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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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nichts.«
    »Sie meinen, weil sie zwar auf unseren Bildern zu sehen ist, nicht aber auf denen der Polizei? Wenn Sie sich da nur nicht täuschen.«
    Regen schlug an die Fensterscheiben. Der Wind pfiff durch den Kamin. In der Ferne war ein Nebelhorn zu hören. Trenarrow wandte sich wieder dem Zimmer zu, aber er sagte nichts.
    »Wie ist es geschehen?« fragte Lynley ihn. »Roderick, um Gottes willen, wie ist das alles geschehen?«
    Trenarrow antwortete lange nicht. Sein Blick ruhte stumpf im leeren Raum zwischen Lynley und St. James. Er griff nach der obersten Schublade in seinem Schreibtisch und spielte zerstreut an dem Griff herum.
    »Oncomet«, sagte er schließlich. »Brooke konnte nicht genug beschaffen. Er fälschte sowieso schon die Bestandsbücher in London. Aber wir brauchten mehr. Wenn Sie eine Ahnung hätten, wie viele Menschen anriefen - wie viele immer noch anrufen -, wie verzweifelt sie Hilfe suchen. Wir konnten nicht genug Oncomet beschaffen. Und Mick schickte mir immer neue Patienten.«
    »Und schließlich besorgte Brooke statt Oncomet ein Ersatzmittel, richtig?« sagte St. James. »Bei Ihren ersten Patienten kam die Krankheit zum Stillstand, genau wie die Forschungsberichte prophezeit hatten. Aber nach einer Weile begannen die Fehlschläge.«
    »Brooke schickte das Mittel immer über Mick hierher. Als nichts mehr zu bekommen war und die Gefahr bestand, daß die Klinik geschlossen werden müßte, griffen sie zu einem Ersatzmittel. Patienten, bei denen eigentlich ein Stillstand hätte eintreten müssen, starben. Natürlich nicht alle auf einmal. Aber es zeigte sich ein Muster. Ich wurde mißtrauisch. Ich testete das Mittel. Es war eine einfache Salzlösung.«
    »Und das löste den Streit aus.«
    »Ich ging Freitag abend zu Mick. Ich wollte die Klinik schließen.« Er starrte ins Feuer. Der Schein der Flammen spiegelte sich in seinen Brillengläsern. »Mick wollte davon nichts wissen. Für ihn waren die Patienten keine Menschen, sondern eine Einkommensquelle. Halten Sie die Klinik offen, bis wir mehr von dem Zeug kriegen, sagte er. Mein Gott, was ist schon dabei, wenn uns ein paar draufgehen? Es kommen ja jede Menge neue nach. Die Leute zahlen jeden Preis für eine Chance auf Heilung. Was regen Sie sich so auf? Sie verdienen doch glänzend bei der Sache, was wollen Sie mehr.« Trenarrow sah Lynley an. »Ich versuchte, mit ihm zu reden, Tommy. Er wollte es überhaupt nicht hören. Ich wollte ihm begreiflich machen, daß es so nicht geht. Ich redete auf ihn ein. Er ließ mich auflaufen. Und am Ende - am Ende drehte ich durch.«
    »Und als Sie sahen, daß er tot war, beschlossen Sie, es als Sexualverbrechen zu maskieren«, sagte St. James.
    »Ich glaubte, er wäre ein Schürzenjäger. Ich dachte, es würde so aussehen, als hätte endlich irgendein Ehemann sich an ihm gerächt.«
    »Und das Geld, das er im Haus hatte?«
    »Das nahm ich an mich. Dann riß ich sämtliche Schubladen auf und warf die Papiere herum, um den Eindruck zu erwecken, das Zimmer sei durchsucht worden. Ich zog mein Taschentuch heraus, um keine Abdrücke zu hinterlassen. Dabei muß mir die Pillendose herausgefallen sein. Ich entdeckte sie sofort, als ich später wiederkam und Mick untersuchte.«
    Lynley lehnte sich vor. »So schlimm das alles ist, Roderick, Micks Tod war ein Unglücksfall. Totschlag vielleicht. Aber wie war es mit Brooke? Sie beide waren doch aneinander gebunden. Was hatten Sie von ihm zu fürchten? Selbst wenn er vermutet hätte, daß Sie Mick getötet hatten, hätte er doch bestimmt den Mund gehalten. Er hätte sich ja ins eigene Fleisch geschnitten, wenn er Sie angezeigt hätte.«
    »Ich hatte von Brooke nichts zu fürchten«, sagte Trenarrow.
    »Ja, aber warum -«
    »Ich wußte, daß er es auf Peter abgesehen hatte.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Er wollte ihn aus dem Weg räumen. Am Freitag abend, als ich von der Theatervorstellung nach Hause kam, war er hier. Er sagte, Mick hätte im Beisein von Peter geredet. Er hatte Angst. Er verlangte von mir, daß ich etwas unternähme, um Mick zum Schweigen zu bringen.«
    »Was Sie bereits getan hatten«, stellte St. James fest.
    »Als Brooke am folgenden Morgen von dem Mord hörte, geriet er in Panik. Er kam wieder zu mir. Er meinte, früher oder später würde sich Peter auf einige Bemerkungen, die Mick gemacht hatte, seinen Reim machen und entweder zur Polizei gehen oder auf eigene Faust nachforschen, um es mit einer Erpressung zu versuchen. Peter war süchtig, er hatte kein

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