04 The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nebel der Vergangenheit
Aufregung hat dich von deinen abendlichen Pflichten abgelenkt. Wenn ich mich recht entsinne, bist du für die Zeche zuständig?«, fragte er erwartungsvoll. »I ch habe einige Whiskeys mehr getrunken als geplant, aber ich finde, unter den gegebenen Umständen sind sie gerechtfertigt.«
»W arum hast du das getan?«, zischte ich, während ich mich ihm gegenüber auf einen Stuhl gleiten ließ. Ich musste immer wieder an die Schreie des Mädchens denken.
»W arum habe ich was getan?«, fragte Damon unschuldig und nahm noch einen Schluck Whiskey.
»D u weißt genau, wovon ich rede«, antwortete ich düster.
»N ein, das weiß ich nicht. Aber es tut mir leid, falls ich als Amme für eine Unbekannte versagt habe. Wie war deine Verfolgungsjagd?«, fragte er und zog eine Augenbraue hoch.
Ich spiele keine Spielchen. Und es kümmert mich auch nicht, dass du nicht helfen willst. Aber ich weiß jetzt, dass der Mörder ein Vampir ist, sagte ich nur für Damons Ohren bestimmt. Falls er überhaupt eine Regung zeigte, so war es vage Überraschung, die ich in seinen Augen zu erkennen glaubte. Ich habe ihn allerdings nicht erwischt.
Na und?, fragte Damon nach einer Pause. Bist du denn während all deiner Vampirjahre niemals einem anderen begegnet, der so war wie wir? Außer natürlich in diesem verrückten Vampirhaus in New Orleans, in dem du bei Lexi gewohnt hast. Du wirkst immer so überrascht. Wir töten, Bruder. Das ist nichts Neues. Oder besonders Interessantes. Das einzig Interessante daran ist, dass du diese Lektion offensichtlich immer wieder aufs Neue lernen musst. Kannst du denn nicht begreifen, dass es besser ist, sich nicht einzumischen? Das schätzt niemand besonders. Weder die Menschen noch die Vampire. Damon lächelte mich wissend an.
Ein Frösteln überlief mich. Wollte Damon mir tatsächlich die Morde anhängen? War das sein großartiger Plan? Schließlich wusste er genau, dass ich versuchen würde zu helfen.
Ich bin nicht gerade auf der Suche nach Problemen, erklärte ich schlicht. Und ich schaffe auch keine.
Nun, vielleicht solltest du genau das aber tun. Sie können Spaß machen. Natürlich ist dieses Problem hier furchtbar dumm und blutrünstig, und es sieht ganz so aus, als sollten wir uns ein wenig darum kümmern, überlegte Damon. »A ndererseits: Was soll’s?«, fragte er laut.
»W ie meinst du das?«, gab ich zurück.
»A lso, nehmen wir an, du findest ihn. Was dann?«, fragte er und stützte das Kinn auf seine verschränkten Finger.
»D ann werde ich…« Ich geriet ins Stocken. Ihn töten? Ihn der Polizei übergeben?
Damon sah mich überlegen an. »S iehst du? Früher hast du zu viel gedacht. Jetzt denkst du überhaupt nicht mehr. Dabei habe ich immer geglaubt, etwas mehr Spontaneität würde dir gut tun. Stattdessen aber führt sie dich geradewegs in eine Sackgasse. Und weißt du auch, warum?« Er beugte sich so nah zu mir vor, dass ich den Duft von starkem, süßem Blut in seinem Atem riechen konnte. War es Charlottes Blut? Oder Marthas? Oder stammte es von jemand ganz anderem?
»W arum?«, fragte ich benommen. Der Geruch war überwältigend.
»W eil du es nicht für dich selbst tust. Du tust es für die Menschen. Zu deren Wohl.« Damons Stimme war voller Sarkasmus. »D u vergisst wohl immer wieder, dass wir beide nicht mehr zur Menschheit gehören.«
»U nd warum schleichst du dich dann ständig in ihre gesellschaftlichen Kreise ein und spielst törichte Streiche? Warum gibst du ständig vor, ein Herzog, ein Graf oder sonst was zu sein? Wenn wir nicht mehr zur Menschheit gehören, warum entsagst du dann nicht ihrer Gesellschaft?«, fragte ich. Doch trotz meiner deutlichen Worte war ich nicht wütend auf ihn. Vielmehr wollte ich einfach verstehen, worauf Damon aus war.
»W ohin sollte ich mich denn sonst wenden?«, gab Damon mit einem verlorenen Ausdruck auf dem Gesicht zurück. Aber dann grinste er ganz plötzlich und sein suchender Blick schien nur eine durch das Licht verursachte Täuschung gewesen zu sein. »U nd ich schleiche mich in ihre gesellschaftlichen Kreise ein, weil ich es kann. Weil es mich fasziniert. Und mein Vergnügen ist alles, was zählt.«
»I st das so?«, zischte ich. Und wie weit bist du bereit, für dein Vergnügen zu gehen?, dachte ich, aber ich verkniff mir die Bemerkung.
»T ja, Bruder«, sagte Damon unvermittelt, leerte sein Glas und schmatzte genüsslich. »D as hier ist zwar ein unterhaltsamer Abend, aber ich hoffe, du verzeihst, dass ich noch eine
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