04 The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nebel der Vergangenheit
Ich habe Ihr Mädchen dazu gebracht, auf die dunkle Seite zu wechseln… Tja, ich finde, ich habe meine Sache ziemlich gut gemacht.« Samuel lächelte.
»A ber warum? Warum tun Sie das alles? Was haben wir Ihnen denn jemals angetan?«, fragte ich und versuchte, ihn zu besänftigen, indem ich mich nicht wehrte. Meine Gedanken überschlugen sich. Aus der Ferne hörte ich bereits das schwache Geräusch von Rufen; es würde nicht mehr lange dauern, bis ein wütender Mob das Cottage umstellte.
»M ir ist wirklich nicht danach zumute, lange Erklärungen abzugeben. Nur so viel: Sie haben wahrlich genug getan. Und apropos Bruder– ich weiß, dass Sie meinem wehgetan haben. Und ich denke, das allein ist schon ein ziemlich triftiger Grund für Ihre Bestrafung, stimmen Sie mir da nicht zu?« Sein Lächeln verzog sich zu einem gefährlichen Grinsen, und ich wusste, dass er im nächsten Augenblick angreifen würde. Ich schloss die Augen, nahm all meine Kraft zusammen und hoffte, ihn blitzschnell überraschen und überrumpeln zu können.
Doch er war schneller als der Blitz. Innerhalb eines Sekundenbruchteils stieß er zu und rang mich zu Boden, bis ich unter ihm festsaß.
Es gelang mir, mich unter ihm herauszuwinden und ich kroch rückwärts, doch er schien überall gleichzeitig zu sein. Ein wilder Kampf entbrannte, bis mir plötzlich ein markanter Geruch in die Nase stieg. Feuer! Während des Kampfes war ein Tisch umgestürzt und die Kerze darauf hatte einen Brand entfacht. Die Flammen züngelten bereits an der Holzwand des Cottages entlang, ihr Licht tanzte auf Samuels kantigem Gesicht. Für einen kurzen Moment trafen sich unsere Blicke und ein schwaches Lächeln glitt über seine Lippen. Dann stürzte er auf mich zu und schob mich in Richtung des Feuers. Ich stolperte auf die Knie und er nutzte die Situation, um sich ein Schüreisen zu greifen und mich damit am Aufstehen zu hindern.
»R aus hier«, blaffte Samuel Violet an, die zur Tür rannte und Olivers Leichnam achtlos hinter sich her schleifte.
»S ie haben schon viel zu lange gelebt«, sagte er, während er sich drohend über mir aufbaute, den einen Fuß links, den anderen rechts neben meiner Taille. Dann warf er das Schüreisen beiseite, griff nach einem Stuhl und brach ihn mitten entzwei, als wäre er nichts als ein Zweig. Schließlich schwang er ein abgebrochenes Stuhlbein wie einen Pflock über meinem Herzen.
Aber statt mich zu pfählen, sah er mich nur angewidert an, bevor er mir ins Gesicht spuckte.
»E in solcher Tod wäre viel zu einfach«, murmelte Samuel, als spräche er mit sich selbst. »I ch will, dass Sie leiden. Nichts anderes verdienen Sie.«
Ich schloss die Augen und machte mir nicht mehr die Mühe, mich zu wehren. Stattdessen erlaubte ich meinem Geist, ein Bild von Callie heraufzubeschwören. Die süße Callie, mit herrlich rotem Haar und hübschen Sommersprossen und wunderschönen Augen, aus denen der Schalk blitzte. Ich wusste, dass dies das letzte Mal sein würde, dass ich sie sah, selbst in meiner Fantasie. Sie war gewiss im Himmel und ich würde bald auf dem Weg zur Hölle sein.
Plötzlich nahm ich eine schnelle Bewegung Samuels wahr, und dann fühlte ich nur noch Schmerz. Er hatte mir den Pflock in die Brust getrieben, aber nicht durchs Herz. Der Schmerz strahlte in jede Faser meines Körpers aus.
»G enieß die Hölle«, lachte Samuel. Dann rauschte er zur Tür hinaus und ließ mich im Inferno des Cottages zurück. Ein Vorgeschmack auf meinen endgültigen Platz im Jenseits.
Kapitel Achtzehn
Wenn der Tod unausweichlich ist, verstreicht die Zeit schneller und langsamer zugleich. So empfand ich es bei meinem ersten Tod, als eine Kugel meinen Körper zerfetzte, und so empfand ich es jetzt wieder. Ich spürte die Hitze der Flammen, die an der Wand tanzten. Ich spürte den Schmerz, der in meinen Eingeweiden tobte, und war außerstande, den Pflock mehr als einige Millimeter zu bewegen. Was ich außerdem spürte, waren unendlicher Kummer, tiefes Bedauern, abgründiger Hass und große Erleichterung. Wahrhaftig mein ganzes Leben glitt vor meinen Augen dahin.
Oder genauer gesagt– meine beiden Leben.
Ich hatte nicht sehr viel geleistet, weder als Mensch noch als Vampir. Ich hatte anderen nur Unglück beschert und Tod gebracht. Und auch wenn ich noch so sehr das Gefühl hatte, besser zu sein als Damon, war ich es wirklich? Schließlich waren wir beide Vampire. Und wir beide hinterließen eine Spur der Zerstörung. Ich war so müde. Ich war es
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