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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Geschäftsstelle von Wendy's an. Es wird ein paar Tage dauern, bis wir irgendwas von Glendenning und Vic Manson kriegen, also lassen Sie uns die Zeit bis dahin nutzen. Hat Richmond bei den Vermisstenmeldungen was rausgekriegt?«
      »Nein, Sir.«
      »Wenn ihn niemand als vermisst gemeldet hat, wähnt man ihn vielleicht noch immer auf Urlaub. Und wenn er kein Engländer ist, kann es eine Ewigkeit dauern, bis er in den Akten auftaucht. Überprüfen Sie die Hotels und Gasthäuser in der Gegend und schauen Sie, ob irgendwelche Amerikaner in der letzten Zeit gemeldet wurden. Wenn ja, versuchen Sie sie aufzuspüren.«
      Wieder entlassen, ging Hatchley los, um Richmond zu suchen, auf den er, wie Banks wusste, so viel Last übertragen würde wie möglich. Aber ihm war auch klar, dass der Sergeant solide Arbeit leistete, sobald er erst einmal in Schwung kam. Außerdem würde der Druck als Test für Richmonds Ausdauer dienen.
      Seit er seinen Computerkurs mit Bravour abgeschlossen hatte, schien der junge Polizist bereit zur Beförderung zu sein. Das würde allerdings Probleme mit Hatchley geben. Von dem Sergeant zu erwarten, Richmond als gleichrangigen Kollegen zu akzeptieren, hielt Banks für aussichtslos. Es war schon schwierig genug, als Banks aus der Hauptstadt kam und den Posten bekam, den Hatchley anstrebte. Es war wohl Hatchleys Schicksal, Sergeant zu bleiben, ihm fehlten im Gegensatz zu Richmond die besonderen Fähigkeiten zu einem Inspector.
      Dankbar, dass die Beförderung nicht von seiner Entscheidung abhing, schaute Banks auf seine Uhr und ging hinaus zu seinem Wagen. In Swainshead wartete Neil Fellowes, der arme Tropf hatte sich bereits um einen weiteren arbeitsfreien Tag bemühen müssen.
      Als er durch das Tal fuhr, wunderte sich Banks, wie vertraut ihm Teile der Landschaft bereits geworden waren: die kleine Lichtung mit den vier kranken, sich alle nach rechts neigenden Ulmen, ein Bild wie auf einem dieser chinesischen Aquarelle, die Sandra, seine Frau, so gern mochte; die gut sichtbar auf einer grünen Anhöhe liegenden Fundamente eines römischen Forts im verschlafenen Dorf Fortford; die belebte Hauptstraße von Helmthorpe, dem größten Dorf von Swainsdale; und über Helmthorpe die langgezogene Kalksteinkante Crow Scar, die in der Sonne schimmerte.
      Die Kinks sangen Lola, und Banks trommelte beim Fahren mit seinen Fingern im Takt zur Musik aufs Lenkrad. Obwohl er Sandra gegenüber behauptete, immer noch die Oper zu lieben, hatte er sehr zu ihrer Freude in letzter Zeit keine gehört. Ihr gefiel seine neue Vorliebe für den Blues. Im Moment schien er sich in einer nostalgischen Phase zu befinden und hörte die Musik, die er während seiner letzten Schuljahre und seiner Anfangszeit auf der Technischen Hochschule in London bevorzugt hatte, in diesen idyllischen, glücklichen Tagen, als er noch nicht wusste, was er mit seinem Leben anstellen sollte, und sich keinerlei Sorgen machte.
      Außerdem hatte er damals Sandra kennengelernt, und durch die Musik fühlte er sich in diese Zeit zurückversetzt: Winterabende in seiner zugigen Bude in Notting Hill, wo sie billigen Wein tranken, sich liebten und die Musik von John Martyn oder Nick Drake hörten; sommerliche Bootsausflüge und Picknicks im Greenwich Park, wo sie unterhalb der Sternwarte in der Sonne lagen und hinab auf den funkelnden Palast, die Themse und London schauten, während im Kofferradio die Beatles, Donovan, Bob Dylan und die Rolling Stones spielten und sangen ... Alle mittlerweile verschwunden, oder fast alle. Er hatte das Interesse an Popmusik verloren, kurz nachdem sich die Beatles aufgelöst und die Glitterbands in den frühen Siebzigern die Szene erobert hatten. Die alten Songs aber lösten bei ihm immer noch den gleichen Zauber aus.
      Er zündete sich eine Zigarette an und kurbelte das Fenster runter. Ein gutes Gefühl, wieder eigener Herr im eigenen Wagen zu sein. Sosehr er den Superintendent auch mochte, Banks war froh, dass Gristhorpe sich wieder in seine normale Rolle als Planer und Koordinator zurückgezogen hatte. Jetzt konnte er beim Fahren wieder rauchen und Musik hören.
      Noch wichtiger aber war, dass er gern allein arbeitete und das Gefühl nicht ertrug, dass ihm ständig jemand auf die Finger sah. Mit Hatchley und Richmond zurechtzukommen war kein Problem, aber wenn der Superintendent die Ermittlungen vor Ort leitete, war es schwer, sich nicht dauernd unter Beobachtung zu fühlen. Zu viele Chefs - das war

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