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04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Schauspieler natürlich. Nicht Lord Asherton.«
    »Aber warum denn nicht auch Tommy im Kostüm?« meinte Helen. »Ich finde, es ist höchste Zeit, daß er sich Ihrer Truppe anschließt und aufhört, sein schauspielerisches Licht unter den Scheffel zu stellen.«
    »Oh, wir könnten aber doch kaum hoffen - zu hoffen wagen ...« Mr. Sweeney riß sich lange genug vom Anblick des schwellenden Busens seiner Gattin los, um diesen Gedanken aufzunehmen.
    »Ich kann es mir richtig vorstellen.« Sidney lachte.
    »Tommy als Petruchio.«
    »Ich habe ihm immer wieder gesagt, daß es ein Fehler war, Geschichte zu studieren«, erklärte Helen. »Er hatte immer eine Neigung für die Bühne, nicht wahr, Tommy, Darling?«
    »Sollten wir wirklich ...« Mr. Sweeney geriet ins Stocken. Er war sichtlich hin- und hergerissen zwischen der Erkenntnis, daß die Scherze von Lynleys Freunden nicht ernst zu nehmen waren, und seiner eigenen heimlichen Hoffnung, Helens Worte möchten doch ein Fünkchen Realität enthalten. Als könnte es Lynley ermutigen, sich den Laienschauspielern anzuschließen, sagte er: »Wir haben Dr. Trenarrow oft aufgefordert, mit uns auf die Bretter zu steigen, die die Welt bedeuten.«
    »Ein Vergnügen, dem ich entsagen muß«, versetzte Trenarrow.
    »Und welchen entsagen Sie nicht?«
    Peter Lynley stellte die Frage mit einem Augenzwinkern in die Runde, das versprach, daß gleich die Leichen aus den Schränken springen würden. Er goß sich noch etwas von dem weißen Burgunder in sein Glas und schenkte auch Sasha ein. Beide tranken. Sasha sah lächelnd auf ihren Teller, als freue sie sich über einen geheimen Scherz. Keiner von beiden hatte den Lachs angerührt.
    Einen Moment lang schlief das Gespräch ein. Trenarrow fachte es wieder an. »Leider verbietet mir ein hoher Blutdruck viele Vergnügungen. Das sind die Verfallserscheinungen des fortschreitenden Alters.«
    »Sie sehen mir nicht aus wie ein Mann, der an Verfallserscheinungen leidet«, bemerkte Justin Brooke. Er und Sidney hielten Händchen auf der Tischdecke, und St. James fragte sich, wie sie es schafften, dabei zu essen.
    »Wir leiden alle an irgendwelchen Mängeln«, entgegnete Trenarrow. »Einigen von uns gelingt es nur besser als anderen, sie zu verbergen. Aber wir leiden alle daran. So ist das Leben nun einmal.«
    Hodge und die zwei Tageshilfen, die für den Abend geblieben waren, kamen aus der Küche, während Trenarrow sprach. Der bevorstehende zweite Gang lenkte die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Wenn Peter Lynley gehofft hatte, jemanden mit seiner spitzen Frage in Verlegenheit zu bringen, so wurde diese Hoffnung enttäuscht. Das Essen war für alle weit interessanter.
    »Was! Sie wollen Wheal Maen absperren?« Wie eine Anklage schallte der Ausruf Lady Augustas, Lynleys unverheirateter Tante, durch den Raum. Die Schwester seines Vaters hatte immer mit Besitzerinteresse und wachsamem Auge auf Howenstow gesehen. Jetzt warf sie einen empörten Blick auf John Penellin, der zu ihrer Rechten saß und sich bisher nicht am allgemeinen Gespräch beteiligt hatte.
    St. James war überrascht gewesen, ihn unter den Gästen zu sehen. Ein Todesfall in der Familie wäre Entschuldigung genug gewesen, einem geselligen Abendessen fernzubleiben, an dem er nur höchst geringes Interesse zu haben schien. Während des Cocktails in der Halle hatte der Verwalter keine zehn Worte gesprochen. Die meiste Zeit hatte er am Fenster gestanden und mit trüber Miene zum Verwalterhaus hinübergeblickt. Aber nach allem, was St. James in der vergangenen Nacht gehört und gesehen hatte, war Penellin von seinem Schwiegersohn ja keineswegs angetan gewesen.
    Lady Augusta war nicht mehr zu bremsen. Sie war in der Kunst des Tischgesprächs geschult, verteilte ihre Aufmerksamkeiten in gleichem Maße nach rechts und links und schoß, wenn sie es für angebracht hielt, auch einmal eine Bemerkung direkt durch die Mitte ab.
    »Es ist schon eine Schande, daß Wheal Maen gesperrt werden muß. Aber als ich ankam, sah ich im Park tatsächlich die Kühe weiden. Ich wollte meinen Augen nicht trauen. Mein Vater muß sich ja im Grabe umdrehen. Ich verstehe den Grund dafür nicht, Mr. Penellin.«
    Penellin sah von seinem Weinglas auf. »Die Grube ist zu nahe an der Straße. Der Hauptschacht steht unter Wasser. Es ist sicherer, sie zu sperren.«
    »Unsinn!« erklärte Lady Augusta. »Diese Gruben sind Kunstwerke auf ihre Art. Sie wissen so gut wie ich, daß mindestens zwei unserer Bergwerke noch völlig

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