Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
zeigte über die Straße. »Da ist ein McDonald's. Die machen ganz ordentliches Frühstück. Vielleicht ...« Er sah Banks ängstlich an, als befürchtete er, der Chief Inspector wäre nicht nur Londoner und Sixties-Fan, sondern auch noch Feinschmecker. Als könnte Banks trotz der vielen Male, bei denen sie gemeinsam warme Waffeln und Fleischpastete genossen hatten, diesmal vielleicht auf Froschschenkel mit Anchovissauce zum Frühstück bestehen.
      Banks schaute auf seine Uhr und machte ein finsteres Gesicht. »Wenigstens geht es dort schnell. Dann mal los. Nehmen wir also ein McMuffin.«
      Erstaunt folgte ihm Hatchley durch die goldenen Bögen. In den meisten Lokalen, in denen Banks während seines Aufenthaltes in Toronto gegessen hatte, war der Service so schnell und freundlich gewesen, dass es ihn beeindruckt hatte. Aber offenbar konnte selbst McDonald's nichts an der Faulheit und Muffeligkeit der englischen Gastronomie ändern. Der Blick des uniformierten Mädchens hinter dem Tresen signalisierte ihnen sofort, dass sie mit einer Bestellung eine unglaubliche Belästigung darstellten. Und natürlich mussten sie warten. Selbst als sie ihnen den Fraß hinwarf, sagte sie nicht: »Danke schön, bitte beehren Sie uns bald wieder.«
      Sie setzten sich schließlich ans Fenster und beobachteten die Leute, die bei W. H. Smith's ein und aus gingen, um die Morgenzeitungen zu kaufen. Hatchley aß mit herzhaftem Appetit, doch Banks stocherte in seinem Essen herum, ließ es dann stehen und begnügte sich mit schwarzem Kaffee und einer Zigarette.
      »Netter Kerl, dieser Ted Folley«, sagte Hatchley und kaute auf seiner Wurst. »Hätte ich nicht erwartet.«
      »Was hatten Sie denn erwartet?«
      »Ach, wahrscheinlich so einen hochnäsigen Idioten. Aber er ist ja ein ganz trockener Typ. Kleidet sich allerdings wie ein feiner Pinkel. Im Oak würden sie gut zu lachen haben über ihn.«
      »Im Queen's Arms wahrscheinlich auch«, meinte Banks.
      »Stimmt.«
      Bevor sie zum Schlafen ins Hotel zurückgekehrt waren, hatten sie noch Zeit gefunden, um mit Folley ein paar Gläschen zu trinken. Banks fragte sich, ob Ted Hatchley durch seine Großzügigkeit oder seinen Vorrat an Anekdoten für sich gewonnen hatte. Wie auch immer, der Sergeant hatte es fertiggebracht, innerhalb kürzester Zeit eine ansehnliche Menge regionaler Biere runterzukippen (denen er eine »passable« Qualität bescheinigte).
      Sie hatten an der Theke eines lauten Pubs an der Broad Street gestanden, und Ted - ein gediegener Mann mit gegeltem Haar und einer Schwäche für dreiteilige Nadelstreifenanzüge und grelle Fliegen - hatte sie mit Geschichten über die privilegierten Studenten Oxfords ergötzt. Besonders amüsiert war Hatchley von der Beschreibung einer kürzlich durchgeführten Razzia auf einer Semesterabschlussparty gewesen. »Und da stand sie«, hatte Folley gesagt, »die Königin der Erstsemester, den Schlüpfer um die Knöchel und weißes Puder über die tapfer zusammengepressten Lippen verteilt.« Der Sergeant hatte so lachen müssen, dass er einen Schluckauf bekommen hatte, der ihn für den Rest des Abends verfolgte.
      »Kommen Sie«, sagte Banks. »Beeilung. Das Zeug kann ja wohl nicht so lecker sein, dass Sie es bis zum letzten Bissen auskosten müssen.«
      Widerwillig beeilte sich Hatchley mit dem letzten Bissen und schlürfte den Kaffee runter. Zehn Minuten später waren sie in Ted Folleys Büro an der Aldates Street.
      »Ich habe die Akten schon rausgesucht«, sagte Ted. »Wenn ihr nicht das findet, was ihr sucht, meldet euch wieder bei mir. Aber ich glaube, ihr werdet was finden. Diese Akten decken alle ungeklärten Verbrechen in den fraglichen drei Jahren ab, inklusive der Unfälle mit Fahrerflucht, an denen Frauen beteiligt waren.«
      »Gott sei Dank sind es nicht so viele«, sagte Banks und nahm den schmalen Stapel.
      »Nein«, sagte Folley. »Wir haben Glück. Die Studenten halten uns ordentlich auf Trab, aber mysteriöse Todesfälle kommen nicht so oft vor. Wenn, dann sind meistens Drogen im Spiel.«
      »Bei diesen auch?«
      »Bei manchen. Ihr könnt das Büro dort benutzen.«
      Folley zeigte auf eine kleine, mit Glas abgetrennte Zone. »Doug ist im Urlaub, ihr seid also ungestört.«
      Die meisten Fälle waren schnell abgehandelt. Wenn in den Akten Telefonnummern angegeben waren, telefonierten Banks oder Hatchley mit Freunden oder Eltern der Verstorbenen und fragten einfach, ob ihnen der

Weitere Kostenlose Bücher