04 - Mein ist die Rache
und her. Er nahm eine Fotografie ihrer Großeltern zur Hand und gähnte faul, während er sie betrachtete.
»Ich wollte dich was wegen der Mühle fragen«, sagte Lynley.
Peter stellte die Fotografie wieder auf den Schreibtisch und zupfte an einer abgewetzten Stelle im Bezug des Sessels, der vor dem Schreibtisch stand. »Wieso? Was ist mit der Mühle?«
»Du hältst dich häufig dort auf, nicht?«
»Ich war seit Ewigkeiten nicht mehr dort. Ich bin dran vorbeigegangen, ja, auf dem Weg zur Bucht runter. Aber drinnen war ich nie. Warum?«
»Du weißt die Antwort.«
Peters Gesicht blieb ausdruckslos, während Lynley sprach, doch an einem seiner Mundwinkel zuckte ein Muskel. Er ging zu einer Reihe von Universitätsfotos, die eine der Wände schmückte, und wanderte langsam von einer zur anderen, als sähe er sie zum ersten Mal.
»Jeder Lynley seit einhundert Jahren ein OxfordStudent«, bemerkte er. »Was bin ich doch für ein schwarzes Schaf.« Er kam zu einer leeren Stelle an der Wand und legte seine Hand auf die Täfelung. »Auch Vater gehörte zur Mannschaft, nicht wahr, Tommy? Aber wir dürfen selbstverständlich sein Bild nicht hier aufhängen. Es wäre ja schlimm, wenn Vater von der Wand auf uns herabsehen und unser übles Treiben beobachten könnte.«
Lynley ließ sich von den sarkastischen Worten nicht provozieren. »Ich möchte mit dir über die Mühle sprechen.«
Peter kippte den Rest seines Whiskys hinunter, stellte das Glas auf eine Kommode und setzte die Betrachtung der Fotografien fort. Vor dem letzten Bild blieb er stehen und schnippte mit dem Zeigefinger dagegen. Sein Fingernagel schlug hart auf das Glas.
»Auch du, Tommy. Du bist einer von echtem Schrot und Korn. Ein Lynley, auf den man stolz sein kann. Erste Klasse.«
Lynley spürte, wie ihm die Brust eng wurde. »Über das Leben, das du in London führst, habe ich keine Kontrolle«, sagte er und bemühte sich, gleichmütig zu sprechen, obwohl er merkte, wie schlecht ihm das gelang. »Du hast Oxford geschmissen? Gut. Du hast deine eigene Bude? Auch gut. Du lebst mit dieser - mit Sasha zusammen? Auch gut. Aber hier nicht, Peter. Hier in Howenstow erlaube ich diese Geschichten nicht. Ist das klar?«
Peter drehte sich nach ihm um und neigte den Kopf leicht zur Seite. »Du erlaubst es nicht? Du läßt dich ein-, zweimal im Jahr allergnädigst hier blicken, um uns zu verkünden, was du erlaubst und was nicht, ist es so? Und dies ist zufällig eine dieser seltenen Gelegenheiten?«
»Wie oft ich hier bin, spielt überhaupt keine Rolle. Ich bin für Howenstow verantwortlich, für jeden, der hier lebt. Und ich habe nicht die Absicht, diese schmutzigen Geschäfte hier ...«
»Ach so ist das. Jetzt versteh' ich. In der Mühle läuft was mit Drogen, und du hast mich nach bester Kripomanier gleich zum Hauptverdächtigen eingesetzt. Du bist ein Idiot. Wenn ich kiffen will, dann schlurf ich bestimmt nicht bis zur Mühle runter. Ich hab' nichts zu verbergen. Weder vor dir noch vor sonst jemandem.«
»Es geht nicht nur ums Kiffen, und das weißt du auch genau. Du steckst da bis zum Hals drin.«
»Was soll das nun wieder heißen?«
Die scheinheilige Frage reizte Lynley bis aufs Blut. »Du bringst das Zeug hierher aufs Gut. Das heißt es. Du streckst es hier in der Mühle. Das heißt es. Dann nimmst du es nach London mit. Für dich. Und zum Verkauf. Habe ich das Bild nun deutlich genug gezeichnet? Mein Gott, Peter, wenn Mutter das wüßte, es würde sie umbringen.«
»Und das wär' dir gerade recht, stimmt' s? Da brauchtest du keine Angst mehr zu haben, daß sie deinen guten Namen in den Dreck zieht, falls sie mit Roderick abhauen sollte. Wenn sie den Anstand hätte, meinetwegen tot umzufallen, würdest du zur Feier des Tages vielleicht sogar Vaters Bilder wieder aufhängen. Aber das wär' verdammt schwer, was, Tommy? Dann müßtest du nämlich aufhören, dich wie ein gottverdammter Moralapostel zu benehmen, und wie zum Teufel sollst du das je fertigbringen?«
»Ich möchte nicht mit dir streiten, Peter.«
»Das ist einfach heiß. Drogen, Ehebruch und Unzucht. Alles in einer Familie. Wer weiß, was noch auf uns zukäme, wenn Judy auch hier wäre. Aber die hat ja schon mal in Ehebruch gemacht, nicht wahr, Tommy? Tochter ihrer Mutter. Sag' ich ja immer. Und wie schaut's bei dir aus? Bist du zu edel, um dir eine verheiratete Frau zu schnappen, wenn sie dich anmacht? Zu moralisch? Zu sittenstreng? Das kann ich nicht glauben.«
»Das bringt uns nicht
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