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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Waffenschmuggel gegangen, falsch gewesen war.
    »Wir müssen uns seine Unterlagen ansehen - hier und im Haus -, wenn wir Beweise haben wollen«, fuhr St. James fort.
    »Der Mann, der Mick getötet hat, ist selbst tot. Nur Micks Aufzeichnungen können uns vielleicht das Motiv für den Mord liefern und eine Grundlage, auf der sich eine Beweisführung gegen den Mörder aufbauen läßt.«
    »Und wenn der Mörder die Aufzeichnungen gefunden und vernichtet hat? Wenn sie im Haus waren und er sie an dem Abend gestohlen hat?«
    »Es sind zu viele Dinge geschehen, die nicht nötig gewesen wären, wenn der Mörder die Aufzeichnungen gefunden hätte.«
    Lynley überdachte noch einmal St. James' Erklärung: Brooke hatte Peter beseitigen wollen, weil der an dem Abend in Gull Cottage etwas Belastendes gesehen oder gehört hatte; er hatte Deborahs Kameraausrüstung gestohlen, um den Film an sich zu bringen. Diese zweite Tatsache sprach deutlicher als alles sonst dafür, daß es ein konkretes Beweisstück gab. Es mußte irgendwo sein.
    »Er hatte seine Akten da in den Schränken«, sagte Cambrey und wies mit dem Kopf darauf. »Und zu Hause hatte er auch noch welche. Die Polizei ist im Haus fertig. Ich hab' die Schlüssel, wenn Sie rübergehen wollen. Also, machen wir uns an die Arbeit.«
    Es waren drei Aktenschränke, und jeder hatte vier Schubladen. Während rund um sie herum die täglichen Geschäfte der Zeitung erledigt wurden, begannen Lynley, St. James, Deborah und Cambrey die Schubladen zu durchforsten. Jeder suchte sich einen Platz: Deborah und St. James einen Schreibtisch, Lynley einen Stuhl, Harry Cambrey arbeitete auf dem Boden. Sie sollten auf alles achten, sagte St. James, was auch nur die entfernteste Ähnlichkeit mit einem Artikel über Oncomet haben könnte: den Namen des Medikaments selbst, Bezüge auf Krebs, eine Studie über Behandlungsmethoden, Interviews mit Ärzten, Forschern oder Patienten.
    Mick Cambreys Ablagesystem entbehrte jeglicher Logik und Methode. Sie würden Stunden, vielleicht Tage brauchen, um all diese Papiere durchzusehen.
    Nachdem sie mehr als eine Stunde schweigend geackert hatten, sagte Julianna Vendale: »Falls Sie nach Aufzeichnungen suchen sollten, vergessen Sie nicht seinen Computer.«
    Sie zog eine Schublade seines Schreibtischs auf, in dem mindestens zwanzig Disketten lagen.
    Kurz nach vier Uhr kam die erste willkommene Unterbrechung. St. James wurde ans Telefon gerufen.
    »Oh, tut das gut«, seufzte Deborah. »Vielleicht ruft einer an, der ein Geständnis ablegen will.«
    Lynley richtete sich auf und streckte sich. Er sah St. James in einem der kleinen Büros am Telefon. Sein Gesicht wirkte düster, und er zupfte nachdenklich an seiner Unterlippe. Nur sehr selten machte er eine kurze Bemerkung. Als er schließlich auflegte, blieb er eine ganze Weile reglos stehen und starrte auf das Telefon. Einmal hob er den Hörer ab, aber dann legte er wieder auf, ohne gewählt zu haben. Endlich kam er wieder zu den anderen heraus.
    »Deborah, kannst du hier fürs erste allein weitermachen? Tommy und ich müssen etwas erledigen.«
    Sie blickte von ihm zu Lynley. »Natürlich. Sollen wir ins Haus hinübergehen, wenn wir hier fertig sind?«
    »Ja, das wäre gut.«
    Ohne eine weiteres Wort ging er zur Tür, und Lynley folgte ihm. Auf dem Weg nach unten sagte er nichts. Sie drängten sich an zwei Kindern vorbei, die auf dem Treppengeländer ein ganzes Sortiment von Spielzeugautos herabflitzen ließen. Sie gingen an der offenen Tür zum
    Anchor and Rose vorbei, in dem noch immer Hochbetrieb herrschte. Draußen schlugen sie die Mantelkragen gegen den kalten Regen hoch.
    »Was ist denn?« fragte Lynley. »Wer hat dich angerufen?«
    »Helen.«
    »Helen? Wieso -«
    »Sie hat mir gesagt, was Cambreys Interessentenliste und die Nachrichten auf dem Anrufbeantworter in seiner Wohnung zu bedeuten haben.«
    »Und?«
    »Die Leute haben alle eines gemeinsam.«
    »Aber Kokain ist es nicht, nach deiner Miene zu urteilen.«
    »Nein, Kokain nicht. Krebs.« Den Kopf gesenkt gegen den Regen, nahm St. James die Richtung zur Paul Lane.
    Lynleys Blick schweifte zum Hafen, zu den aufgeplusterten Seevögeln, die sich auf der Kaimauer schutzsuchend zusammendrängten, und dann hinauf zu den regenverhüllten Hügeln über dem Dorf.
    »Wohin gehen wir?« fragte er St. James.
    St. James blieb einen Moment stehen und sah ihn an. »Zu Dr. Trenarrow.«

    Einfach war es nicht gewesen, die Wahrheit aufzudecken, die sich hinter der Liste

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