04 The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nebel der Vergangenheit
fester an den offenen Mund des Mädchens.
Sie hustete, bevor sie gierig an meiner Wunde sog.
»S o, das ist genug«, murmelte ich, ließ den Arm sinken und zog sie in eine sitzende Position.
Genau in diesem Moment sah ich einen Schatten hinter uns aufragen. Ich wirbelte herum, die Angst saß mir eiskalt im Nacken. Doch außer den Backsteingebäuden konnte ich nichts erkennen.
»W er ist da?«, fragte ich. Meine Stimme hallte von den Mauern in der Gasse wider.
Dann hörte ich ein langes, leises, allzu vertrautes Lachen und Damon kam um die Ecke geschlendert, eine brennende Zigarre im Mund.
»D u spielst also mal wieder den Retter«, bemerkte er mit einem abschätzigen Grinsen. Er ließ die Zigarre auf den Boden fallen, die langsam in der Dunkelheit verglimmte. Das Mädchen neben mir regte sich; sie stöhnte und seufzte, als befände sie sich in den Fängen eines schrecklichen Albtraums.
»E r ist hier«, flüsterte ich.
»W er, der Mörder?« Damon sank auf die Knie und betrachtete das Mädchen. Er strich mit den Fingern über die Wunde an ihrem Hals. »D as ist die Arbeit eines Amateurs. Eines Vampir-Neulings, der es nicht besser weiß. Wenn wir ihn finden, werden wir ihn für seine nervtötende Stümperei pfählen. Aber von ihm geht keine Bedrohung aus«, fügte er hinzu und lächelte, während er dem Mädchen ein Blutrinnsal vom Mundwinkel wischte.
»M ehr…«, keuchte das Mädchen und ihre Hand griff hilflos ins Leere. »M ehr!« Sie stieß einen erstickten Schrei aus, bevor sie erneut auf dem Pflaster zusammenbrach.
»G anz mein Typ.« Damon lächelte immer noch. »A ber du hast leider Pech, denn es gibt nicht mehr. Stefan hat beschlossen, dass du genug hattest. Es macht ihm nämlich Spaß, andere zu gängeln«, fügte er kryptisch hinzu.
Ich betrachtete ihn argwöhnisch. Konnte dies eine Falle sein, die Damon gestellt hatte? Das hatte er immerhin schon einmal getan– ein Mädchen halb getötet, nur um mich dazu zu verleiten, sie zu retten. Damals in New York, kurz bevor Lucius aufgetaucht war und uns beide um ein Haar getötet hätte. Ich wollte ihn gerade daran erinnern, als ein schwankender Schatten meine Aufmerksamkeit erregte.
Die Gestalt eines Mannes mit einem Zylinder auf dem Kopf. Ich schoss auf die Füße.
»H ast du das gesehen?«
Damon nickte und seine Augen weiteten sich leicht. »G eh. Ich werde mich um sie kümmern.«
In einem Sekundenbruchteil traf ich die Entscheidung, meinem Bruder zu vertrauen. Er war alles, was ich hatte.
Ich stürzte mich auf den Schatten am unteren Ende der Gasse.
Doch der Schatten rannte ebenfalls los und stahl sich um die Ecke in Richtung Fluss. Ich lief hinter ihm her, immer schneller und schneller, meine Füße berührten kaum die Pflastersteine. Trotzdem holte ich die Gestalt nicht ein, sie huschte bald in diese, bald in jene Richtung, immer näher an die Themse heran.
Schneller, trieb ich mich selbst an und zwang mich zu einem noch höheren Tempo. Gebäude flogen zwischen zwei Wimpernschlägen an mir vorbei, Staub und Schmutz wehte mir ins Gesicht, dass mir die Augen brannten, und der Wind pfiff mir in den Ohren. Doch egal, wie schnell ich mich auch bewegte, ich konnte den Schatten nicht einholen, der von einem hochgewachsenen, dünnen Mann geworfen wurde. Einem Mann, von dem ich ohne jeden Zweifel wusste, dass er kein Mensch war.
Wir rannten in rasender Geschwindigkeit auf den Fluss zu. In weiter Ferne hörte ich Leute, aber ich sah mich nicht um. Meine ganze Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf den schattenhaften Mann, der mit jedem Schritt das Tempo beschleunigte. Jetzt war die Themse zu sehen und der Mond warf einen dumpfen Schimmer auf das pechschwarze Wasser. Wir waren hundert Meter entfernt, dann fünfzig … würde er springen?
»H alt!«, brüllte ich und meine Stimme zerriss die Dunkelheit wie eine Fanfare. Als meine Füße auf die unebenen Bretter eines Kais polterten, war der Schatten verschwunden. Auf der einen Seite befand sich ein verlassener Pier, auf der anderen ein Lagerhaus, aber keine Spur von der mysteriösen Gestalt. Aus allen Richtungen erschallten Polizeiglocken. Ich schaute mich wild um.
»Z eigen Sie sich!«, verlangte ich mit bebender Stimme, während ich mich ganz auf das Lagerhaus konzentrierte. Konnte er dort untergeschlüpft sein? Ich trat näher und stellte mich auf eine umgekippte Milchkiste, um in eins der Fenster zu spähen.
Das Fenster war beschlagen und verdreckt. Ich blinzelte, aber trotz meiner geschärften
Weitere Kostenlose Bücher