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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sogenannter Interessenten verbarg, berichtete St. James. Die ersten zehn oder zwölf Personen, die Helen anrief, gaben ihr keinerlei Hinweise, nichts, was ihr verraten hätte, in welcher Richtung sie fragen sollte. Vom ersten Moment an waren sie zugeknöpft und wurden noch reservierter, wenn sie Michael Cambreys Namen erwähnte. Trotzdem kannten sie zweifellos alle seinen Namen. Aber alle schienen sie gleichermaßen entschlossen, nichts Wesentliches über die Art ihrer Verbindung zu Cambrey preiszugeben. Nicht einmal der Hinweis auf Cambreys Ermordung konnte einen von ihnen zu einem verräterischen Kommentar veranlassen. Im Gegenteil, die wenigen Male, da sie versuchte, auf diesem Weg weiterzukommen - indem sie sich als Reporterin ausgab, die Informationen für einen Artikel über den Tod eines Kollegen suchte -, stieß sie auf noch entschiedenere Zurückweisung als gemeinhin.
    Beim fünfzehnten Namen auf der Liste erhielt sie einen ersten Hinweis. Es handelte sich um einen gewissen Richard Graham. Und Richard Graham war tot. Ebenso die sechzehnte Interessentin, eine gewisse Catherine Henderford. Ebenso Donald Highcroft, der siebzehnte Interessent. Und der achtzehnte, der neunzehnte, der zwanzigste. Sie alle waren an Krebs gestorben. Alle innerhalb der letzten zwei Monate.
    »Daraufhin habe ich mir die Liste noch einmal von Anfang an vorgenommen«, hatte Helen erzählt. »Natürlich konnte ich nicht noch einmal selbst anrufen. Ich bin nach Chelsea gefahren und habe Cotter telefonieren lassen. Wir täuschten eine Krebshilfeorganisation vor, die sich nach dem Befinden des Patienten erkundigen wollte. Wir gingen noch einmal sämtliche Leute durch. Sie waren alle krebskrank. Und bei denjenigen, die noch lebten, war eine Remission eingetreten, Simon.«
    Auch die beiden Interessenten, die ihre Namen auf Mick Cambreys Anrufbeantworter hinterlassen hatten, hatten wegen Krebserkrankungen angerufen. Im Gegensatz zu den anderen Personen waren sie sofort bereit, ja ganz erpicht darauf, mit Helen zu sprechen. Sie hatten sich bei Mick auf eine Anzeige hin gemeldet, die monatelang in der Sunday Times erschienen war: ›Sie können den Krebs besiegen‹, hatte der Text gelautet und dazu war eine Telefonnummer angegeben gewesen.
    »Was hat Mick Cambrey da getrieben, Simon?« hatte Helen am Ende ihres Berichts gefragt.
    Die Antwort war einfach. Er hatte mit Träumen gehandelt. Er hatte Hoffnung verkauft, die Hoffnung auf Leben. Er hatte Oncomet verkauft.
    »Von dem Medikament hatte er durch sein Gespräch mit Dr. Trenarrow erfahren«, sagte St. James zu Lynley, während sie an der Methodistenkirche vorbei die Paul Lane hinaufgingen. »Er ging der Geschichte nach und gelangte zu Islington-London, wo er von Brooke weitere Einzelheiten bekam. Ich vermute, die beiden heckten den Plan gemeinsam aus. Er war ja ganz simpel und durchaus lobenswert, wenn man darüber hinwegsieht, daß die beiden mit der Sache wahrscheinlich einen Haufen Geld scheffelten. Sie lieferten krebskranken Menschen ein Wundermittel, Jahre ehe es gesetzlich zugelassen und zum Verkauf freigegeben war. Mick brauchte nicht zu fürchten, daß es keinen Markt für das Medikament geben würde. Und er konnte damit rechnen, daß die Leute jeden Preis bezahlen würden. Er hatte nur zwei Schwierigkeiten: Erstens, wie ließ sich eine kontinuierliche Lieferung des Medikaments sicherstellen?«
    »Über Justin Brooke«, sagte Lynley.
    St. James nickte. »Anfangs gegen Barzahlung, später, vermute ich, gegen Kokain. Aber nun brauchte Mick noch einen Fachmann, der Oncomet verabreichen konnte, der die Dosierung überwachen und die Wirkung feststellen und auswerten konnte. Natürlich gegen einen Gewinnanteil. Kein Mensch hätte so ein Risiko auf sich genommen, wenn dabei nicht etwas für ihn herausgesprungen wäre.«
    »O Gott! Trenarrow?«
    »Trenarrows Haushälterin erzählte Cotter, daß Trenarrow regelmäßig ein Sanatorium in St. Just besucht. Zunächst dachte ich mir dabei nichts weiter, obwohl Trenarrow selbst mir gegenüber erwähnte, daß Medikamente, die noch getestet werden müssen, häufig an Patienten ausprobiert werden, die sich im Endstadium einer Krankheit befinden. Siehst du den Zusammenhang? Eine kleine Privatklinik in St. Just, wo Trenarrow ausgewählte Patienten betreut, die ihm von Mick Cambrey zugeschanzt werden. Eine illegale Klinik - unter dem Deckmantel eines exklusiven Privatsanatoriums -, in der die Leute sich für teures Geld mit Oncomet behandeln lassen. Der

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