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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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intakte Maschinen haben. So etwas wollen die Leute doch heutzutage sehen. Sie bezahlen dafür.«
    »Führungen für Touristen, Tante Augusta?« erkundigte sich Lynley.
    »Genau das!«
    »Und alle müssen dann diese köstlichen Kyklopenhelme mit dem Rotlicht auf der Stirn aufsetzen«, sagte Helen.
    »Ja, natürlich.« Lady Augusta schlug mit der Gabel auf den Tisch, daß es klirrte. »Oder wollen wir etwa, daß diese Bande vom Trust hier aufkreuzt, um die Hand auf das Gut zu legen und uns von Haus und Hof zu jagen? Wollen wir das?« Sie nickte kurz. Keine Antwort war ihr Antwort genug. »Genau.
    Keiner von uns will das. Aber wir können diese schrecklichen Leute doch höchstens stoppen, indem wir das Touristengeschäft selbst in die Hand nehmen. Wir müssen renovieren, wir müssen die Bergwerke öffnen, wir müssen Führungen gestatten. Kinder lieben solche Ausflüge in die Unterwelt. Sie werden ganz wild darauf sein und ihren Eltern keine Ruhe lassen, bis sie endlich unten waren.«
    »Ein interessanter Gedanke«, sagte Lynley. »Aber ich werde ihn nur unter einer Bedingung in Betracht ziehen.«
    »Was denn für eine Bedingung, Tommy?«
    »Daß du die Teestube betreibst.«
    »Daß ich -« Sie klappte abrupt den Mund zu.
    »Mit weißem Häubchen«, fuhr Lynley fort.
    Lady Augusta lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und lachte. »Du frecher Bursche«, sagte sie und tauchte den Löffel in ihre Suppe.
    Der Rest der Mahlzeit verging mit mehr oder minder angeregten Gesprächen. St. James fing nur Fragmente auf. Daze Asherton und Cotter unterhielten sich über ein großes, in Turnierschmuck tänzelndes Streitroß aus Messing, das an der Ostwand des Raumes hing; Helen erzählte Dr. Trenarrow eine amüsante Verwechslungsgeschichte, die sich auf einem weit zurückliegenden Fest ereignet hatte, zu dem ihr Vater eingeladen gewesen war; Justin und Sidney lachten über eine Bemerkung Lady Augustas über Lynleys Kindheit; der Abgeordnete von Plymouth und Mrs. Sweeney verfingen sich in Netzen von Verwirrung, als er von der Notwendigkeit wirtschaftlicher Entwicklung sprach und sie begeistert Anreize für die Filmindustrie befürwortete, wahrscheinlich in der Hoffnung auf eine tragende Rolle; Pastor Sweeney hörte, während er sich am Anblick seiner Gattin weidete, höflich der Ehefrau des Abgeordneten zu, die in großer Ausführlichkeit von ihren Enkelkindern erzählte. Nur Peter und Sasha sprachen mit gesenkten Stimmen ausschließlich miteinander.
    Zum Nachtisch wurde der Pudding aufgetragen, von blauen Flammen umzüngelt, als sollte der Abschluß des Essens mit einem Feuerwerk gefeiert werden. Nachdem er verzehrt war, stand Lynley auf. Mit einer jungenhaften Geste strich er sich das Haar zurück.
    »Sie wissen es schon«, sagte er, »aber ich möchte es heute abend ganz offiziell bekanntgeben: Deborah und ich werden im Dezember heiraten!« Liebevoll berührte er ihr flammendes Haar, während es von allen Seiten Glückwünsche regnete. »Etwas aber wissen Sie noch nicht, weil wir es erst heute nachmittag entschieden haben: Wir werden dann für immer nach Cornwall zurückkehren. Um hier unter Ihnen zu leben und unsere Kinder großzuziehen.«
    Eine solche Eröffnung hatte niemand erwartet. Am wenigsten St. James. Ihm blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, wie es sein würde, in Zukunft Deborah so weit fort von dem Haus zu wissen, das ihr Leben lang ihr Zuhause gewesen war. Champagnergläser waren verteilt worden, und Pastor Sweeney ergriff die Gelegenheit mit Enthusiasmus. Begierig, als erster auf so willkommene Nachricht zu reagieren, sprang er auf. Nur die Wiedergeburt Christi hätte ihn glücklicher machen können.
    »Dann muß ich sagen ...« Ungeschickt griff er nach seinem Glas. »Lassen Sie mich einen Toast auf Sie beide ausbringen. Sie wieder bei uns zu haben, zu wissen, daß Sie nach Hause kommen, zu wissen ...« Er gab das Bemühen um passende Worte auf, hob kurzerhand sein Glas und sprudelte »einfach wunderbar«, ehe er sich wieder setzte.
    Weitere Glückwünsche folgten und mit ihnen die unvermeidlichen Fragen über Verlobung und Hochzeit und künftiges Leben. Alles hätte sich an dieser Stelle in Wohlgefallen auflösen können, wäre nicht Peter Lynley aufgestanden und hätte sein Glas erhoben. Unsicher schwenkte er es hin und her. Nur die Form des Glases verhinderte, daß der Champagner über den Rand schwappte.
    »Ich möchte auch einen Toast ausbringen«, sagte er, das Wort Toast in die Länge ziehend. Er stand auf

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