte er.
    »Genau. Vorne drauf steht allerdings, daß es sich nur um Interessenten handelt. Darum dachten wir zuerst, sie benutze die Liste, um ...

Weitere Kostenlose Bücher