Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
peinliche Höflichkeit bei Tee und Biskuits, während Deborah und Lynley die ganze Zeit wünschten, er würde endlich gehen. »Es paßt nicht.«
    Deborah, die schon Tasse und Untertasse aus dem Schrank genommen hatte, drehte sich nach ihm um. »Es paßt nicht? Wieso? Es ist doch nur ...«
    »Hör zu, Vögelchen.« Er wollte nur loswerden, was er zu sagen hatte, nur seine unerfreuliche Pflicht tun, das Versprechen halten, das er ihrem Vater gegeben hatte, und schnellstens verschwinden. »Dein Vater sorgt sich um dich.«
    Deborah stellte die Tasse ab. Sie schob sie auf der Arbeitsplatte hin und her. »Ach, so. Du bist sein Abgesandter. Gerade in dieser Rolle hätte ich dich am wenigsten erwartet.«
    »Ich habe ihm versprochen, mit dir zu reden, Deborah.«
    Er sah, wie die Röte ihrer Wangen sich vertiefte. Vielleicht lag es an seinem Ton. Sie preßte die Lippen zusammen, ging zur Couch und setzte sich.
    »Also gut. Fang an«, sagte sie und faltete die Hände.
    St. James sah die ersten Anzeichen eines Wutausbruchs in ihrem Gesicht flackern. Er hörte erwachenden Widerspruch in ihrer Stimme. Aber er ignorierte beides. Er wollte nur hinter sich bringen, wozu er sich verpflichtet fühlte. Er versicherte sich selbst, daß nur sein Cotter gegebenes Versprechen ihn davon abhielt zu gehen, ohne Deborah die Besorgnis ihres Vaters klar vor Augen geführt zu haben.
    »Dein Vater macht sich Sorgen wegen dir und Tommy«, begann er, wie ihm schien, durchaus vernünftig.
    Sie konterte: »Und du? Machst du dir auch Sorgen?«
    »Mich geht das nichts an.«
    »Ach ja. Ich hätte es wissen müssen. Und jetzt, wo du bei mir warst und die Wohnung gesehen hast, wirst du da Meldung machen und die Bedenken meines Vaters für ungerechtfertigt erklären? Oder muß ich erst etwas tun, um die Prüfung zu bestehen?«
    »Du hast mich mißverstanden.«
    »Du platzt hier herein, um mich zu überprüfen. Was habe ich da mißverstanden?«
    »Es geht nicht darum, dich zu überprüfen, Deborah.« Er fühlte sich in die Defensive gedrängt. So hatte das Gespräch nicht ablaufen sollen. »Aber deine Beziehung zu Tommy -«
    Sie sprang auf. »Das geht dich nun wirklich nichts an, Simon. Überhaupt nichts. Mein Vater ist für dich vielleicht nicht viel mehr als ein Angestellter, aber ich bin nicht deine Angestellte. Ich war es nie. Wieso bildest du dir ein, du könntest einfach hier aufkreuzen und dich in mein Leben einmischen? Was glaubst du eigentlich, wer du bist?«
    »Jemand, dem du wichtig bist. Das weißt du sehr wohl.«
    »Jemand, dem ich ...« Sie geriet ins Stocken. Sie ballte die Hände, als wolle sie sich daran hindern, mehr zu sagen. Aber es gelang ihr nicht. »Jemand, dem ich wichtig bin? Du behauptest, ich sei dir wichtig? Ausgerechnet du, der sich in den drei Jahren, die ich weg war, nicht die Mühe gemacht hat, mir auch nur einen einzigen Brief zu schreiben. Ich war siebzehn Jahre alt. Weißt du, wie das war? Hast du eine Vorstellung davon, da ich dir doch so wichtig bin?«
    Unsicher ging sie ans andere Ende des Zimmers, als wäre sie fertig. Aber dann drehte sie sich wieder herum. »Monatelang habe ich - ich dumme Gans! - auf ein Wort von dir gehofft. Eine Antwort auf meine Briefe. Irgendwas! Nur ein paar Zeilen. Eine Karte. Eine Nachricht durch meinen Vater. Ganz gleich was, Hauptsache von dir. Aber von dir kam gar nichts. Ich wußte nicht, warum. Ich konnte es nicht verstehen. Und schließlich, als ich endlich fähig war, den Tatsachen ins Gesicht zu sehen, hab' ich nur noch auf die Nachricht deiner Heirat mit Helen gewartet.«
    »Meiner Heirat mit Helen?« fragte St. James ungläubig.
    »Wie konntest du so was nur denken?«
    »Was hätte ich denn sonst denken sollen?«
    »Du hättest vielleicht daran denken können, was zwischen uns war, ehe du aus England weggegangen bist.«
    Tränen traten ihr in die Augen, und sie zwinkerte zornig.
    »Oh, daran habe ich gedacht. Tag und Nacht habe ich daran gedacht, Simon. Ich hab' in einem Vakuum gelebt. Ach wo, in der Hölle. Freut es dich, das zu hören? Bist du jetzt zufrieden? Jede Minute habe ich dich vermißt. Mich nach dir gesehnt. Es war eine einzige Qual.«
    »Und Tommy hat dich geheilt.«
    »Ganz recht. Gott sei Dank. Tommy hat mich geheilt. Und jetzt verschwinde hier. Laß mich in Ruhe.«
    »Keine Angst, ich gehe schon. Ich wäre ja auch hier in diesem Liebesnest fehl am Platz, wenn Tommy kommt, um für sich zu beanspruchen, wofür er bezahlt hat.« Er wies auf jeden Gegenstand hin, während

Weitere Kostenlose Bücher