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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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alles verstanden. Ich habe an etwas anderes gedacht. Das Wasser sprudelte aus dem Gras. Das Gras war so grün und schillernd, dort wo das Wasser ständig hinüber- und hindurchfloss.«
      »Können Sie sich an irgendetwas erinnern? Egal was?«
      »Er erzählte von Oxford. In Oxford ist etwas Schlimmes passiert.«
      »Hat er gesagt, was?«
      »Ein Mädchen. Ein Mädchen ist gestorben.«
      »Das war alles, was er Ihnen erzählt hat?«
      »Ja. Damit fing alles an, sagte er. Der Alptraum.«
      »Damit, dass in Oxford ein Mädchen gestorben ist?«
      »Ja.«
      »Was hatte er mit diesem Mädchen zu tun?«
      »Das weiß ich nicht. Er hat nur gesagt, dass sie gestorben ist und dass es schlimm war.«
      »Und jetzt hatte er genug und wollte weg, um seiner Vergangenheit und den Konsequenzen zu entfliehen?«
      Katie nickte und starrte ihn dann eindringlich an. »Aber man kann den Konsequenzen nicht entfliehen, nicht wahr? Bernie konnte es nicht. Stephen konnte es nicht. Ich kann es nicht.«
      »War Stephen unglücklich?«
      »Unglücklich? Ich glaube nicht. Er war besorgt, aber nicht unglücklich.«
      »Glauben Sie, dass er sich selbst etwas angetan haben könnte?«
      »Nein. Stephen hätte das nicht getan. Er hatte Zukunftspläne. Er wollte mich mit sich nehmen. Aber seine Zukunft hat ihn getötet.«
      »Ich dachte, seine Vergangenheit?«
      »Ich war es«, sagte sie ruhig. »Was auch immer Sie sagen, ich weiß, dass ich ihn getötet habe.«
      »Das ist nicht wahr, Katie. Ich wünschte, ich könnte Sie davon überzeugen.« Banks holte seine Zigaretten hervor und bot ihr eine an. Sie lehnte ab und zupfte weiter Grashalme aus und zerrieb sie zwischen ihren Fingern.
      »Warum ist er nicht schon früher gegangen?«, fragte Banks. »Er hatte viel Zeit und viele Möglichkeiten.«
      »Ich weiß es nicht. Er sagte, es wäre schwer für ihn. Der Familienname, das Haus, die Firma. Ihm schien wohl noch der Mut zu einem Ausbruch zu fehlen, genau wie mir. Ich habe ihm nichts erzählt, falls Sie das denken.«
      »Was haben Sie ihm nicht erzählt?«
      »Dass Sie einen Polizisten geschickt haben, um alle auszuspionieren. Ich habe ihn mal in Eastvale mit Ihnen gesehen.«
      »Haben Sie es Sam erzählt?«
      Katie schüttelte langsam den Kopf. »Nein«, sagte sie. »Diesmal nicht.«
      Also hatte Stephen mit sich gekämpft, ob er fliehen oder dableiben und die Sache ausstehen sollte. Ihm war wahrscheinlich klar, dass die Polizei keinen stichhaltigen Beweis seiner Schuld haben konnte, sondern sich nur auf Gerüchte verlassen musste. Anne Raistons Wort gegen seines.
      »Wenn er gegangen wäre«, sagte Katie, als hätte sie seine Gedanken gelesen, »dann hätte es wie ein Schuldeingeständnis ausgesehen, oder?«
      »Vielleicht.« Banks stand auf und strich das Gras von seiner Hose. »Kommen Sie.« Er reichte ihr seine Hand, und Katie nahm sie. Doch sobald sie stand, ließ sie sie los und folgte ihm stumm zurück zum Wagen.
     
    »Was hat sie sonst noch gesagt?«, fragte Sergeant Hatchley, als der weiße Cortina mit Banks am Steuer die M1 hinunterraste.
      »Nichts«, antwortete Banks. »Ich habe ihr gesagt, sie soll sich bei uns melden, wenn ihr noch was einfällt, und sie dann nach Hause gefahren. Sie ist ohne ein weiteres Wort ins Haus verschwunden. Um die Wahrheit zu sagen, ich mache mir Sorgen um sie. Sie ist unglaublich zerbrechlich und steht kurz vor dem Zusammenbruch. Die Frau braucht Hilfe.«
      Hatchley zuckte mit den Achseln. »Wenn sie die Nase voll hat, dann muss sie eben ihre Zelte hier abbrechen.«
      »Manchen Leuten fällt das nicht so leicht. Sie sind gebunden, sie wissen nicht, wohin oder wie sie allein mit dem Leben klarkommen sollen. Katie Greenock ist so eine.«
      Bei Sheffield fuhren sie an Kühltürmen vorbei, die sich wie gigantische Walskelette neben der Autobahn abzeichneten. Obwohl die Fenster zu waren und viele der Fabriken geschlossen, sickerte der Schwefelgestank der Stahlwerke in den Wagen.
      »Was genau werden wir in Oxford tun?«, fragte Hatchley.
      »Wir versuchen, etwas über einen Vorfall herauszukriegen, bei dem vor neun Jahren, vielleicht auch zwei oder drei Jahre später, ein Mädchen zu Tode gekommen ist. Die Kurse an der Uni dauern normalerweise drei Jahre, also haben wir damit einen ziemlich festen Rahmen.«
      »Es sei denn, Collier war gar nicht mehr Student, als es passiert ist.«
      »Der Einwand hilft uns

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