04 The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nebel der Vergangenheit
schwindelig wurde.
»H ier«, sagte ich und hob den Hinterkopf des Mädchens an. »T rink.« Ich hielt das Handgelenk an ihre Lippen.
Instinktiv begann Martha zu saugen, bis ich mein Handgelenk wieder wegzog. Ihr Kopf sank ins Kissen zurück und ein zufriedenes, schläfriges Lächeln umspielte ihre Lippen.
Genau in diesem Moment wurde die Tür geöffnet und ein Mann in einem weißen Kittel kam herein, eine Wasserschale in den Händen.
»S ind Sie ein Freund?«, fragte der Arzt entschieden.
»I ch bin Stefan«, antwortete ich, während ich mein blutiges Handgelenk hinter dem Rücken verbarg und in den Stoff meiner Hosen presste, in der Hoffnung, dass er meine Wunde nicht bemerken würde. »I ch habe sie gefunden.«
»G ut«, sagte der Mann. »S ie dürfen noch einen Moment bleiben, aber dann brauche ich ein wenig Zeit allein mit der Patientin.«
»J a, natürlich«, erwiderte ich, erleichtert, dass er nicht misstrauisch war, mich hier oben vorzufinden. Das Mädchen begann sich zu bewegen. Sie würde bald zu sich kommen und ich wollte mich davon überzeugen, dass es ihr gut ging.
Der Arzt nahm ein Handtuch und tauchte es in die Wasserschale, dann drückte er es Martha auf die Stirn. Als sie die Augen aufriss, sah sie mich direkt an. Dann erstarrten ihre Züge und ein unheiliges Kreischen kam über ihre Lippen.
»M örder!«, schrie sie.
Der Arzt fuhr erschrocken zurück und ließ beinahe die Wasserschale fallen. Sein Blick flog sofort zur Tür, als erwäge er, Hilfe zu holen.
»G anz ruhig«, zischte ich. »S ie sind in Sicherheit. Ich habe Sie gerettet, ich bin Ihr Freund!«, versuchte ich verzweifelt, das Mädchen zu besänftigen.
»M örder!«, brüllte Martha abermals und Tränen schossen ihr in die Augen. »H ilfe!«
»S ie muss unter Schock stehen«, sagte ich zu dem Arzt und hoffte, dass es eine medizinische Erklärung für ihr Verhalten gab. Sie konnte doch unmöglich denken, ich sei ihr Angreifer!
Der Arzt nickte, obwohl ich mir nicht sicher war, ob er mir nur zustimmte, um einen mutmaßlichen Verbrecher zu beschwichtigen.
Mir wurde schwarz vor Augen und ich drohte in Ohnmacht zu fallen, aber ich musste mich zusammenreißen. Ich musste dieses Mädchen beruhigen. Egal, ob sie mich für den Mörder hielt, weil sie sich daran erinnerte, dass ich neben ihr gekniet hatte, oder weil jemand sie zu der Annahme gezwungen hatte– ich musste das unbedingt richtigstellen.
»H ören Sie mir zu«, sagte ich zu dem Mädchen und unterstrich die Worte mit meiner Macht. Mitten im Schrei verstummte sie. Im Raum war es plötzlich so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. »I ch bin Ihr Freund. Ich bin Stefan. Ich habe Sie gefunden. Ich habe Sie gerettet. Sie sind jetzt in Sicherheit. Hier in diesem Zimmer ist kein Mörder.« Es kostete mich meine ganze Kraft, den Blick auf das Mädchen gerichtet zu halten, doch dank ihres geschwächten Zustands funktionierte der Bann. Sie nickte, dann sah sie stumm den Arzt an.
»B raves Mädchen«, murmelte ich. »S ie gehört ganz Ihnen«, fügte ich an den Mann im weißen Kittel gewandt hinzu. Ich war gerade mit knapper Not entkommen, und ich wollte mein Glück nicht noch mehr herausfordern, indem ich auch nur eine Sekunde länger blieb. Der Ausdruck auf dem Gesicht des Arztes zeigte mir, dass es nicht notwendig sein würde, auch ihn mit einem Bann zu belegen. Er begann sich zu entspannen und machte sich wieder an die Arbeit.
Ich hastete die Treppe hinunter und zurück in den Schankraum, wo ich auf meinen Bruder stieß; er lachte, als habe er sich in seinem ganzen Leben nicht besser amüsiert.
Kapitel Elf
Ich steuerte direkt zur Theke, um mir etwas zu trinken zu holen und mich zu sammeln. War Martha mit einem Bann belegt worden, damit sie glaubte, ich hätte sie angegriffen? Hatte Damon sie mit einem Bann belegt? Es war möglich und je länger ich darüber nachdachte, umso mehr ergab es einen Sinn. Sie hatte mich schon beschuldigt, kaum dass sie die Augen geöffnet hatte. Statt mir zuzuhören, hatte sie einfach nur geschrien, als hätte man es ihr eingetrichtert. Und es gab nur zwei Personen, die in der Lage dazu gewesen wären, sie zu bannen: der Vampir, dem ich nachgejagt war, und Damon, der während meiner Jagd mit ihr allein war.
Ich bestellte einen Whiskey und ging dann zu den Tischen. Einen Verdacht konnte ich vielleicht gleich entkräften.
»H allo, Bruder!«, begrüßte Damon mich freundlich und prostete mir zu. »I ch fürchte, die ganze
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