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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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senkte den Blick. »Hätte ich geheiratet, so wärst du frei gewesen. Also habe ich nicht geheiratet.«
    »Du bist einfach nie der richtigen Frau begegnet.«
    »Warum willst du mich unbedingt entschuldigen?«
    Sie sah ihn an. »Ich möchte nicht, daß du leidest, Tommy.«
    Nichts hätte ihn tiefer treffen können. Kein Tadel, kein Vorwurf, keine verdiente Strafe.
    So war sie, bereit, ihm die Hand zu reichen und ein halbes Leben an Bitterkeit zu vergessen.
    »So einfach ist das?« fragte er.
    »So einfach, mein Junge.«

    St. James ging einige Schritte hinter Lynley und Deborah. Lynley wollte mit Deborah über seine Mutter sprechen. Nach und nach wurde der Abstand immer größer. St. James beobachtete sie, wie sie vor ihm hergingen, einander nahe und vertraut. Er prägte sich jedes Detail ihrer Haltung ein: Lynleys Arm um Deborahs Schultern; der ihre um seine Taille; die Neigung ihrer Köpfe, während sie sprachen; der Kontrast ihrer Haarfarben. Er verfolgte den harmonischen Rhythmus ihrer Schritte. Er beobachtete sie und versuchte, nicht an die vergangene Nacht zu denken; nicht an seine Einsicht, daß er nicht länger vor ihr fliehen durfte, wenn er mit sich selbst ins reine kommen wollte.
    Jeder, der sie weniger gut kannte, hätte in ihrem Verhalten am vergangenen Abend ein raffiniertes Spiel gesehen, ihm ihr Leiden mit gleicher Münze heimzuzahlen. Dabei hatte sie ihn nicht gebeten, zu ihr zu kommen, sich zu ihr zu setzen, sie in die Arme zu nehmen. In der Glut des Augenblicks hatte er geglaubt, sie wäre dazu bereit, Geschehenes ungeschehen zu machen. Er hatte sie in die Enge getrieben und eine Entscheidung gefordert. Und sie hatte die Entscheidung getroffen.
    Freundliche Götter hielten den Regen zurück, obwohl der Himmel gewittrig drohte, als sie die Bucht erreichten. Weit draußen über dem Meer brach die Sonne durch die Wolken. Aber es war nur ein vorübergehendes Aufleuchten. Kein Fischer hätte ihm getraut.
    Unten am Strand bei den Felsen standen rauchend zwei halbwüchsige Jungen. Der eine war groß, grobknochig, mit leuchtend rotem Haar, der andere kleiner und gertenschlank. Trotz des Wetters hatten sie nur Badehosen an. Auf dem Sand zu ihren Füßen lagen ein Stapel Badetücher, zwei Tauchermasken und zwei Schnorchel.
    »Was glaubst du, wo Brooke den Koffer versenkt hat?« fragte Lynley St. James.
    »Am Freitag nachmittag war er draußen auf den Felsen. Ich vermute, er wird in der Nacht so weit wie möglich hinausgegangen sein und den Koffer von dort aus hineingeworfen haben. Wie ist der Grund da draußen?«
    »Felsig.«
    »Und das Wasser ist klar. Wenn der Kamerakoffer dort liegt, werden sie ihn sehen können.«
    Lynley nickte, dann stieg er hinunter. St. James und Deborah blieben oben. Lynley begrüßte die beiden Jungen mit Handschlag. Einen Moment sprachen sie miteinander. Beide Jungen machten den Eindruck, als frören sie.
    »Nicht gerade ideales Wetter zum Schwimmen«, bemerkte Deborah.
    St. James sagte nichts.
    Die Jungen setzten die Masken auf, befestigten die Schnorchel und wateten, jeder auf einer Seite des Felsausläufers, ins Wasser hinaus. Lynley ging auf dem Felsen mit.
    Die Wasserfläche war ungewöhnlich ruhig, da ein natürliches Riff die Bucht schützte. Selbst von der Höhe aus konnte St. James die Anemonen erkennen, die an den Felsen unter dem Wasser wuchsen. Ihre Fangarme bewegten sich in der leichten Strömung. Um sie herum schwebte sachte schwankend breitblättriger Tang, unter ihnen hausten kleine Krebse. Zum Schwimmen war die Bucht nicht ideal, als Versteck eignete sie sich hervorragend. Jeder Gegenstand, den man dort ins Wasser warf, würde innerhalb von Wochen von Entenmuscheln, Seeigeln und Anemonen überwuchert sein. Innerhalb von Monaten würde er alle Form verloren haben und wie ein Teil der Felsen aussehen. Die beiden Jungen schienen jedoch Schwierigkeiten zu haben, den Kamerakoffer zu finden. Wieder und wieder tauchten sie auf, jedes Mal kopfschüttelnd und mit leeren Händen.
    »Sag ihnen, sie sollen weiter rausschwimmen«, rief St. James schließlich.
    Lynley sah zu ihm hinauf, nickte und winkte. Er kauerte auf den Felsen nieder und sprach mit den Jungen. Sie tauchten wieder unter Wasser. Beide waren gute Schwimmer. Beide wußten, wonach sie zu suchen hatten. Aber sie fanden nichts.
    »Scheint aussichtslos zu sein.« Deborah sprach mehr zu sich selbst als mit St. James. Dennoch antwortete er.
    »Du hast recht. Es tut mir leid, Deborah. Etwas wenigstens wollte ich dir

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