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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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gesessen und seine Brillengläser geputzt, als sie eingetreten waren. Jetzt setzte er die Brille wieder auf.
    »Alles in Ordnung?« fragte er Lynley.
    »Peter ist in meinem Haus in London.«
    »Gott sei Dank. Und Ihre Mutter?«
    »Ich könnte mir denken, daß sie Sie heute abend gern sehen würde.«
    Trenarrow zwinkerte einmal kurz. Er wußte offensichtlich nicht, was er von Lynleys Bemerkung halten sollte. »Sie sind ja beide ganz naß«, sagte er und ging zum Kamin, um das Feuer anzuzünden.
    St. James hüllte sich in Schweigen und wartete darauf, daß Lynley sprechen würde. Vielleicht wäre es besser gewesen, die beiden Männer bei diesem Gespräch allein zu lassen. Es wäre für Lynley einfacher, mit Trenarrow allein zu sprechen. Aber St. James wollte die Dinge geregelt sehen, wollte wissen, wie im einzelnen alles zusammenhing, darum blieb er.
    Dora kam mit dem Tee, schenkte ein, ermahnte Trenarrow fürsorglich, seine Medizin zu nehmen, wenn es Zeit dafür sei, und ging wieder.
    Als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, trat einen Moment Schweigen ein, dann sagte Lynley: »Wir wissen von Oncomet, Roderick, und von der Klinik in St. Just. Wir wissen von der Zeitungsannonce, die die Patienten zu Ihnen geführt hat. Wir wissen auch, welche Rollen Mick Cambrey und Justin Brooke bei der Sache spielten. Mick siebte die Interessenten und wählte die zahlungskräftigsten aus, und Justin lieferte aus London das Medikament.«
    Trenarrow richtete sich einen Moment hinter seinem Schreibtisch auf. »Ist das ein amtlicher Besuch, Tommy?«
    »Nein.«
    »Was soll das dann -«
    »Kannten Sie Brooke schon vor Ihrem Zusammentreffen mit ihm am Samstag abend in Howenstow?«
    »Nur vom Telefon. Aber er war am Freitag abend hier bei mir.«
    »Wann?«
    »Als ich aus Gull Cottage zurückkam.«
    »Warum?«
    »Aus naheliegenden Gründen. Er wollte über Mick sprechen.«
    »Aber Sie meldeten ihn nicht der Polizei?«
    Trenarrow runzelte die Stirn. Er ließ sich etwas tiefer in seinen Sessel sinken. »Nein«, sagte er nur.
    »Obwohl Sie wußten, daß er ihn getötet hatte. Sagte er Ihnen, warum?«
    Trenarrows Blick ging zwischen den beiden Männern hin und her. Er leckte sich die Lippen, umfaßte den Henkel seiner Teetasse und starrte in die milchige Flüssigkeit. »Mick wollte die Kosten für die Behandlung erhöhen. Ich hatte bereits dagegen Einspruch erhoben. Justin Brooke tat es an diesem Abend offenbar ebenfalls.
    Es kam zum Streit zwischen den beiden. Brooke verlor den Kopf.«
    »Als Sie auf meinen Anruf hin ins Haus hinunterkamen, wußten Sie da schon, daß Justin Brooke Mick getötet hatte?«
    »Da hatte ich noch nicht mit Brooke gesprochen. Ich wußte so wenig wie Sie, wer es getan hatte.«
    »Das durchsuchte Zimmer und die Tatsache, daß Geld fehlte, sagten Ihnen nichts?«
    »Was das zu bedeuten hatte, wurde mir erst im Gespräch mit Brooke klar. Er hatte alles beseitigen wollen, was ihn mit Cambrey in Verbindung hätte bringen können.«
    »Und das Geld?«
    »Keine Ahnung. Möglich, daß er es an sich genommen hat, aber er hat es mir gegenüber nicht zugegeben.«
    »Den Mord aber schon?«
    »Ja. Den schon.«
    »Und die Verstümmelung?«
    »Um die Polizei irrezuführen.«
    »Wußten Sie, daß Justin Brooke drogenabhängig war? Er nahm Kokain.«
    »Nein.«
    »Und daß Mick sich nebenbei als Dealer betätigte?«
    »Lieber Gott, nein.«
    St. James hörte sich das alles an und verspürte vages Unbehagen. Obwohl es sich nicht fassen ließ, hatte er das unbestimmte Gefühl, daß hier etwas nicht stimmte.
    Trenarrow und Lynley setzten ihr Gespräch fort. Es schien um nichts weiter zu gehen als einen Austausch von Informationen, ein Sichten von Fakten und Details. Mitten in das Gespräch drang plötzlich das Piepsen von Trenarrows Armbanduhr. Er drückte hastig auf den kleinen Knopf an ihrer Seite.
    »Meine Medizin«, sagte er erklärend. »Wegen des hohen Blutdrucks.«
    Er griff in seine Jackentasche und zog eine kleine silberne Pillendose heraus. »Dora würde mir niemals verzeihen, wenn sie mich eines Morgens hier mit einem Schlaganfall vorfände.« Er klappte das Döschen auf, nahm eine weiße Tablette heraus und spülte sie mit einem Schluck hinunter.
    St. James beobachtete ihn wie gebannt. Plötzlich war alles klar. Wie, wer und, vor allem, warum. Bei einigen war der Krebs zumindest vorübergehend zum Stillstand gekommen, hatte Helen gesagt, aber die übrigen waren tot.
    Trenarrow stellte die Tasse ab. St. James verfluchte sich

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